Herr Ledru, welche Bedeutung hat der Kunstmarkt im Wealth Management der Reyl-Gruppe?
Die Reyl-Gruppe war für ihre Privatkunden schon immer im Kunstbereich aktiv und ist am Kunstmarkt bereits gut bekannt. Über ihr Wealth Management und ihren Geschäftsbereich Corporate & Family Governance hat die Bank vielen Kunden bei der Strukturierung und Finanzierung ihrer Transaktionen in Europa, Asien oder im Nahen Osten geholfen.
Wir sehen Kunst als zunehmend für Vermögensverwaltungszwecke genutzten Vermögenswert an, der in der Zukunft immer wichtiger werden dürfte. Dies insbesondere weil die jüngeren Generationen mit unterschiedlichen Lebens- und Karrierezielen die traditionellen Ansätze für die Vermögensverwaltung im Rahmen der mehrere Generationen übergreifenden Vermögensplanung in Frage stellen.
Im Hinblick auf Kunst als Anlageinstrument haben wir festgestellt, dass Interesse an festverzinslichen Produkten mit Kunst als Basiswert besteht. Deshalb wir beschlossen, zusammen mit Link-Management, einem der führenden europäischen Unternehmen für Kunstberatung, eine Initiative für die Beleihung von Kunstwerken ins Leben zu rufen. Wir haben die erste Transaktion bereits abgeschlossen. Sie war um 30% überzeichnet – ein Zeichen für die lebhafte Nachfrage nach Anlagen mit Kunstbezug.
Ist das Geschäft mit Kunstdarlehen interessant rsp rentabel?
Kunstdarlehen sind für uns in mehrerer Hinsicht interessant: Erstens gibt Griffin Art Partners unseren Kunden die Möglichkeit, in Schuldverschreibungen zu investieren, die direkt durch Kunstwerke unterlegt sind. Damit bieten wir ihnen ein diversifiziertes Produkt mit geringem Risiko abseits des Marktes. Andererseits bietet die Plattform unseren Kunden die Möglichkeit, Kredite aufzunehmen und mehr aus ihrer Kunstsammlung herauszuholen. Indem wir diese Art von Anlagen unseren Kunden, aber auch anderen Privatbanken, Family Offices oder privaten Anleihenfonds vorschlagen, können wir massgeschneiderte Mehrwertlösungen bieten, die Kunden von einem innovativen Bankpartner zurecht erwarten sollten.
Sehen Wealth-Management-Kunden den Kauf von Kunstwerken als Geldanlage oder Liebhaberei an? Oder als Mischung aus beidem?
Alle Profile und Generationen gehen auf unterschiedliche Weise an Kunst heran. Einige Kunden nehmen Kunst nur als Anlageklasse wahr, die eine Diversifikation bietet und zugleich eine geringe Korrelation zu anderen Investments aufweist. Diese Personen möchten in Kunstdarlehen investieren, um die Diversifikation ihrer Portfolios zu optimieren und dabei nur ein minimales Risiko einzugehen. Tatsächlich ist der Beleihungswert sehr konservativ, den Griffin Art Partners für Finanzierungszwecke ansetzt. Sie liegt bei 30% bis 50% einer niedrigen Schätzung. Andere Kunden haben eine echte Leidenschaft für Kunst und möchten daher gerne in ein Produkt investieren, an dem sie ein echtes Interesse haben.
Würden Sie Ihren Kunden empfehlen, als langfristige Geldanlage in Kunst zu investieren?
Unserer Meinung nach ist Kunst für Privatanleger definitiv zu einer Anlageklasse für sich geworden. Kunst bleibt mit Sicherheit ein Wertspeicher und kann deshalb als langfristige Anlage angesehen werden.
Erkennen Sie einen Zyklus im Kunstmarkt und wie stellt sich dieser dar?
Wie die meisten Anlageklassen dürfte der Kunstmarkt volatil bleiben. Die Diversifikation des Portfolios ist eine wichtige Voraussetzung, um mögliche Abschwünge zu überstehen, die in der Zukunft eintreten könnten. Die Welt der Kunst unterliegt definitiv Zyklen. Die sehr hochwertige Marktnische, in der wir aktiv sind, erwies sich jedoch in den letzten Jahren als widerstandsfähiger und weniger zyklusanfällig. Die Partnerschaft mit dem Kunstberatungsunternehmen Link-Management stellt sicher, dass wir bestimmte Trends am Kunstmarkt antizipieren können. (Reyl & Cie/mc/ps)