Zürich – Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat im ersten Halbjahr trotz schwierigem Marktumfeld und Ukrainekrieg den Gewinn deutlich gesteigert. Konzernchef Martin Scholl kann damit Ende Monat das Zepter mit einem Rekordergebnis an seinen designierten Nachfolger Urs Baumann übergeben.
Konkret hat die grösste Schweizer Kantonalbank von Januar bis Juni 2022 den Konzerngewinn um 11 Prozent auf 541 Millionen Franken gesteigert. Das Ergebnis beruhe auf der starken Entwicklung des Zinsengeschäfts, des Kommissions- und Dienstleistungsgeschäfts sowie der Konstanz im Handelsgeschäft, teilte die Bank am Freitag mit. Der bisher höchste Gewinn war 2020 mit 537 Millionen dank hoher Handelsvolumen zu Beginn der Corona-Pandemie erzielt worden.
Weniger Rückstellungen
Der Geschäftsertrag stieg im ersten Semester insgesamt um 6 Prozent auf 1,34 Milliarden Franken und habe damit die Basis für das «sehr gute Ergebnis» gelegt, heisst es in der Mitteilung. Besonders positiv habe sich das Zinsengeschäft als weiterhin wichtigster Ertragspfeiler der Bank entwickelt. Der Netto-Zinserfolg stieg dabei um 8,4 Prozent auf 650 Millionen Franken.
Die positive Entwicklung sei unter anderem auf höhere Erträge aus dem besicherten Interbankengeschäft und auf die gestiegenen US-Dollar-Zinsen zurückzuführen, teilte die ZKB weiter mit. Dazu kam, dass die für Kreditausfälle gebildeten Rückstellungen und Wertberichtungen tiefer waren als im Vorjahr.
Der Hypothekarbestand als wichtiger Treiber des Zinserfolgs stieg in den ersten sechs Monaten um 2,5 Prozent auf 94,1 Milliarden Franken. Auf das Jahr hoch gerechnet wäre das ein Anstieg um rund 5 Prozent, womit die ZKB etwas über dem Schweizer Gesamtmarkt gewachsen sein dürfte. Man halte aber unverändert an den «hohen Qualitätsstandards» fest, betont die ZKB.
Verwaltete Vermögen tiefer
Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft als zweitgrösster Ertragspfeiler konnte sich ebenfalls steigern (+5,3 Prozent auf 473 Mio Franken). Positiven Einfluss hatte insbesondere der Ertrag aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft, wobei letzteres von einem starken Zufluss an Neugeldern (17,8 Milliarden) profitiert habe.
Das Handelsergebnis blieb mit 211 Millionen Franken mehr oder weniger auf Vorjahreshöhe. Die Baisse an den Finanzmärkten im ersten Halbjahr sieht man derweil bei den verwalteten Vermögen, die per Mitte Jahr noch 388 Milliarden Franken betrugen und damit um gut 5 Prozent tiefer standen als Ende 2021.
Ein Grund für die Gewinnsteigerung liegt vor allem auch auf der Kostenseite, die mit 3,9 Prozent weniger stark zulegte als die Ertragsseite und 765 Millionen Franken ausmachte. Entsprechend sank auch die sogenannte Cost-/Income-Ratio, also das Verhältnis von Kosten zu Erträgen. Die Zahl lag im ersten Halbjahr bei 56,2 Prozent, wobei ein Wert von unter 50 Prozent bei der für Banken wichtigen Kennzahl als sehr gut gilt.
Kapitalbasis über den Anforderungen
Nicht zuletzt betont die Bank auch die starke Kapitalbasis. So lag die risikobasierte Eigenkapitalquote Mitte Jahr mit 17,6 Prozent deutlich über den regulatorischen Anforderungen von knapp 13 Prozent. Und auch die ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) übertraf mit 6,0 Prozent die Anforderung für systemrelevante Banken klar.
Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich die ZKB trotz Krieg in der Ukraine sowie der stark gestiegenen Inflation und Zinsen zuversichtlich, dass sie auch im zweiten Halbjahr ein «ansprechendes Ergebnis» erzielen werde.
«Die Bank ist dank ihres diversifizierten Geschäftsmodells gut gewappnet für herausfordernde Zeiten», sagte Konzernchef Scholl in der Mitteilung. Er tritt Ende des Monats ab und übergibt die Führung der Bank damit nach rund 15 Jahren an den vor einigen Monaten von aussen zur Bank gestossenen Urs Baumann. (awp/mc/pg)