Dietmar Lohrmann.
Von Dietmar Lohrmann, CEO Worldwide Equity Research AG.
In den vergangegenen Wochen hat sich der Dax im fast 4-Tages-Takt um jeweils 10 Prozent nach oben und nach unten bewegt. Diese Bewegungen sind ein klares Zeichen für einen dominierenden Bearmarkt. Deshalb ist die Unterscheidung zwischen strategischer und taktischer Ausrichtung wichtiger denn je.
In einem Aktien-Bearmarkt, in dem wir uns per Definition seit Juni befinden, kann die strategische Ausrichtung nur “short” oder “abgesichert” lauten, falls man Aktien besitzt. Das gilt für diejenigen Investoren, die einen längeren Anlagehorizont bevorzugen (Monate, statt nur Tage oder Wochen). Viele Anleger haben aber diesen Einbruch im Juni nicht gesehen und befinden sich in der unangenehmen Situation, die Aktienmärkte nicht rechtzeitig verlassen oder abgesichert zu haben.
Taktisch gegen den strategisch fallenden Markt operieren?
Für diese und für kurzfristig orientierte Investoren sind nun die taktischen Signale bedeutend. Alle anderen sollten derweil nur auf einen neuen Short-Punkt warten. Oft wird diese Unterscheidung nicht oder nur mangelhaft umgesetzt. Eine Bearmarktrally ist lediglich eine Bewegung gegen die generelle Richtung. Operationen gegen die generelle Richtung können interessant sein, erweisen sich aber oft als gefährlich, da sie von einer hohen Volatilität begleitet werden, für die man einige Nerven benötigt. Wer also taktisch gegen den strategisch fallenden Markt operiert, kann rasch auf der falschen Seite stehen. Dass Bearmarkt-Rallies oft stark ausfallen, ist zudem keine Garantie, dass dies immer der Fall sein muss. Wer sich auf Edelmetalle, Bonds oder Devisen konzentrieren hat, steht heute besser da. Aber vor einer massiven inflationären Variante dürfte es wahrscheinlich zuerst zu einer deflationären Entwicklung kommen.
httpv://www.youtube.com/watch?v=0HQSyzdo7Jg
Dietmar Lohrmann von Worldwide Equity Research erklärt im Video das WER Analysesystem
Devisen und Bonds
In solchen Phase bleiben für Anlagen strategisch nur noch Devisen und Bonds übrig. Edelmetalle und andere Rohstoffe werden kaum vom Fleck kommen oder sogar fallen. Für Gold erachten wird die Marke bei 1650 Dollar pro Unze als sehr wichtig. Von diesem aktuellen Preisniveau aus hier kann im Rahmen einer Erholung an den Aktienmärkten ein Anstieg bis 1750/1800 Dollar erfolgen..
Zurück zu den Aktien: Die taktische und strategische Signale und Indikationen aus dem WER-System sind aktuell gegenläufig, was für eine taktische Rally spricht, die wir ja in den letzten Tagen gesehen haben. Der Dax stieg von knapp 5150 auf zeitweise 5880 Punkte (innert vier Tagen). Solche Indikationen gab es aber schon öfters, und die Aktien kamen dennoch nicht bis zu den theoretischen Zielen. Taktisch long zu sein im aktuellen Umfeld birgt somit viel Risiken. Die Gefahr, auf dem falschen Fuss erfasst zu werden, besteht immer. Vor allem, wenn die Rally schon nahe zum theoretischen Ziel geführt hat. Beim Dax liegt es nach den WER- Berechnungen bei 6400 Punkten. Ob dieses Ziel erreicht wird, ist jedoch offen. Bisher hat die WER-Datenbank noch keine Short-Signale generiert. Gundsätzlich gilt: Nur wer sich der Güterabwägung zwischen taktisch und strategisch stellt, kann bei diesem Bearmarkt erfolgreich operieren. (WER/mc/hfu)