Wolfgang Bliem, CEO Grand Casino Luzern AG, im Interview

Wolfgang Bliem

Wolfgang Bliem, CEO der Grand Casino Luzern AG und der Kursaal-Casino AG Luzern. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Bliem, das Geldspielgesetz ist von den Schweizer Stimmbürgern mit grosser Mehrheit angenommen worden. Wie gross ist der Stein, der Ihnen vom Herzen gefallen ist?

Wolfgang Bliem: Ich habe darauf vertraut, dass das Schweizer Stimmvolk die Wichtigkeit der Lotterien und Casinos für das Gemeinwohl erkennt und nicht möchte, dass weiterhin hunderte Millionen Franken in Steueroasen abfliessen. Insofern war für mich nur die Höhe des Resultats überraschend. Gewinner sind in erster Linie die AHV, Sport und Kultur sowie der Spielerschutz. Für die Spielbanken bietet das Gesetz eine gute Grundlage für ihre Weiterentwicklung im Interesse der ganzen Gesellschaft.

Nach wahrscheinlichem Zeitplan und unter der Voraussetzung, dass dem Grand Casino Luzern eine Lizenz erteilt wird, dürfen Sie nun ab kommendem Jahr auch im Internet Glücksspiele anbieten. Sie haben ja bereits 2009 die Casino Online AG gegründet. Was wurde in dieser Zeit entwickelt?

Tatsächlich verfolgen wir das Thema Onlineglücksspiel schon seit seinen frühen Anfängen. Im Zuge dessen kam es später auch zur Gründung der Casino Online AG, deren Fokus bis anhin auf der Marktbeobachtung, Evaluierung und Strategieentwicklung lag.

«Ich habe darauf vertraut, dass das Schweizer Stimmvolk die Wichtigkeit der Lotterien und Casinos für das Gemeinwohl erkennt und nicht möchte, dass weiterhin hunderte Millionen Franken in Steueroasen abfliessen.»
Wolfgang Bliem, CEO Grand Casino Luzern AG

Welche Aktivitäten planen Sie? Testen Sie wie andere Casinos bereits Spiele auf Online-Plattformen?

Diese Frage lässt sich heute noch nicht beantworten. Konkrete Angaben zu allen Aspekten unserer Pläne können wir nach Einreichung unseres Konzessionsgesuchs geben.

Sind Kooperationen mit ausländischen Anbietern ein Thema?

Im Moment sind noch viele Fragen zur konkreten Umsetzung offen, da sich die bundesrätliche Verordnung derzeit in der Vernehmlassung befindet.

Wie viele Anbieter wird der Schweizer Markt verkraften?

Grundsätzlich ist der Schweizer Markt sehr attraktiv. Smartphones sind weit verbreitet und die Kaufkraft ist hoch. Wir gehen daher davon aus, dass es viele Anbieter verträgt, auch weil mit den Zugangssperren der Markt auf konzessionierte Anbieter eingeschränkt wird und sich seriöse internationale Anbieter aus dem Markt zurückziehen werden.

Wie viel wird die Grand Casino Luzern AG in diesen Bereich investieren?

Auch hier können wir heute keine konkreten Angaben und Zahlen nennen, da noch zu viele Fragen offen sind.

Sind die anstehenden Investitionen auch der Grund für den Verzicht auf eine Dividende?

Der Einstieg ins Online-Gaming erfordert erhebliche Investitionen. Der Verwaltungsrat prüfte intensiv verschiedene Optionen, mit denen wir die Eigenfinanzierungskraft der Grand Casino Luzern Gruppe stärken und diese zukunftsgerichteten Investitionen optimal vornehmen können. Nach Prüfung aller Optionen entschied sich der Verwaltungsrat, der Generalversammlung einen Verzicht auf die Dividendenauszahlung zu beantragen. Die einbehaltenen Mittel stärken die Eigenfinanzierung und schaffen optimale Voraussetzungen für Start ins Online-Gaming.

«Der Einstieg ins Online-Gaming erfordert erhebliche Investitionen.» 

Neben dem Ausschluss ausländischer Anbieter war im Abstimmungskampf viel von der Spielsucht die Rede. Wie engagiert sich das Grand Casino Luzern in diesem Bereich?

Wir sind bestrebt, dass sich das Spielverhalten eines jeden in vergnüglichem und angemessenem Rahmen bewegt. Spielen soll ein erfreulicher Teil der Freizeitgestaltung und ein Beitrag zur Erholung sein.
Unser Sozialkonzept basiert auf den gesetzlichen Grundlagen des Spielbankengesetzes und der Verordnung zum Spielbankengesetz und der in den letzten Jahren unter wissenschaftlicher Begleitung stetig weiterentwickelten Praxis. Das von der «Hochschule Luzern – Soziale Arbeit» entwickelte Sozialkonzept wird permanent in seiner Umsetzung evaluiert und durch ein jährliches Audit im Qualitätsentwicklungsprozess unterstützt.
Alle unsere Mitarbeiter, die mit Gästen in direktem Kontakt sind, werden speziell darauf geschult, problematisches Spielverhalten frühzeitig zu erkennen. So können spielsuchtgefährdete Gäste von uns frühzeitig erkannt und die entsprechenden Massnahmen zu ihrem Schutz eingeleitet werden.

