Zürich – Die Zurich-Gruppe hat im Startquartal 2017 deutlich weniger verdient als noch vor Jahresfrist. Das hat allerdings seinen Grund: Im Februar hatte die britische Regierung den Diskontsatz zu Personenschäden- und Unfallforderungen gesenkt. Das zwang die Versicherungen zur Aufstockung der Reserven. Ansonsten bezeichnen Analysten die Entwicklung des operativen Geschäfts der Zurich als «solide», wobei auf der Kostenseite weitere Fortschritte erzielt wurden.
In den Monaten Januar bis März sank der Betriebsgewinn BOP (Business Operating Profit) um 13% auf 0,93 Mrd USD, während der Reingewinn sogar um beinahe einen Drittel auf 607 Mio eingebrochen ist. Ohne den Sondereffekt in Grossbritannien wäre der BOP allerdings um 14% auf 1,22 Mrd angestiegen, hielt die Zurich in der Mitteilung vom Donnerstag fest.
Ogden-Anpassung belastet
Die britische Regierung hatte den Diskontsatz zur Berechnung von Personenschäden- und Unfallforderungen von 2,5 auf -0,75% gesenkt. Der Ogden-Satz beeinflusst die Höhe pauschaler Entschädigungen, indem er Annahmen über die zu erwartende Rendite beim Investieren der Entschädigungssumme macht. Die Reduktion veranlasste die Zurich dazu, die Reserven aufstocken, was den BOP mit 289 Mio USD belastete. Im Vorfeld wurde mit einer Belastung von um die 300 Mio gerechnet.
In der Rechnung der Schaden- und Unfallversicherung (P&C) hat der Ogden-Effekt die Combined Ratio im ersten Quartal mit 3,5 Prozentpunkten belastet. Ohne diesen Einfluss hätte sich die für die Branche wichtige Kennzahl seit Ende 2016 dagegen von 98,1% auf 97,2% verbessert. Im ersten Quartal 2016 lag die Combined Ratio bei 97,3%.
Insgesamt sei es der Gruppe gelungen, dank Verbesserungen im Underwriting die Schadenquote gegenüber der Vorjahresperiode um 1,6 Prozentpunkte zu senken, weist die Zurich auf Fortschritte beim Umbau des Sachgeschäfts hin. Und auch die Kosten seien reduziert worden und dürften weiter sinken. Ohne Ogden wäre der BOP mit der Unterstützung von Kapitalgewinnen um 13% auf 630 Mio USD angestiegen, das Geschäftsvolumen ging dagegen um 2% auf 8,9 Mrd zurück.
In der Lebensversicherung legte der BOP ebenfalls dank eines verbesserten Anlageergebnisses um 23% auf 312 Mio USD zu. Das im Quartal erwirtschaftete Jahresprämienäquivalent (APE) beziffert die Zurich auf 1,17 Mrd, ein Plus von 12%. Dabei hätten Risiko- und fondsgebundene Versicherungen zusammen mit der betrieblichen Vorsorge einen Anteil von 89% am APE ausgemacht. Die Zurich will so das Portfolio gegen Zinsänderungen widerstandsfähiger machen.
Die Kapitalanlagen steuerten netto 1,5 Mrd USD zum Gruppenertrag bei. Dies entspreche einer Nettorendite von (nicht annualisiert) 0,8%, verglichen mit den 0,9% im Vorjahreszeitraum.
Ziele bestätigt
Weiter wurde das Eigenkapital mit 29,3 Mrd USD angegeben nach 30,7 Mrd Ende Dezember. Die Gruppe verfüge mit einer SST-Quote per 1.1.2017 von 227% nach wie vor über eine «sehr starke» Kapitalbasis, erklärte Finanzchef George Quinn. Im firmeneigenen Kapitalmodell Z-ECM bewege man sich per Ende März mit 129% um neun Prozentpunkte über dem Zielbereich von 100-120%.
Auch mit den restlichen Geschäftszielen für die Periode 2017-19 sieht sich die Gruppe auf Kurs. Unter anderem will die Zurich die Kosten um 1,5 Mrd USD senken – ausgehend vom Niveau von 2015. Davon wurden bis Ende März insgesamt 400 Mio erreicht. Die Eigenkapitalrendite soll derweil zurück über die Marke von 12% geführt werden. Im ersten Quartal lag die Rendite ohne den Ogden-Effekt bei 12,6% und insgesamt bei 9,5%.
An der Börse reagierten die Zurich-Papiere kaum auf die News, sie schlossen den Handel am Donnerstag 0,2% höher bei 280 CHF (SMI: -0,3%). Analysten sprachen von einer insgesamt «soliden» Geschäftsentwicklung. Derweil könne sich der Versicherer weiterhin auf eine «starke» Kapitalposition stützen, was eine gute Basis für weitere hohe Dividendenzahlungen sei. (awp/mc/upd/ps)