ZKB-CEO: Hohe Ablehnungsquote für Corona-Kredite wegen formaler Fehler

Martin Scholl, CEO Zürcher Kantonalbank. (Foto: ZKB)

Zürich – Die Vergabe der Corona-Notkredite des Bundes läuft noch nicht so reibungslos wie vorgesehen. Bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) liegt die Ablehnungsquote bei den Krediten noch bei rund 25 Prozent, wie ZKB-Chef Martin Scholl in einem Interview mit der NZZ vom Freitag sagte. Meistens gehe es um rein formale Fehler.

«Wir haben etwa nicht damit gerechnet, wie viele falsch ausgefüllte Formulare wir erhalten würden», sagte der CEO der grössten Schweizer Kantonalbank. Viele Formulare machten deshalb eine «Zusatzschlaufe», was Zeit koste und der Bank viel Arbeit mache. «In der Spitze sind bei uns bis zu 130 Angestellte damit beschäftigt, die Gesuche abzuarbeiten.»

Notkredite «Gebot der Stunde»
In vier Tagen hätten von den insgesamt rund 50’000 Kleinst- und Kleinfirmenkunden bei der ZKB über 6000 ein Gesuch eingereicht und eine Kreditsumme von zirka 500 Millionen Franken erhalten, sagte Scholl weiter. Es sei «das Gebot der Stunde» gewesen, den Firmen sofort Liquidität zuzuführen, zeigte er sich überzeugt.

Kredite seien auch das richtige Instrument: «Wer über ein funktionierendes Geschäftsmodell verfügt, sollte in der Lage sein, den Kredit in fünf bis sieben Jahren zurückzuzahlen.» Die Unternehmen wollten auch keine «Almosen». Allerdings könne sich diese Einschätzung je nach dem weiteren Verlauf der Krise ändern, räumte er ein.

Aufstockung möglich
Scholl wollte nicht ausschliessen, dass der schweizweit bereitgestellte Kreditbetrag von 20 Milliarden nicht ausreichen könnte. «Allenfalls braucht es nun mehr Mittel.» Möglicherweise werde man in der zweiten Phase auch die Gesuche genauer anschauen müssen.

Allerdings sähen die Banken bereits jetzt, ob die Kunden ehrlich seien. Die Firmen sollten in dieser Hinsicht die IT-Systeme der Banken nicht unterschätzen, zumal bei Betrug im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe drohe. «Aber eines kann klar gesagt werden: Die absolute Mehrheit der Unternehmen handelt sehr korrekt.»

Gravierende Szenarien
Für das ZKB-Geschäft zeigte sich Scholl zumindest kurzfristig zufrieden. Die Bank profitiere von ihrer Diversifikationsstrategie: Das Zinsgeschäft «laufe», während es bei den Kommissionserträgen eine «kleine Delle» gebe. Das Handelsgeschäft profitiere zudem davon, dass die Volatilität an den Börsen hoch sei.

Mittel- und langfristig hänge dagegen alles von den Annahmen ab. «Und es gibt durchaus Szenarien mit gravierenden Folgen.» Dabei gehe es nicht nur um ein mehrere Monate anhaltendes «Lockdown». Niemand wisse darüber hinaus, wie die Erholung aussehen werde. «Wenn die Menschen vorübergehend den Glauben an die Zukunft verlieren, werden sie möglicherweise mehr sparen und weniger konsumieren.»

Für die Banken stelle sich zusätzlich die Frage, ob die Krise auch den Immobilienmarkt erfassen werde. Allerdings gebe es für ein solches Szenario noch keine Anzeichen, sagte Scholl. «Wenn ein Eigentümer drei Monate auf den Mietzins verzichten muss, reduziert das den Wert einer Liegenschaft an der Bahnhofstrasse noch nicht. Auch ein Ausfall von sechs Monaten wäre wohl noch tragbar.» (awp/mc/ps)

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