Zürich – Die Analysten der Zürcher Kantonalbank rechnen Ende 2022 mit einer ersten Zinserhöhung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Im Laufe des Jahres 2023 dürfte diese sich der Kantonalbank zufolge dann definitiv von der über achtjährigen Phase der Negativzinspolitik verabschieden.
Derzeit liegt der Leitzins der SNB bei -0,75 Prozent. Die ZKB geht davon aus, dass es im Dezember 2022, im März und im Juni 2023 zu Zinsschritten von jeweils +25 Basispunkten kommen wird, wie die Bank auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP präzisierte. Damit wäre der Leitzins Mitte 2023 wieder bei 0 Prozent. Bisher hatte die ZKB keine Prognose geliefert, wann es zu einem ersten Zinsschritt kommen könnte.
SNB dürfte EZB folgen
Begründet wird die Ansicht damit, dass nun auch die Europäische Zentralbank (EZB), die sich der geldpolitischen Wende bisher zu entziehen schien, wegen der rekordhohen Inflation in der Eurozone und der kräftigen Erholung der Wirtschaft nun ebenfalls umgeschwenkt sei, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Analyse der ZKB hervorgeht. Die SNB stehe zwar nicht unter Druck, da die Preisstabilität gewährleistet sei. Die hiesige Notenbank dürfte diese Gelegenheit aber trotzdem beim Schopf packen, heisst es bei der ZKB.
Zuletzt hatten schon die Credit Suisse, die UBS und die Commerzbank ihre Zinserhöhungserwartungen an die SNB zeitlich vorgezogen: Sie gehen ebenfalls von einem Ende der Phase der Negativzinsen im kommenden Jahr aus. Zuvor hatten die meisten Auguren einen ersten Zinsschritt der SNB nicht vor Ende 2023 erwartet.
Von der EZB erwartet die ZKB derweil ebenfalls eine erste Zinserhöhung im Dezember 2022 – und zwar um 25 BP auf -0,25 Prozent. Dies wäre die erste Erhöhung seit über elf Jahren. Bisher hatte die ZKB den ersten Zinsschritt der EZB im Frühjahr 2023 erwartet. Ein weiterer Schritt um 25 BP dürfte im März 2023 folgen. Dann wäre die Negativzinspolitik nach knapp neun Jahren zu Ende.
Weltweit steigen wegen der hohen Inflationsraten und der brummenden Konjunktur die Zinsen. Mehrere Notenbanken haben daher den Ausstieg aus der ultralockeren Gelpolitik schon vollzogen oder diesen zumindest eingeleitet. (awp/mc/pg)