Pensionskassen setzen zunehmend auf die Vergabe von Hypotheken
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Zürich – Im aktuellen Tiefzinsumfeld beabsichtigen viele Schweizer Pensionskassen, die Vergabe von Hypotheken zu verstärken. Damit treten sie in Konkurrenz zu den Banken. In Fragen der Regulierung fehlt den Pensionskassen eine klare Strategie und sie wünschen sich mehr Eigenverantwortung. Dies zeigt eine Studie der ZHAW School of Management and Law. Befragt wurden insgesamt 35 Pensionskassen aus der Deutschschweiz und der Romandie.
Die Schweizer Pensionskassen müssen sich zurzeit in einem überaus anspruchsvollen Umfeld behaupten. Dieses ist gekennzeichnet durch tiefe Zinsen, vermehrte regulatorische Einflussnahme und die gesetzlich vorgeschriebene Mindestverzinsung. Der Renditedruck auf die Vorsorgeeinrichtungen ist unverändert hoch und zwingt sie, zu reagieren: «Schweizer Pensionskassen auf der Suche nach Anlagealternativen wollen die eigene Vergabe von Hypotheken forcieren. Vermehrt werden auch Darlehen an nicht öffentlich-rechtliche Institutionen gewährt», sagt Regina Anhorn, Dozentin an der ZHAW School of Management and Law (SML) und Mitautorin der Studie. Damit bauen sich Pensionskassen neue Geschäftsfelder auf und handeln zunehmend als Konkurrenten der Banken, die das Hypothekargeschäft traditionell dominieren. Die Vergabe von Hypotheken an Versicherte ist den Schweizer Pensionskassen bereits seit Jahren gesetzlich gestattet, wurde aber bisher nur sehr zurückhaltend ausgeübt.
Core-Satellite-Ansatz wird zum Standard
Die Studie der SML bestätigt erstmals wissenschaftlich die Vermutung, dass viele Schweizer Pensionskassen immer stärker nach dem Core-Satellite-Ansatz investieren. Bei diesem Konzept setzt sich der Kern des Portfolios (Core) aus passiven Anlagen zusammen, welche die gewählten Indizes eng abbilden. Typischerweise werden etwa 75-80% der Anlagen so abgedeckt. Mit den restlichen 15-20%, den so genannten Satelliten, soll eine höhere Rendite erwirtschaftet beziehungsweise das Rendite-/Risikoprofil verbessert werden. Sie bestehen aus aktiven Anlagegefässen, mit denen oft in alternative Anlagen oder risikobehaftetere Märkte wie Schwellenländer investiert wird. «Die Musik spielt in den Satelliten», hält ein interviewter Pensionskassenvertreter treffend fest. Co-Autorin Regina Anhorn bestätigt: «Viele Anlageverantwortliche haben mit diesem Konzept gute Erfahrungen gemacht. Alternativen Anlagen kommen als Satelliten üblicherweise eine grosse Bedeutung zu, gerade im aktuellen Tiefzinsumfeld.»
Wie Pensionskassen ihre Asset Manager auswählen
Als zentrale Auswahlkriterien für externe Asset Manager nennen die meisten befragten Pensionskassen die drei Aspekte Leistungsnachweis (Track Record), Kernkompetenzen sowie Spezialisierungsgrad. «Fast ebenso wichtig wie diese klassischen Kriterien sind aber die Referenzen anderer Pensionskassen», so Regina Anhorn. «Generell fällt auf, dass gerade kleinere und mittlere Pensionskassen untereinander sehr gut vernetzt sind. Auch Online-Tools zur Auswahl von Asset Managern gewinnen an Bedeutung.»
Regulierung als Hindernis für eigenverantwortliche Anlagestrategie
Viele der Befragten äusserten sich kritisch zur Regulierung. «Grundsätzlich wünschen sich die Pensionskassen mehr Eigenverantwortung. Sie kritisieren insbesondere, dass eine klare Strategie fehlt. So wurde der Anteil an alternativen Anlagen vor wenigen Jahren auf 15% erhöht, um ihn dann 2014 wieder strenger zu regulieren.», fasst Mitautor Markus Moor von der SML zusammen. Die Kritik betrifft vor allem die Höhe des Detaillierungsgrades der Vorgaben. Viele Pensionskassen wünschen sich eine nach Grösse der Pensionskasse abgestufte Regulierung. Manche Interviewpartner wünschten sich auch einen stärkeren Praxisbezug der Regulatoren, was zu branchentauglicheren Lösungen führen würde. Dabei wird allerdings deren zentrale Rolle keineswegs in Frage gestellt. Regulierung sollte sich aber in erster Linie darauf beschränken, die groben Rahmenbedingungen festzulegen.
Im Rahmen der SML-Studie wurden insgesamt 35 Pensionskassen aus der Deutschschweiz und der Romandie befragt. Das Forschungsvorhaben wurde finanziell von GAM unterstützt. (ZHAW/mc/pg)