ZKB-CEO Martin Scholl.
Zürich – Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) will den US-Behörden im seit Monaten schwelenden Steuerstreit entgegenkommen und ihre Mitarbeiterdaten preisgeben. Damit leiste sie einen «konstruktiven Beitrag zu einer einvernehmlichen Lösung», sagte ZKB-Chef Martin Scholl im Interview mit der «SonntagsZeitung». Hier zu blocken, wäre wie Schattenboxen. Im ersten Quartal liege die ZKB in allen Geschäftsfeldern über Vorjahr, erklärte der CEO zum Geschäftsgang.
Die Auslieferung von Mitarbeiternamen trage zur Entspannung der Beziehungen mit den USA bei und schütze damit die Interessen der Bank sowie ihrer Angestellten. Schliesslich gehe es darum, den Steuerstreit beizulegen, und dazu sei die Kooperation mit den US-Behörden der erfolgsversprechendste Ansatz, sagte Scholl. Damit sei der Wille der Bank dokumentiert, dass sie nicht von einer Spezialsituation profitieren wollte.
«Niemand hat ein Interesse am Ende der Zürcher Kantonalbank»
Scholl zeigte sich auch überzeugt, dass eine Anklage der USA gegen die ZKB anders als bei der Privatbank Wegelin nicht das Ende der Bank bedeuten würde. Es gebe eine Vielzahl von Argumenten, von der erstklassigen Bonität der ZKB über die Eigentümerschaft durch den Kanton Zürich bis zu geschäftsbezogenen und juristischen Details, die dagegen sprechen würden, so Scholl weiter. «Im Übrigen hat auch niemand ein Interesse am Ende der Zürcher Kantonalbank». Bezüglich dem Steuerabkommen mit Deutschland und der Garantiezahlung in Höhe von 2 Mrd. Franken, welche die Schweizer Banken dazu leisten müssen, erklärte der ZKB-Chef: «Wir haben den Verteilschlüssel definiert». Genauere Angaben zum Anteil der ZKB machte Scholl nicht.
Positives erstes Quartal
Zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal 2012 sagte Scholl: «Wir haben für das neue Jahr sehr vorsichtig budgetiert und wurden positiv überrascht. Wir liegen in allen Geschäftsfeldern über Vorjahr». Das Jahr sei aber noch lang, und die Dürrephase kämen bekanntlich jeweils im Sommer. «Dann wird man wieder realisieren, dass in Europa die schwerwiegenden Schulden- und Strukturprobleme immer noch nicht gelöst sind», ergänzte der CEO. Die Grösse der Bank und die verfügbaren Mittel würden der ZKB ausserdem Zukäufe erlauben. Derzeit seien vor allem Privatbanken zu haben, deren Kundenstamm sehr international ist. Daran habe die ZKB kein Interesse. «Für uns ist das Rechtsrisiko hier zu gross», sagte Scholl. Der Fokus der Bank liege deshalb auf Privatbanken, die vorwiegend Schweizer Kunden betreuen. (awp/mc/ps)