ZKB-Chef Martin Scholl tritt per Ende August 2022 zurück
Zürich – Chefwechsel bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB): Martin Scholl hat sich entschieden, per 31. August 2022 als CEO der Zürcher Kantonalbank zurückzutreten, wie das Institut am Dienstagabend mitteilte.
Damit ist für Scholl nach 15 Jahren an der Spitze der grössten Schweizer Kantonalbank Schluss. Der 59-Jährige werde Ende August nächsten Jahres aus der ZKB ausscheiden, hiess es weiter.
«Martin Scholl ist seit über 40 Jahren für die Zürcher Kantonalbank tätig, seit 2002 in der Generaldirektion, welche er seit 2007 leitet. Unter seiner Führung hat sich unsere Bank in allen Belangen ausserordentlich positiv entwickelt», erklärte Bankratspräsident Jörg Müller-Ganz laut Mitteilung.
Die ZKB sei heute klare Marktführerin im Wirtschaftsraum Zürich und für die Zukunft ausgezeichnet positioniert. «Ich bedanke mich bei Martin herzlich für seinen enormen Einsatz, die umsichtige Führung der Bank und die sehr professionelle Zusammenarbeit», sagte der Bankratspräsident.
ZKB in ausgezeichneter Verfassung
Scholl seinerseits erklärte, die Bank befinde sich in jeder Beziehung in einer ausgezeichneten Verfassung: «Der perfekte Zeitpunkt also, das Steuer in naher Zukunft an die nächste Generation zu übergeben. Höchst zufrieden und mit grossem Stolz schaue ich zurück auf die lange, erfüllende und erfolgreiche Zeit bei unserer Zürcher Kantonalbank.»
Scholl hatte sein Amt an der Spitze in turbulenten Zeiten angetreten. Eigentlich hätte er das Amt an der Spitze der ZKB Anfang 2008 übernehmen sollen. Doch sein Vorgänger Hans Vögeli stolperte über den «Fall Sulzer» und musste seinen Sessel bereits im Mai 2007 räumen.
Vögeli war in die Kritik geraten, weil die Zürcher Staatsbank dem russischen Milliardär Viktor Vekselberg und der österreichischen Beteiligungsfirma Victory von Ronny Pecik und Georg Stumpf Schützenhilfe bei dem Aufbau einer Beteiligung am Winterthurer Industriekonzern Sulzer geleistet hatte – obwohl sie die Sulzer-Hausbank war.
Vögeli wies die Vorwürfe damals zurück. Später kam heraus, dass er auch privat mit Sulzer-Optionen gehandelt und damit gegen seine eigene Weisung verstossen hatte. Mit seinem Abgang kam er der Rücktrittsverfügung der Eidgenössischen Bankenkommission (heute Finma) zuvor. Ursprünglich hätte Vögeli erst auf Ende 2007 in Pension gehen wollen.
Grosser Wurf mit Kauf von Swisscanto
Scholl musste daher sieben Monate früher als CEO antreten. Er war bis dahin Privatkundenchef der ZKB gewesen. Zudem tobte damals gerade die Finanzkrise, weshalb die Serie von Rekordgewinnen der ZKB 2007 riss. In den Folgejahren sackten die Gewinne des Staatsinstituts ab.
Unter seiner Führung holte die Zürcher Kantonalbank zum grossen Wurf aus: Sie übernahm Ende 2014 den Anlagefonds- und Vorsorgedienstleister Swisscanto. Damit wollte die Bank ihre Position als Universalbank stärken. Denn so stieg die ZKB hinter den zwei Grossbanken UBS und Credit Suisse zur Nummer drei im Schweizer Fondsmarkt auf.
In die Kritik geriet Scholl, als die ZKB im Januar 2015 kurz nach dem Frankenschock Negativzinsen auf grossen Guthaben gewisser Kunden einführte.
Finanziell steht die Bank sehr gut da: 2020 erreichte sie mit 865 Millionen Franken den zweithöchsten Reingewinn ihrer über 150-jährigen Geschichte. Besser war nur 2006 gewesen. Im Jahr bevor Scholl das Steuerruder übernahm, klingelten 937 Millionen in der Kasse des Staatsinstituts.
Die Suche nach einem Nachfolger sei eingeleitet. Über die Nachfolge werde zu gegebener Zeit informiert, schrieb die ZKB am Dienstag. (awp/mc/upd/pg)