Zurich Schweiz: Die Gefahr lauert im Boden

Zurich Schweiz: Die Gefahr lauert im Boden
(Foto: zvg)

Zürich – Erdbeben sind die Naturgefahr mit dem grössten Schadenspotenzial. Doch in der Schweiz sind viele Menschen nur ungenügend dagegen versichert. Dabei müsste guter Schutz gar nicht teuer sein.

Quizfrage: Wie oft bebte im vergangenen Jahr die Erde in der Schweiz? Die richtige Antwort: 900 Mal. 25 Beben hatten eine Magnitude von 2,5 – ab dieser Stärke sind Beben in der Regel für die Menschen im Umfeld des Epizentrums spürbar. 2018 traten zudem einige «bemerkenswerte Erdbebenschwärme» auf, wie der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH jüngst mitteilte. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Beben, die über einen längeren Zeitraum auftreten, ohne dass aber eine klare Abfolge von Vor-, Haupt- und Nachbeben besteht. Dieses Phänomen trat unter anderem nordöstlich von Saint-Léonard nahe Sion im Kanton Wallis auf.

Das mag beunruhigend klingen. Die Spezialisten der ETH stufen 2018 jedoch als durchschnittliches Erdbebenjahr ein. Dies bedeutet nicht, dass das Risiko vernachlässigbar wäre. Experten zufolge sind Erdbeben die Naturgefahr mit dem grössten Schadenpotenzial in der Schweiz. Mit mittelstarken Beben ist stets zu rechnen. Es kann aber auch jederzeit und überall zu einem starken oder gar katastrophalen Ereignis kommen.

Selbst mit Tsunamis ist zu rechnen
Eine erhöhte Gefährdung besteht laut Michèle Marti vom Schweizerischen Erdbebendienst in den Kantonen Wallis, Basel und Graubünden sowie in der Zentralschweiz und im St. Galler Rheintal: «In diesen Gebieten ereignen sich mehr und häufiger starke Beben.» Für das Schadenbild lassen sich daraus direkt keine Schlüsse ziehen. «Es sind ganz verschiedene Faktoren ausschlaggebend», sagt Marti. Unter anderem sind dies: die Bauweise des Gebäudes, der Untergrund oder die Magnitude des Bebens. Gar Tsunamis können hierzulande auftreten. Im Jahre 1601 überschwemmte eine vier Meter hohe Flutwelle die Uferzonen rund um den Vierwaldstättersee und der Stadt Luzern. Vorausgegangen war ein Beben der Stärke 5,9, das mehrere Hangrutschungen sowie einen Bergsturz am Bürgenstock ausgelöst hatte.

Historisch dokumentiert sind in der Schweiz insgesamt sechs Flutwellen, zuletzt vor über 200 Jahren. Beben, die grössere Schäden anrichten, gibt es zwar nicht viele hierzulande – das letzte liegt über 70 Jahre zurück und ereignete sich 1946 im Kanton Wallis. Aber wenn es mal heftig bebt, ist das Ausmass in der Schweiz aufgrund der hohen Bebauungsdichte gravierend. Mit einem grösseren Schadenbeben mit einer Magnitude von etwa 6 oder mehr ist in der Schweiz alle 50 bis 150 Jahre zu rechnen. Ein zweites Beben wie jenes von 1356 in Basel, das mit einer Magnitude von 6,6 das bislang stärkste historisch bekannte in der Schweiz war, würde laut Experten mehr als 100 Milliarden Schweizer Franken kosten. Bei Beben mit einer Magnitude von 6 und höher treten selbst bei gut gebauten Gebäuden Schäden auf, zum Teil stürzen tragende Teile ein. Bei schwächer gebauten Häusern ist das Ausmass viel grösser: Sie können komplett einstürzen. Das Problem ist auch: Zuverlässig voraussagen lassen sich Erdbeben nicht. Noch nicht? «Ob wir Beben jemals prognostizieren können, lässt sich nicht abschätzen. Da gehen selbst bei Forschern die Meinungen weit auseinander», sagt Marti.

An der ETH versucht man, zumindest die Risiken zuverlässiger einzuschätzen. Um dies zu erreichen, entwickelt ein Team am Institut für Geophysik unter anderem Computermodelle, mit denen Erdbebenzyklen besser zu verstehen sein sollen. Gleichzeitig erstellt der Erdbebendienst an der ETH ein Risikomodell, das 2022 vorliegen soll.

Versicherungsschutz ist ungenügend
Die Risikoanalyse ist das eine, der Schutz das andere. Bei Letzterem sieht es hierzulande nicht so gut aus. Die Schweizer Bevölkerung ist anders als gegen andere Naturgefahren nur ungenügend gegen Erdbeben versichert. Gebäudeversicherungen kommen in der Regel nur für einen geringen Teil der Schäden auf. Einerseits hat der Liegenschaftsbesitzer einen Selbstbehalt von 10 Prozent der Versicherungssumme zu tragen. Andererseits ist die Gesamtsumme, die ausbezahlt wird, begrenzt. Sind die Schäden höher, werden die Beiträge anteilsmässig gekürzt. Der Schweizerische Pool der kantonalen Gebäudeversicherer für Erdbebendeckung, dem nach dem Austritt Berns per 1. Januar 2013 noch 17 Kantone (ohne die Kantone Obwalden, Genf, Uri, Schwyz, Tessin und Wallis) angehören, hält für den Ereignisfall zwei Milliarden Schweizer Franken bereit, der Wert aller versicherten Gebäude beläuft sich jedoch auf 2‘000 Milliarden Schweizer Franken.

