Wirecard sieht sich von Vorwürfen weitgehend entlastet

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Wirecard-Hauptsitz in Aschheim bei München. (Foto: Wirecard)

München – Der Zahlungsdienstleister Wirecard sieht sich nach einer Untersuchung wegen Korruptionsvorwürfen weitgehend entlastet. Die Prüfung durch die Kanzlei Rajah & Tann aus Singapur brachte dem Dax -Konzern zufolge zwar einige Unregelmässigkeiten ans Tageslicht. Scheinumsätze mit verschobenen Geldern oder gar Korruption hätten die Prüfer aber nicht festgestellt, teilte Wirecard am Dienstag in Aschheim bei München mit. Auch hinsichtlich einer strafrechtlichen Verantwortung der Konzernzentrale gebe es keine Erkenntnisse. Einzelne Mitarbeiter in Singapur könnten sich aber strafbar gemacht haben.

An der Börse wurden die Nachrichten mit einem Kurssprung quittiert. Die Wirecard-Aktie legte nach einer Handelsaussetzung am Nachmittag um fast 32 Prozent zu und lag zuletzt noch mit gut 25 Prozent im Plus bei 124,20 Euro. Von seinem Kursniveau von vor zwei Monaten ist das Papier aber immer noch ein gutes Stück entfernt.

Artikel der Financial Times übertrieben
Ende Januar waren die Wirecard-Aktien nach einem Bericht der «Financial Times» über angebliche bilanzielle Unregelmässigkeiten eingebrochen. Von 167,40 Euro zuvor ging es bis in den Februar hinein um fast die Hälfte auf 86 Euro nach unten, bevor der Kurs sich fing. Analyst Robin Brass von der Privatbank Hauck & Aufhäuser wertete die Untersuchungsergebnisse als Bestätigung seiner Einschätzung, dass die Artikel der Zeitung übertrieben gewesen seien.

In den Berichten waren einem Wirecard-Mitarbeiter in Singapur Kontomanipulationen und Dokumentenfälschung vorgeworfen worden. Dabei ging es um angebliche Scheinumsätze mit verschobenen Geldern – genannt Round-Tripping. Der Konzern hatte die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

Keine «riesigen» Fehler
Auch die Prüfer von Rajah & Tann fanden bei ihrer im Mai 2018 begonnenen Untersuchung keine riesigen Fehler. Im Jahr 2017 habe Wirecard einen Umsatz von 2,5 Millionen Euro fälschlicherweise verbucht, hiess es. Dieser soll nun mit dem Jahresabschluss 2018 korrigiert werden. Zudem sei im vergangenen Jahr eine Woche lang ein Vermögensgegenstand im Wert von 3 Millionen Euro fälschlicherweise bilanziert worden. Auch waren einzelne Umsatzbuchungen zwischen Konzerngesellschaften nicht klar nachvollziehbar.

Mit Blick auf fragwürdige Geschäftsvorgänge heisst es im Untersuchungsbericht, dass im Namen der Gesellschaft Vertragsentwürfe vorbereitet und unterschrieben worden seien, denen möglicherweise keine Geschäftsvorgänge zugrunde lagen. Allerdings seien die Verträge nicht abgeschlossen worden. Überhaupt habe sich nur einer dieser Entwürfe in Buchungen niedergeschlagen. Wirecard erklärt die Vorgänge damit, dass man die Vertragsentwürfe zwar vorbereitet habe, aber es zu den Geschäften am Ende nicht gekommen sei. Bei der im Untersuchungsbericht genannten Summe von 63 000 Euro handle es sich um eine Kostenerstattung für einen Partner.

Wirecard bestätigt Jahresprognose
Gemessen an Umsatz und Gewinn des Dax-Konzerns sind die beanstandeten Summen verhältnismässig kleine Beträge. So bestätigte die Wirecard-Führung am Dienstag ihre Prognose, im laufenden Jahr einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 740 und 800 Millionen Euro zu erreichen.

Für den Geschäftsbericht des vergangenen Jahres benötigt das Unternehmen jetzt aber drei Wochen mehr Zeit, um die Ergebnisse der Untersuchung darin einzuarbeiten. Statt am 4. April – wie eigentlich geplant – will Wirecard die Zahlen nun erst am 25. April vorlegen. (awp/mc/pg)

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