Jean-Sylvain Perrig, Chief Investment Officer (CIO) Union Bancaire Privée (UBP). (Foto: YouTube/UBP)
Genf – Anfang Jahr fiel die weltweite Konjunkturentwicklung enttäuschend aus. Angesichts der fortgesetzten äusserst freundlichen Geldpolitik der Zentralbanken, zeigten sich die Finanzmärkte eher unbeeindruckt. „Trotz des flauen Wachstums im ersten Quartal sind die Perspektiven gut und wir rechnen mit einer festeren Wirtschaftstätigkeit, die von positiven Überraschungen getragen wird“, erklärt Patrice Gautry, Chefökonom der Union Bancaire Privée (UBP). Das anziehende Wachstum und die steigenden Unternehmensgewinne verleihen risikoreichen Anlageklassen und insbesondere den Aktien weiterhin Auftrieb. Unter diesen Voraussetzungen hat das Ende 2013 definierte UBP Szenario weiter Bestand und dürfte sich in den kommenden Monaten verwirklichen.
Beschleunigtes Wachstum der Weltwirtschaft
Die konjunkturelle Erholung dürfte sich festigen; während das Wachstum in den USA wieder nach oben zeigt, hat Europa die Rezession hinter sich gelassen. Jenseits einer rein zyklischen Belebung stellen sich dank Unternehmensinvestitionen und einer kräftigeren inländischen Nachfrage die Faktoren einer dauerhaften Erholung ein. „In den kommenden Jahren dürfte ein neuer Produktivitätszyklus entstehen und das Wachstum ankurbeln“, so Gautrys Prognose. Die USA werden in der Wirtschaft, der Industrie und an den Finanzmärkten ihre Führungsrolle zurückerlangen.
Einige Schwellenländer, insbesondere China, ändern ihr Wachstumsmodell. Dies wird kurzfristig die Wirtschaftstätigkeit belasten, mittelfristig aber positive Folgen haben. Die UBP ist jedoch zuversichtlich, dass die chinesischen Behörden darüber wachen werden, dass dieser Übergang keine verheerenden Folgen für das weltweite Wachstum nach sich ziehen wird.
Aktien sind weiter zu bevorzugen
„Entgegen den Erwartungen kam es weder zu einem Anstieg der langfristigen US-Zinsen noch zu einer Versteilerung der Zinskurve“, betont Jean-Sylvain Perrig, Chief Investment Officer (CIO) der UBP. Der Rückgang der Zinsen am langen Ende überraschte zwar zahlreiche Investoren, ist aber unseres Erachtens auf drei wichtige Faktoren zurückzuführen: die Abwicklung umfangreicher Short-Positionen in langfristigen Anleihen, eine im ersten Quartal enttäuschende Wirtschaftstätigkeit und eine freundlicher als erwartete Geldpolitik der US-Notenbank Fed.
„Unser Szenario wird durch die Tendenz der langfristigen Sätze nicht in Frage gestellt. Wir rechnen weiter mit steigenden Zinsen, die durch ein kräftigeres Wachstum in den Industrieländern beflügelt werden“, führt Perrig weiter aus. In diesem Zusammenhang sind Unternehmensanleihen vorzuziehen, namentlich im High-Yield-Segment. Darüber hinaus bieten Auslandsanleihen von Schwellenländern interessante Gelegenheiten zur Nutzung von Zinsunterschieden (Carry), auch wenn die zu erwartenden Renditen niedriger als noch vor einem Jahr ausfallen. Im gegenwärtigen Umfeld sollten Investoren auf kurzfristige Laufzeiten setzen.
Aktien bleiben unsere bevorzugte Anlageklasse. Angesichts der steigenden Unternehmensgewinne, der Wirtschaftserholung in den Industrieländern und der teuren Anleihen, stellen die in absoluten Zahlen hohen Aktienbewertungen zum jetzigen Zeitpunkt kein Hindernis dar. „Obwohl wir seit Anfang Jahr eine Umschichtung von Wachtums- in defensive Werte beobachten, bleiben wir davon überzeugt, dass Innovation auf mittlere und lange Sicht ein zentrales Anlagethema sein wird“, schliesst CIO Perrig. Die grosse Anzahl von Fusionen-Akquisitionen und die von den Gesellschaften getätigten Aktienrückkäufe dürften die Aktienmärkte weiter beflügeln.
Aus diesen Gründen gehören Innovation (vor allem amerikanische Wachstumswerte), Europa und seine Peripherieländer zu unseren Favoriten. Die Schwellenländer bieten zwar relativ niedrige Bewertungen, doch infolge ihres beschränkten Engagements zur Erzielung von Produktivitätssteigerungen fällt das Haussepotential der Unternehmensmargen hier sehr ungewiss aus. Wir halten an unserem Schwerpunkt auf die grossen Börsen der Industrieländer fest. (UBP/mc/ps)