Wie sieht es in diesem Bereich für Online-Gaming aus?

Für die kommende Erweiterung unseres Angebots im Online-Bereich sind die neuen Anforderungen und Richtlinien im neuen Geldspielgesetz geregelt. Die technischen Möglichkeiten im geplanten Online-Bereich werden es möglich machen, noch früher und direkter auf ein problematisches Spielverhalten zu reagieren und direkte Massnahmen zum Schutz der Spieler zu setzen. Zudem greifen wir auf die erprobte Organisation und die Möglichkeiten aus dem landbasierten Bereich zurück. Mit der Verbindung des landbasierten Casinos mit dem Online-Angebot aus einer Hand erreichen wir eine Gesamtbetrachtung der Spieler und einen integrierten Sozialschutz.

Ende letzten Jahres haben Sie in Luzern erstmals E-Sports-Turniere durchgeführt. Welche Erfahrungen konnten Sie dabei machen?

Der Trend E-Sports ist nun definitiv in der Schweiz angekommen. Die Nachfrage nach E-Sports-Veranstaltungen ist hoch und die Resonanz bisher sehr positiv. Mit dem Panoramasaal konnten wir RoyalCup, dem Veranstalter, eine optimale Bühne für die Turniere bieten. Die Teilnehmer sind aus der ganzen Schweiz angereist, auch Profis waren mit von der Partie.

«Unser Ziel ist es, der Schweizer E-Sports-Szene Raum zu geben und unsere Rolle als optimaler Austragungsort von Turnieren weiterhin auszubauen.»

Wie sehen Sie die Entwicklung von E-Sports in der Schweiz und welche weiteren Pläne verfolgen Sie in diesem Bereich?

E-Sports wird immer populärer: Mittlerweile gibt es nicht nur zahlreiche Ligen und Turniere, sondern sogar eigene Leistungszentren. Immer mehr Grosssponsoren interessieren sich für den digitalen Sport. In Deutschland denkt die Politik bereits darüber nach, E-Sports als offiziellen Sport anzuerkennen. Wir gehen davon aus, dass die öffentliche Anerkennung, die Beliebtheit und die Zuschauerzahlen von E-Sports auch in der Schweiz kontinuierlich steigen werden. Unser Ziel ist es, der Schweizer E-Sports-Szene Raum zu geben und unsere Rolle als optimaler Austragungsort von Turnieren weiterhin auszubauen.

Die Schweizer Casinos verzeichneten im vergangenen Jahr gesamthaft tiefere Spieleinsätze, in Luzern konnten die Bruttospielerträge hingegen um 2,5% erhöht werden. Woher rührt die höhere Spielfreude?

Dieser positive Trend zeigt: Unsere Strategie und die Geschäftsführung stimmen: Wir liegen richtig mit der konsequenten Ausrichtung auf ein innovatives Spiel- und Unterhaltsangebot und auf die Aktivitäten in der Gastronomie und in den Bankett- und Tagungsräumen. Unsere Gästezahl und der Bruttospielertrag steigen. Dies ist der Verdienst unserer engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Erfolg ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Das attraktive Gesamtangebot, die Fokussierung auf ein innovatives Produktangebot, den im Geschäftsjahr 2016 getätigten Umbau, die Anpassung der Öffnungszeiten am Vormittag sowie die Aktivitäten unseres Kundenclubs.

Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung in der Gastronomie im vergangenen Jahr?

Die Gastronomie leistet einen sehr wichtigen Beitrag zu unserem Gesamtkonzept, sei es bei der Imagepflege bei einem älteren Publikum mit einem GaultMillau Restaurant, bei den Jungen und Junggebliebenen im Eventbereich Casineum oder bei zahlreichen Anlässen für Unternehmen, private Veranstalter sowie Stadt und Kanton. Die Attraktion unseres Hauses basiert auf einem starken und diversifizierten Unterhaltungsangebot und alle Bereiche haben zu dieser positiven Entwicklung und dem guten Resultat beigetragen.

Letzte Frage: Welches ist ihr favorisiertes Glücksspiel?

Mich begeistert Black Jack! Es ist ein einfaches Spiel, schnell zu verstehen und man kann selbst Entscheidungen treffen, seine Spielstrategie verbessern und ist nicht dem reinen Zufall, wie bei Roulette, ausgeliefert.

Herr Bliem, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Wolfgang Bliem ist seit 2003 CEO der Grand Casino Luzern Gruppe und Verwaltungsrat sowie Delegierter der Casino Online AG. Bliem ist Absolvent der Wirtschaftsuniversität Wien und hat das Executive Development Program der Universität von Nevada absolviert. Wolfgang Bliem ist ein Hobbysportler und gerne mit dem Mountain Bike oder Snowboard in der Natur unterwegs.

Grand Casino Luzern
Firmeninformationen bei monetas

 



Zusätzliche Informationen zur Kursaal-Casino AG Luzern wie

finden Sie bei der Zürcher Kantonalbank hier…


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