Zahl der Millionäre steigt auf 358’400 in der Schweiz
Zürich – Während das Vermögen der Millionäre weltweit mit vier Prozent nur moderat angestiegen ist, wuchs es in der Asien-Pazifik-Region im Jahr 2015 um 9,9 Prozent. Der asiatisch-pazifische Raum führt somit erstmals das Wohlstandsranking sowohl als Region mit den meisten High Net Worth Individuals (HNWI) als auch dem grössten Vermögen vor Nordamerika an. Als HNWI gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von über einer Million US-Dollar verfügen. Davon ausgenommen sind selbstgenutzte Immobilien sowie Sammlungen wertvoller Objekte und Verbrauchsgegenstände. In der Asien-Pazifik-Region lebten im Jahr 2015 5,1 Millionen HNWI mit einem Gesamtvermögen von 17.4 Billionen US-Dollar, in Nordamerika dagegen besassen 4,8 Millionen Millionäre 16.6 Billionen US-Dollar, so die 20. Ausgabe des World Wealth Report (WWR) von Capgemini.
Im Jahr 2015 erreichte das globale HNWI-Vermögen 58,7 Billionen US-Dollar (plus vier Prozent), während die Zahl der Millionäre um 4,9 Prozent auf 15,4 Millionen gewachsen ist. Verglichen damit stieg die Zahl der Millionäre in der Schweiz mit 4,5 Prozent auf 358.500 (Vorjahr 343.100) etwas schwächer an.
Seit 1996 hat sich das Vermögen der HNWI weltweit vervierfacht. Wenn das derzeit moderate Wachstum anhält, wird es bis 2025 auf 100 Billionen US-Dollar anwachsen. Nur knapp ein Drittel dieses Vermögens wird derzeit von Vermögensverwaltern gemanagt, was für diese Firmen zeitgleich Chance und Herausforderung bedeutet, diese Vermögenswerte bei sich zu konsolidieren.
„Bemerkenswert ist, dass nur ein Drittel des Vermögens der HNWI tatsächlich von Vermögensverwaltern gemanagt wird – dies zeigt, wie gross das Wachstumspotenzial für Finanzdienstleister in diesem Segment ist“, so Tobias Wolf, Leiter Banking Schweiz bei Capgemini Consulting. „Es werden künftig solche Firmen auf dem Markt die Nase vorn haben, die die klassischen Fähigkeiten einer Vermögensverwaltung mit den Anforderungen an ein digital integriertes Kundenerlebnis kombinieren können. Wachstumspotenziale erschliessen wird, wer eigene fachliche Expertise gezielt um digitale Fähigkeiten von FinTechs ergänzt und eine solche State-of-the-art-Dienstleistung zu Gebührenmodellen, die stärker Performance-orientiert sind, anbietet.”
Asien-Pazifik-Region für Wachstumssteigerung in den Startlöchern
Die Asien-Pazifik-Region ist ein Wachstumsmotor, der die Anzahl der HNWI und ihr Vermögen in der vergangenen Dekade verdoppelt hat. Das Vermögen wuchs dabei um 9,9 Prozent allein im Jahr 2015 und damit um mehr als vier Mal so viel, wie in Nordamerika, wo der Reichtum um 2,3 Prozent gewachsen ist. Im Vorjahr konnte Nordamerika noch eine Wachstumsrate von 9,1 Prozent aufweisen. Legt man eine offensivere Wachstumsprognose an, wird der Asien-Pazifik-Raum in zehn Jahren zwei Fünftel des weltweiten HNWI-Vermögens repräsentieren, sofern der Anstieg der Tendenz zwischen 2006 und 2015 folgt. Damit überstiege der dortige Kapitalbesitz das gesamte Vermögen in Europa, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und Afrika zusammen, so der Report. Japan und China sind dabei die regionalen Treiber, die fast 60 Prozent des globalen Wachstums der HNWI-Bevölkerung im Jahr 2015 ausmachten.
Das Wachstum der Millionärszahl im Asien-Pazifik-Raum war mit 9,4 Prozent nicht nur fast doppelt so hoch wie in Europa (4,8 Prozent), sondern überholte Nordamerika (2,0 Prozent) im letzten Jahr deutlich. Lateinamerika wurde durch das schlechte Abschneiden Brasiliens beeinträchtigt, das sowohl bei der Millionärsdichte (minus rund acht Prozent) als auch an Vermögen (minus rund sechs Prozent) verlor. Durch das negative Wachstum in dieser Region konnte auch das Vermögen der Ultra-HNWI das generelle Wachstum des HNWI-Vermögens im vergangenen Jahr nicht verstärken. Als Ultra-HNWI gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens 30 Millionen US-Dollar verfügen. Ausgenommen von Lateinamerika, ist das Vermögen der Ultra-HNWI allerdings deutlich stärker gestiegen als andere Vermögen; das gilt sowohl für das Jahr 2015, als auch für das annualisierte Wachstum im Zeitraum von 2010 bis 2014.
Chance für Vermögensverwalter
Vermögensverwalter sind in einer grundsätzlich guten Ausgangslage, um sich ein grösseres Stück vom Kuchen des steigenden Millionärsvermögens zu sichern. Die HNWI zeigten bei der Befragung im Jahr 2015 ein deutlich grösseres Vertrauen in Vermögensverwalter (plus 17 Prozentpunkte) und Finanzmärkte (plus 30 Punkte) als noch zwölf Monate zuvor. Während das Vertrauen in den einzelnen Vermögensberater stagniert, sind 74 Prozent der HNWI mit der Beziehung zu ihrer primären Vermögensverwaltungsgesellschaft zufrieden und 54 Prozent deuteten an, dort weiteres Kapital bündeln zu wollen. Bisher liegen nur 32 Prozent des Vermögens bei Vermögensverwaltern.
Betrachtet man die HNWI nach Altersgruppen, wandten sich diejenigen, die jünger als 40 Jahre alt sind, mit 27,5 Prozent seltener an Vermögensverwalter als die über 60-jährigen (42,2 Prozent). Bei der regionalen Betrachtung sind es die nordamerikanischen HNWI, die mit 39 Prozent den im Vergleich höchsten Anteil ihres Vermögens von Vermögensverwaltern betreuen lassen.
Vertrauensbasis mit den richtigen Fähigkeiten hebeln
Damit Vermögensverwalter Kapital aus dem gestiegenen Vertrauen schöpfen und mehr Vermögen der HNWI betreuen können, sind nach den Ergebnissen des WWR mehrere Fähigkeiten wichtig. Die drei wichtigsten Kriterien in Bezug auf klassische Fähigkeiten, nach denen sich HNWI bei der Auswahl ihrer Vermögensverwalter richten, sind: Anlageberatung (47 Prozent), Expertise in der Finanzplanung (40 Prozent) und Zugang zu Investitionsmöglichkeiten (40 Prozent). Zusätzlich zeigt die Studie, dass fast die Hälfte der Millionäre (48 Prozent) ihr Vermögen wachstumsorientiert investieren will. Da nach diesem Ansatz mehr Kapital in alternative Investments angelegt wird als bisher, müssen Vermögensverwaltungsfirmen ihre Investmentexpertise deutlich erweitern. Neben den klassischen fachlichen Fähigkeiten ist der Reifegrad relevanter digitaler Fähigkeiten bei der Wahl eines Vermögensverwalters aus Sicht der HNWI entscheidend (72 Prozent). Nicht zuletzt wenden sich HNWI vermehrt Gebührenmodellen zu, die nach Performance abrechnen. Dies zwingt Firmen dazu, ihre traditionellen Modelle zu überdenken. (Capgemini/mc/ps)