Tom de Swaan, VRP und Interims-CEO Zurich. (Foto: Zurich)
Zürich – Zurich Insurance rechnet für das vierte Quartal 2015 mit einem hohen Verlust im Schadenversicherungsgeschäft. Gründe dafür sind unter anderem die schweren Unwetter in Grossbritannien und weitere Grossschäden im Schlussquartal. Zusätzlich wird für das Lebensgeschäft in Deutschland eine Abschreibung vorgenommen. Das Sparprogramm will der Konzern beschleunigen, was ebenfalls Kosten verursacht. An der Börse werden die Aktien hart abgestraft.
Im Schadensversicherungsgeschäft erwartet Zurich für das Schlussviertel des Jahres 2015 einen operativen Verlust von rund 100 Mio USD. Allein die Winterstürme in Grossbritannien hätten Kosten von geschätzten 275 Mio USD verursacht, teilt der Versicherungskonzern am Mittwoch mit. Negativ wirkten sich zudem verschiedene Grossschäden, u.a. ein grosser Schadensfall im Kredit- und Kautionsgeschäft, sowie Sachschäden vorwiegend im Grosskundengeschäft, aus.
Die beiden Sparten «Global Life» und «Farmers» hätten sich dagegen im Rahmen der Erwartungen entwickelt, so Zurich. Anlässlich der Publikation der vollständigen Zahlen am 11. Februar will der Konzern eingehend über die eingeleiteten Massnahmen informieren und einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr geben.
Beschleunigtes Sparprogramm – Goodwill-Abschreibung
Zurich kämpft in der Schadenversicherung schon länger mit Problemen. Bereits im dritten Quartal hatten die Explosionen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin und Wertberichtigungen im US-Autogeschäft eine Gewinnwarnung nötig gemacht. Für die Sparte resultierte im dritten Jahresviertel ein Verlust von 183 Mio USD.
Aufgrund der Entwicklungen will Zurich die eingeleiteten Kostensenkungsmassnahmen weiter beschleunigen. In diesem Zusammenhang würden im vierten Quartal voraussichtlich Sonderkosten in Höhe von 475 Mio USD anfallen, heisst es weiter. Das Sparziel in Höhe von 300 Mio USD im Jahr soll damit übertroffen werden.
Ebenfalls im vierten Quartal wird zudem ein einmaliger Goodwill-Abschreiber von rund 230 Mio CHF auf das Lebensversicherungsgeschäft in Deutschland vorgenommen. Diese Aufwendungen würden ausserhalb des Betriebsergebnisses in die Berichterstattung einfliessen, so die Meldung.
«Sehr starke Kapitalposition»
Der Versicherungskonzern sieht sich dennoch nach wie vor in einer «sehr starken Kapitalposition». Man werde weiterhin eine «attraktive und nachhaltige Dividende» zahlen, erklärte ein Sprecher gegenüber AWP und bestätigte damit die jüngsten Aussagen von Interims-CEO Tom de Swaan. Der Suchprozess nach einem neuen CEO sei «weiterhin im Gange».
Aktie deutlich im Minus
Die Zurich-Insurance-Aktien verloren am Mittwoch in einem serbelnden Gesamtmarkt deutlich an Terrain und gingen 10,8% tiefer bei 220 CHF aus dem Handel. Analysten zeigten sich ob der erneuten Gewinnwarnung enttäuscht und setzen zum Teil Fragezeichen hinter die Dividendenausschüttung.
Die UBS sieht aufgrund der heutigen Meldung kein Aufwärtspotenzial für die Titel mehr und stuft sie auf «Neutral» von «Buy» zurück. Der zuständige Analyst erwartet zwar die Ausschüttung einer unveränderten Dividende, rechnet aber mit Schwierigkeiten bei der Besetzung der vakanten CEO-Position. (awp/mc/upd/pg)