Worldwide Equity Research: Boden bei Aktien noch nicht erreicht
Von Dietmar Lohrmann, CEO Worldwide Equity Research AG.
Zug – Dietmar Lohrmann, CEO der Worldwide Equity Research, sieht den Boden an den Aktienmärkten noch nicht erreicht. Die fälligen Erholungen werden nach seinen Signal-Auswerungen zu neuen Tiefständen führen.
Die Schweizer Nationalbank (SNB) schreckte am 6. September mit einem Paukenschlag die Märkte auf. Sie werde, so der offizielle Wortlaut, Wechelkurse zum Euro unter 1.20 Franken «nicht mehr zulassen». Ob das nun eine Fixierung des Kurses werden soll, oder ob man gewaltige Mengen von Euro gegen frisch gedruckte Franken kaufen will, blieb offen. Die Wirkung war aber immerhin da – der Kurs schnellte innert Minuten von 1.10 auf über 1.20 Franken hoch. Zwei Dinge verdeutlicht dieses Wechselkurs-Ereignis: Erstens ist es sehr gefährlich in diesem Markt mitzuspielen und zweitens liegen die Nerven blank – auch bei den Zentralbanken. Die SNB riskiert, sofern Franken jetzt tatsächlich gedruckt werden, generell die unabhängige Existenz der Schweiz.
Bearmarkt könnte historische Dimensionen erreichen
In den Aktienmärkten hatten wir eine kurzfristige Sell-Flag gesehen. Diese wurde inzwischen ausgelöst. Noch immer sind die kurzfristigen Stopps und die Formationen, die diese Flag definierten, positiv, so dass der Druck noch nicht beendet ist. Zwei wichtige Erscheinungen haben seit dem letzten Bericht stattgefunden: Langfristige Modelleinbrüche in den Monatscharts befinden sich negativ auf Rekordniveau. Noch nie konnten wir seit dem Start der Statistik-Berechnungen im WER-System (2006) ein so tiefes Niveau feststellen. Damit erreicht dieser Bearmarkt wohl historische Dimensionen. Und die mittelfristige Buy-Impulse (10) stiegen auf das höchste Niveau seit März.
httpv://www.youtube.com/watch?v=0HQSyzdo7Jg
Dietmar Lohrmann von Worldwide Equity Research erklärt im Video das WER Analysesystem
Nur noch das langfristige Trend-Ranking leicht positiv
Klar ist, dass beide Signale nicht zeitgleich wirken. In den Monatscharts erkennt man den langfristigen Charakter der Baisse. In den Wochencharts, aus denen die Buy-Impulse resultieren, regiert eher das Timing bezüglich einer Reflex-Rally. Nun war die Rally über die kurzfristigen Impulse eher dürftig ausgefallen. Mithin sind die mittelfristigen Buy-Impulse die „letzte“ Chance die Indizes zu befördern. Sollte auch diese Indikation „verpuffen“, dann geht es weiter ungebremst in den Orkus. Zunächst aber haben die Buy-Impulse zumindest aufschiebende Wirkung und es können noch weitere dazu kommen. Das wird aber nur dann der Fall sein können, wenn in dieser Woche mindestens das Niveau vom letzten Freitag erreicht wird. Ansonsten werden zusätzliche Abwärtstrends aktiviert. Gegenwärtig ist nur noch das langfristige Trend-Ranking leicht positiv. Kurz- und mittelfristig sind die Trend-Verteilungen negativ, aber noch ansteigend. Fassen wir alle Rankings zusammen, so ist das alles negativ und schon wieder fallend.
Kurzfristig bleibt ein deutlicher Druck auf den Märkten
Das Fazit ist wenig erfreulich: Die meisten Aktienmärkte/Indizes befinden sich seit Juni im definierten Bearmarkt, der im Juli/August in der ersten Stufe umgesetzt wurde. Damit verbunden ist eine langfristige Definition, die gewöhnlich über ein Jahr bis zum endgültigen Tief benötigt. Kurzfristig bleibt ein deutlicher Druck auf den Märkten, der aber im Rahmen der mittelfristigen Buy-Impulse abgebaut werden kann. Somit würde eine Reflex-Rally immer noch in den kürzeren Horizont passen. Zieht man dann noch die Standard-Technik aus den Tagescharts heran, so sind dort die letzten Tiefpunkte nicht bestätigt worden. Es liegen also kurzfristige bullishe Divergenzen vor, welche zuerst abgearbeitet werden müssen. Leider gibt es solche in den Wochen- und Monatscharts nicht. Wahrscheinlich passiert also folgendes: Die Indizes versuchen erneut eine Reflex-Rally, welche stark oder schwach ausfallen kann. Danach wird es zu weiteren Tiefpunkten kommen. (WER/mc/hfu)