Zahlreiche Steuersünder haben letzte Frist genutzt
Zürich – In zahlreichen Kantonen haben Steuersünder gerade noch rechtzeitig die Gelegenheit gepackt, versteckte Vermögen offen zu legen. Seit diesem Monat weht nämlich im Umgang mit Steuerdaten ein härterer Wind.
Seit dem 1. Oktober ist das Versteckspiel mit dem Fiskus riskant: Seit dann nämlich gilt der Automatische Informationsaustausch (AIA). Die Schweiz tauscht mit anderen Staaten automatisch Informationen über Finanzkonten aus. Die Steuerverwaltungen kontrollieren künftig, ob die Steuerpflichtigen ausländische Konten deklariert haben. Ist dem nicht so, drohen Strafverfahren.
Bis zum 30. September gab es aber die Möglichkeit zur Reue: Steuersünder konnten eine Selbstanzeige machen und straflos bleiben. Diese Möglichkeit bestand seit dem Jahr 2010. Und jedes Jahr gab es in fast allen Kantonen ein paar mehr, die diesen Notausgang benutzten. In den beiden Vorjahren kam es in zahlreichen Kantonen zu Selbstanzeige-Rekorden.
Hohe Zahl, kaum Rekorde
Auch dieses Jahr flatterten bei den Steuerverwaltungen zahlreiche Selbstanzeigen ein. Rekorde werden aber aber kaum mehr gebrochen. Offenbar haben die meisten Steuersünder früh genug reinen Tisch machen wollen. Einige dafür in letzter Minute.
«Im September haben wir im Vergleich zu den anderen Monaten einen merklichen Anstieg festgestellt», sagte etwa Tanja Bertholet, Sprecherin der kantonalen Steuerverwaltung Bern, auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA. Insgesamt waren es in diesem Jahr bis zur letzten Frist Ende September im Kanton Bern 2710. Im Vorjahr waren es noch über 4500.
Im Kanton Schwyz gingen von Anfang Jahr bis am 30. September 689 Selbstanzeigen ein. Im Vorjahr waren es noch mehr als 770. Das nachdeklarierte Vermögen beläuft sich auf rund 150 Millionen Franken.
Im Kanton Obwalden sind 96 Selbstanzeigen eingegangen, noch etwa halb so viele wie im Vorjahr. Was das finanziell für den Kanton bedeutet, sei noch nicht klar.
Seit Anfang Jahr gingen im Kanton Uri 61 Selbstanzeigen ein, die nachdeklarierte Vermögensumme steht erst dann fest, wenn sämtliche Anzeigen behandelt sind. 2017 war die Zahl auf rund 100 Selbstanzeigen markant angestiegen nach durchschnittlich rund 25 Fällen in den Vorjahren.
Im Kanton Nidwalden wurden 91 Selbstanzeigen eingereicht. Zum Umfang der Gelder macht das Steueramt keine Angaben. Im Kanton Nidwalden sind Selbstanzeigen auch nach dem 30. September 2018 noch möglich. Die Straflosigkeit wird gemäss Steuerverwaltung im Einzelfall abgeklärt.
Auch der Kanton Luzern nimmt weiterhin Selbstanzeigen straflos entgegen, sofern zum Zeitpunkt der Selbstanzeige keine verfügbaren Informationen per AIA, Denunzierung oder sonstige Meldungen vorliegen. Zur Zahl der Selbstanzeigen äussert sich der Kanton Luzern erst im Januar – 2017 lag die Zahl mit 656 so hoch wie nie zuvor. Der Gesamtertrag lag bei 15,5 Millionen Franken.
Zählung Ende Jahr
Auch andere Kantone, darunter Zürich und St.Gallen, werden die Selbstanzeigen erst Ende Jahr zählen. Zug wagt trotz fehlender Zählung eine Prognose: Nach 190 im Jahr 2017 dürften es 2018 nochmals 250 bis 300 sein. Auch die Walliser rechnen in diesem Jahr mit Mehrarbeit.
Mehr Bürger als im Vorjahr haben auch im Kanton Appenzell Ausserrhoden die letzte Chance gepackt: 266 Personen machten eine Selbstanzeige. Im Vorjahr waren es mit 220 etwas weniger. Keine Informationen gibt es zu Appenzell Innerrhoden: Der Kanton befürchtet aufgrund seiner Kleinräumigkeit, dass bei Informationen auf Personen geschlossen werden könnte.
Im Thurgau haben sich in den ersten neun Monaten des Jahres 187 Steuersünderinnen und Steuersünder angezeigt (Vorjahr 238). Das deklarierte Vermögen beträgt insgesamt 78 Millionen Franken. In Glarus waren es 240 Selbstanzeigen.
Der Kanton Aargau hat rund 950 Selbstanzeigen registriert (Vorjahr 1113). Dabei wurden bislang der Besteuerung vorenthaltene Vermögenswerte in der Gesamthöhe von rund 200 Millionen Franken zur Nachbesteuerung angemeldet.
Im Kanton Solothurn haben sich 660 Personen (Vorjahr 913) selber angezeigt und eine Gesamtsumme von 126,5 Millionen Franken deklariert. «Die Höhe der nachgemeldeten Vermögen ist sehr unterschiedlich und reicht von einigen Euros auf einem ausländischen Konto bis 25 Millionen Franken», sagt Flavia Bacchetta Geissler vom Steueramt des Kantons Solothurn.
Etwa konstant blieb die Zahl im Kanton Schaffhausen mit 160. In Basel-Stadt waren es 623 und im Kanton Basel-Landschaft 1012. In beiden Kantonen sind das deutlich weniger als im Vorjahr, als es Kanton Basel-Landschaft beispielsweise noch einen Rekordstand gab.
Geldsegen
Im Vorjahr führte übrigens der Kanton Genf die Liste der Spitzenreiter an: Mehr als 10’800 Steuersünder deklarierten Gelder. Seit 2010 ist die Zahl der straflosen Selbstanzeigen nun auf 21’117 angewachsen, wie die Steuerverwaltung sagte.
Für den Kanton ist das ein Segen: Mehr als 5,5 Milliarden Franken Vermögen seien dadurch legalisiert worden, was dem Kanton hunderte Millionen Einnahmen bringt. (awp/mc/ps)