München – Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag von Wirecard hat das Amtsgericht München das Insolvenzverfahren über den Zahlungsabwickler eröffnet. Das teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Mittwoch in München mit. Jetzt werde 730 Mitarbeitern sowie dem Vorstand gekündigt.
Die Verfügungsgewalt über das Vermögen der Wirecard AG und sechs deutscher Wirecard-Gesellschaften gingen auf den Insolvenzverwalter über, und sie müssten Löhne und Gehälter nun wieder selbst erwirtschaften und bezahlen, erklärte Jaffé. Unter der vorläufigen Insolvenzverwaltung sei es gelungen, «das laufende Geschäft zu stabilisieren und die Basis für eine weitere Fortführung zu schaffen». Aber um eine Fortführung zu ermöglichen und die Option für eine Verwertung des Kerngeschäfts zu erhalten, seien tiefgreifende Einschnitte dringend erforderlich. Auch Miet- und Leasingverträge würden gekündigt.
Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro
Der Zahlungsdienstleister hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt und Insolvenz angemeldet. Ex-Vorstandschef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.
Im Verkaufsprozess für das Kerngeschäft und die nicht insolvente Wirecard Bank AG «stehen wir aktuell mit mehreren namhaften Interessenten in Verhandlungen über einen Erwerb. Die Erlöse aus der Verwertung werden dabei den Gläubigern zugutekommen», sagte Jaffé. Die Verwertung weiterer Wirecard-Beteiligungen weltweit mache Fortschritte. Am 18. November finde die erste Gläubigerversammlung statt, voraussichtlich im Löwenbräukeller in München. (awp/mc/ps)