Der Kanton Zürich hat als einziger Kanton eine kantonale Gebäudeversicherung, welche die Erdbebenschäden aus den Mitteln eines eigenen Fonds mit einer Deckung von maximal einer Milliarde Schweizer Franken deckt. Auch dies würde im Notfall bei Weitem nicht reichen, um alle Schäden zu decken. Auch ist nicht bei jedem Schadenereignis mit Geld zu rechnen. Der Schweizerische Pool der kantonalen Gebäudeversicherer für Erdbebendeckung versteht sich beispielsweise als eine Art Hilfswerk und springt erst dann ein, wenn ein Beben eine Intensität mit einer Magnitute von mindestens 7 erreicht. Bei diesen Stärken kommt es zu erheblichen Schäden an Gebäuden wie tiefen Rissen im Verputz, in Wänden oder an Schornsteinen. Bei leichteren Schäden zahlt der Pool nichts. «Wenn es um Erdbeben geht, wird fahrlässig das in Immobilien investierte Vermögen aufs Spiel gesetzt», bestätigt Reto Schweizer, Leiter Sachversicherung von Zurich.

Zum Vergleich: Der Hochwasserschutz ist lediglich für 5 Prozent aller Liegenschaften in der Schweiz ein Thema. «In Sachen Erdbebenrisiko befindet sich die gesamte Schweiz in der roten Zone. Trotzdem wird aber bei Weitem nicht so viel zum Schutz unternommen wie bei anderen Naturgefahren», macht Schweizer geltend. Für Michèle Marti vom Schweizerischen Erdbebendienst kommt dies nicht ganz von ungefähr. «Mit einem schweren Erdbeben mit einer Magnitude von etwa 6 oder grösser ist in der Schweiz nur alle 50 bis 150 Jahre zu rechnen. Das ist sehr selten im Vergleich zu anderen Bedrohungen und hat dementsprechend zur Folge, dass die Erdbebenprävention in den Köpfen der Schweizer oft etwas in den Hintergrund rückt», sagt sie. Dabei muss ein ausreichender Schutz nicht teuer sein. Zurich bietet kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine Erdbebenversicherung schon ab 115 Schweizer Franken jährlich an. Voraussetzung für diese Sonderkonditionen ist, dass sich das Unternehmen vom Kundenberater generell über die Naturgefahren aufklären lässt. Grundlage bildet der Naturgefahrenradar von Zurich. Mit diesem können sich alle Interessierten online informieren, wie sehr ein bestimmter Standort bezüglich Klimarisiken gefährdet ist – nicht nur in Sachen Erdbebenrisiko.

Eine private Erdbebenversicherung
Für den optimalen Schutz empfiehlt sich also der Abschluss einer privaten Erdbebenversicherung. Dies gilt auch für Kantone wie Zürich, wo Hauseigentümerinnen und -eigentümer automatisch und ohne Aufpreis gegen Erdbeben versichert sind. Zurich deckt jenen Teil, der vom Versicherungsobligatorium nicht erfasst wird. In allen anderen Kantonen, wo es keinen obligatorischen Schutz gibt, kommt Zurich für Erdbebenschäden auf, selbst wenn auch Leistungsansprüche bei Dritten bestehen. Um nochmals auf das oben ausgeführte Beispiel zurückzukommen: Bei einem Totalschaden kann der Hausbesitzer im besten Fall mit einem Beitrag von 10 Prozent von der Gebäudeversicherung rechnen. Dies sind bei Wohneigentum mit einer Versicherungssumme von einer Million Schweizer Franken 100’000 Schweizer Franken. Den Rest muss der Hausbesitzer selbst übernehmen. Hat er jedoch eine Erdbebenversicherung abgeschlossen, so übernimmt Zurich mit Ausnahme eines Selbstbehalts von 10 Prozent der Schadensumme die restlichen Kosten. Eine finanzielle Entschädigung von Zurich erfolgt auch bei einem Teilschaden.

Naturgefahrenradar
Risiko in der Schweiz ist hoch
Erbeben können überall in der Schweiz auftreten. Aufgrund der dichten Besiedlung und der hohen Sachwerte ist das Schadenpotenzial in den Ballungszentren am grössten. Mit schweren Beben mit einer Magnitude von etwa 6 oder grösser ist in der Schweiz alle 50 bis 150 Jahre zu rechnen.

Ungedeckte Kosten im Notfall
Die Gebäudeversicherungen übernehmen in einem Schadenfall nur einen geringen Teil der Kosten.

Welche Gefahren sonst noch drohen
Mit dem Naturgefahrenradar von Zurich können sich alle Interessierten online informieren, wie sehr ein bestimmter Standort von Klimarisiken betroffen ist.

Spezielle Versicherungslösung
Es gibt spezielle Erdbebenversicherungen. Zurich wartet mit einem speziellen Angebot für KMU auf, das den Schutz der kantonalen Gebäudeversicherung ideal ergänzt. Diesen Schutz gibt es derzeit mit einem Einführungsrabatt von 30 Prozent. Dieser ist garantiert bis Vertragsende. (Zurich/mc)

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