Zürich – Finanzchefs sind nach wie vor zuversichtlich, dass die US-Wirtschaft auch in den nächsten drei Jahren stark bleiben wird, so eine neue Studie von Zurich, EY und dem Atlantic Council. Dennoch sollten sie Risiken wie den Protektionismus im Auge behalten, die eine Bedrohung für die grösste Volkswirtschaft der Welt darstellen könnten.
Finanzchefs sind der Meinung, dass die USA eine interessante Anlagegelegenheit sind, aber Unternehmen müssen strategisch denken, wenn es darum geht, die jüngsten globalen Entwicklungen zu berücksichtigen. Dazu zählt auch der von vielen erwartete Anstieg des Protektionismus, so ein neuer Bericht, der heute von der Zurich Insurance Group (Zurich), EY und dem Atlantic Council veröffentlicht wurde.
Zehn Jahre nach dem Beginn der Erholung der Weltwirtschaft waren 61% der befragten Finanzchefs im Hinblick auf Investitionen in den USA zuversichtlich oder sehr zuversichtlich, während 71% in den nächsten drei Jahren eine weitere Verbesserung des Geschäftsumfelds in den USA erwarteten.
Die im Bericht «Borders vs Barriers: Navigating uncertainty in the U.S. business environment (Grenzen statt Barrieren: Vom Umgang mit Unsicherheiten im Wirtschaftsumfeld der USA)» veröffentlichten Ergebnisse basieren insbesondere auf einer im Februar und März 2018 durchgeführten Befragung von fast 500 CFOs aus 30 Ländern. Ein positiver Konjunkturausblick, die Deregulierung und die Verabschiedung einer wegweisenden Steuerreform in den USA trugen zum Optimismus bei.
Aber dennoch sollten Unternehmen auch die potenziellen Gefahren für ihre rosigen Aussichten zur Kenntnis nehmen. «Die verbesserten kurzfristigen Wirtschaftsaussichten scheinen die Finanzchefs zu übermässigem Optimismus zu verleiten. Zugleich haben viele in den USA tätige CFOs noch nie einen wirtschaftlichen Abschwung erlebt und die Welt ist aufgrund der jüngsten geopolitischen Ereignisse unsicherer geworden», sagte George Quinn, Group Chief Financial Officer bei Zurich. «Es wird daher noch wichtiger, sich wirklich auf die längerfristig möglichen negativen Auswirkungen geopolitischer Ereignisse vorzubereiten.»
Er ist überzeugt, dass der Schlüssel für Unternehmen darin liegen wird, einen noch strategischeren Ansatz zum Verständnis des geopolitischen Wandels zu entwickeln und die Geopolitik in ihren Planungen zu berücksichtigen. «Das wird das Risiko reduzieren, dass sie ein Opfer des Wandels werden und erhöht ihre Fähigkeit, die Chancen voll auszuschöpfen, die der Wandel bietet», fügte Quinn hinzu.
Weltweit hohes Vertrauen, am stärksten in den USA
Am optimistischsten waren die befragten CFOs aus Nordamerika, wo 75% der Befragten eine Verbesserung des Geschäftsumfeldes in den nächsten drei Jahren erwarten. Mit 71% waren europäische CFOs fast genauso optimistisch, während sie im asiatisch-pazifischen Raum und in Südamerika mit 68% bzw. 65% am wenigsten optimistisch waren. Trotz der aufgetretenen Spannungen im Handel zwischen den USA und China sowie der geplanten Neuverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) gaben 62% der Finanzchefs aus dem asiatisch-pazifischen Raum und 60% der nordamerikanischen Finanzchefs an, dass sich das Geschäftsklima in den USA für ausländische Unternehmen im Vergleich zur Zeit vor sechs Monaten verbessert hat. In Europa teilte etwas weniger als die Hälfte der befragten CFOs diese Ansicht.
Besorgnis über mögliche politische Restriktionen
Zwar sind die Wachstumserwartungen hoch, aber die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass Finanzchefs am meisten wegen der klassischen protektionistischen Bedrohungen besorgt sind. Mögliche Einschränkungen des Waren-, Kapital- und Personenverkehrs würden das Wachstum belasten. Eine Mehrheit der CFOs, nämlich 68% der Befragten, ist überzeugt, dass der Protektionismus in den USA in den nächsten drei Jahren zunehmen wird, und 46% geben an, dass sich dies negativ auf die Investitionen auswirken werde. Fast zwei Drittel der Befragten erwarten verschärfte Überprüfungen von grenzüberschreitenden Fusionen und Übernahmen durch die USA und zwei Drittel erwarten eine restriktivere Einwanderungspolitik der USA, was sich nach Ansicht von 42% der befragten Finanzchefs negativ auf die Investitionen auswirken würde.
Mit geopolitischen Entwicklungen proaktiv umgehen, statt darauf zu reagieren
Um Unternehmen und deren Finanzchefs bei der Vorbereitung auf künftige Unsicherheiten zu unterstützen, wurden drei verschiedene geopolitische Szenarien und deren Auswirkungen auf die US-Wirtschaft untersucht: Isolationismus, Atlantizismus und Internationalismus. Unternehmen sollten zum Beispiel aus Handelsbeschränkungen resultierende und potenziell gravierende Auswirkungen auf ihr Geschäft in ihre Planungen einbeziehen. In den extremsten Fällen könnte die Differenz des kumulierten US-BIP in den nächsten fünf Jahren insgesamt USD 2 Billionen und 1,7 Millionen US-Arbeitsplätze betragen.
Geopolitische Trends und Schocks können disruptive Wirkungen entfalten. Sie können aber auch Chancen schaffen. Angesichts der potenziellen Auswirkungen und trotz der Unsicherheit müssen Unternehmen handeln, um einen potenziellen Sturm vor ihrer Haustür abzufangen und Vorteile für ihre Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter zu nutzen.
Sowohl die kurz- als auch die längerfristigen Auswirkungen der US-Steuerreform und der Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens auf Unternehmen wurden noch nicht vollständig berücksichtigt. Im gegenwärtigen Umfeld der Transformation werden politische Veränderungen die wirtschaftliche Entwicklung massgeblich beeinflussen und den Erfolg der Unternehmen bestimmen. (Zurich/mc)
«Borders vs Barriers: Navigating uncertainty in the U.S. business environment»
Zurich