Zurich-CEO Martin Senn. (Foto: Zurich)
Zürich – Die Zurich-Gruppe hat im dritten Quartal 2015 wie angekündigt ein schwaches Ergebnis erzielt. Grund dafür sind operative Probleme in der Schadenversicherung und hohe Kosten aus den Explosionen vom August am Hafen der chinesischen Stadt Tianjin. Der neue Leiter General Insurance, Kristof Terryn, hat das Geschäft durchleuchtet und ein Massnahmenpaket zusammengestellt und lanciert, um den Bereich möglichst bald wieder zurück in die Spur zu bringen.
«Grosse Teile der Sparte General Insurance entwickeln sich gut», erklärte Terryn am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Es handelt sich um 15 Einheiten mit einem Anteil von rund 16% am Gesamtvolumen des Bereichs (insbesondere US-Haftpflichtgeschäft), die dem Zurich-Management Kopfzerbrechen bereiten. Diese Einheiten gelte es nun zu sanieren und möglichst rasch rentabel zu machen, ergänzte CEO Martin Senn.
Zwei der fünfzehn Teilbereiche stösst die Zurich aus Renditeüberlegungen ab. In den restlichen Einheiten will man Vertragskonditionen neu aushandeln und bei Neugeschäft eine grössere Zeichnungsdisziplin an den Tag legen. Die Volatilität im Ergebnis soll zudem mit zusätzlicher Rückversicherungsdeckung eingedämmt und die Effizienz verbessert werden. Bis Ende Jahr baut die Zurich im Global Team von GI 200 Stellen ab.
General Insurance mit Verlust
Die Sparte General Insurance (GI) erlitt im dritten Quartal einen operativen Verlust (BOP) in Höhe von 183 Mio USD nach einem Plus von 786 Mio im Vorjahr. Die Combined Ratio verschlechterte sich trotz einer eigentlich tiefen Schadenquote aus Naturkatastrophen um 12,2 Prozentpunkte auf 108,9%. Dabei liessen die Anpassungen der Reserven sowie die Tianjin-Explosionen den Wert um je 3,7 Prozentpunkte ansteigen.
Nach neun Monaten steht die Combined Ratio mit 101,9% ebenfalls über der mit Blick auf die Rentabilität wichtigen 100%-Marke und um nicht-wiederkehrende Faktoren hätte sich die Combined Ratio auf 99,5% belaufen. «Diesen normalisierten Wert möchten wir in den kommenden Jahren um zwei bis drei Prozentpunkte verbessern», bekräftigte Terryn die am Investorentag im Mai gemachten Aussagen. Dazu soll die Effizienz bis 2018 um mindestens 1 Mrd USD verbessert werden, wobei laut Terryn im Jahr 2016 neu mit Kosteneinsparungen von über 300 Mio USD anstatt den bislang erwarteten 200 Mio gerechnet wird.
In der Lebensversicherung resultierte im dritten Quartal ein zum Vorjahr mehr oder weniger gehaltener BOP von 328 Mio USD. Zur Stabilisierung im Tiefzinsumfeld hätten geringere zentrale Kosten und die positiven Auswirkungen der In-Force-Management-Initiativen beigetragen, hiess es. Im Geschäft mit dem US-Partner Farmers sank der BOP um beinahe 50 Mio auf 351 Mio, was vor allem auf rückläufige Kapitalerträge und den höheren Schaden-Kosten-Satz von Farmers Re zurückzuführen sei.
Auf Gruppenebene sank der BOP um satte 79% auf 256 Mio USD und der Reingewinn nahm um ebenso viel auf 207 Mio ab. Nach neun Monaten ergibt sich folgendes Bild: Der BOP nahm um 35% auf 2,49 Mrd USD ab und der Reingewinn um 27% auf 2,27 Mrd. Das Geschäftsvolumen verminderte sich derweil um 5% auf 51,8 Mrd, das Eigenkapital sank seit Jahresbeginn um beinahe 10% auf 31,61 Mrd und mit Kapitalanlagen erzielte die Zurich eine Rendite von (nicht annualisiert) 3,0% (VJ 3,3%).
Kapitalverwendung bleibt offen
Im Jahr 2015 dürfte die Zurich das Ziel einer Eigenkapitalrendite zum BOP von 12 bis 14% wohl nicht erreichen. Ohne einmalige Effekte liege die EK-Rendite nach neun Monaten bei rund 10%, alles inklusive bei etwa 8%, sagte Quinn. «Mit Unterstützung der Effizienz- und Kapitalmassnahmen streben wir jedoch 2016 die Rückkehr in den Zielbereich an.»
An der Bilanzmedienkonferenz im kommenden Februar will die Zurich darüber informieren, wie das Überschusskapital von rund 3 Mrd USD eingesetzt werden soll – ob für organisches Wachstum, Akquisitionen oder für Kapitalrückzahlungen an die Aktionäre. CFO George Quinn liess dabei durchblicken, dass Zukäufe angesichts der aktuell hohen Preise schwierig zu vollziehen seien.
An der Börse wurden die schwachen Ergebnisse in etwa in dieser Grössenordnung erwartet, schliesslich hatte die Zurich die Investoren bereits im September vorgewarnt. Zu den Umbauplänen gab es von Analysten lobende aber auch kritische Voten. Die Aktie stand zum Handelsende 0,5% tiefer, während der Gesamtmarkt (SMI) mit 0,43% zulegte. (awp/mc/upd/ps)