Zürich – Der Versicherungskonzern Zurich erntet die Früchte des vor Jahren eingeleiteten Umbaus des Schadengeschäfts. Da im ersten Halbjahr zudem grössere Naturkatastrophen ausgeblieben sind, kletterte der Gewinn deutlich in die Höhe.
Seit Mario Greco vor rund dreieinhalb Jahren das Zepter bei der Zurich übernommen hat, hat sich beim Konzern einiges verändert. Greco vereinfachte die Strukturen der Firma, nahm Anpassungen im Management vor, verkaufte unrentable Geschäftsteile oder krempelte sie um und er gleiste ein ambitiöses Sparprogramm auf.
All die harte Arbeit scheint sich allmählich auszubezahlen, wie die am Donnerstag vorgelegten Halbjahreszahlen zeigen. Den Betriebsgewinn (BOP) steigerte die Zurich in den Monaten Januar bis Juni um satte 16 Prozent auf 2,82 Milliarden US-Dollar und der Reingewinn legte um 14 Prozent auf 2,04 Milliarden zu.
Damit hat Zurich die Finanzgemeinde positiv überrascht, was der Aktie auch an der Börse kräftigen Rückenwind verlieh. Bis Börsenschluss legten die Papiere in dem sich von den Turbulenzen der letzten Tage erholenden Gesamtmarkt um knapp 4 Prozent auf 345,20 Franken zu.
Rentables Schadengeschäft
Garant des Erfolgs ist die Entwicklung in der Schadenversicherung und besonders im Geschäft mit Firmenkunden. Da sei es mit den vor Jahren eingeleiteten Massnahmen gelungen, die Profitabilität kontinuierlich zu verbessern, sagte Greco im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
Der Betriebsgewinn der Schadensparte zog um 46 Prozent an und der Schaden-Kosten-Satz verbesserte sich um 2,4 Prozentpunkte auf 95,1 Prozent. Das sei der tiefste und damit beste Wert der letzten zehn Jahre, hiess es. Liegt die sogenannte Combined Ratio unter 100 Prozent, dann verdient ein Versicherer mit dem Geschäft Geld.
Nicht nur die Restrukturierung führte zum Erfolg, die Zurich profitierte auch von einem vergleichsweise «schadenarmen» Halbjahr. Das könnte sich bald ändern, wenn ab Spätsommer die Hurrikan-Saison im Südosten der USA ins Rollen kommt. Vor den drohenden Grossschäden schützt sich die Zurich so gut wie möglich mit Rückversicherungsprogrammen und einer dicken Kapitaldecke.
Steigende Tarife
In den beiden letzten Jahren wurden die USA von einigen verheerenden und somit teuren Windstürmen mit Namen wie «Harvey», «Irma», «Maria», «Florence» oder «Michael» heimgesucht. Das hat die Versicherungsindustrie viel Geld gekostet, aber gleichzeitig dafür gesorgt, dass die Preise für Versicherungsdeckung in den betroffenen Gebieten anziehen.
Davon profitiert auch die Zurich. In seinem Nordamerika-Geschäft setzte der Versicherer zuletzt Tariferhöhungen von durchschnittlich sieben Prozent durch. Die steigenden Preise im US-Sachgeschäft stimmen ihn nach Jahren des Preisdrucks zuversichtlich. «In diesem Geschäft wollen wir in Zukunft wieder wachsen», sagte Greco.
Nicht nur die Schadenversicherung entwickelte sich gut, auch die weiteren Bereiche sind auf Kurs. In der Lebensparte wuchs das Volumen um Zukäufe und Währungseffekte bereinigt um 7 Prozent, dies jedoch zu etwas niedrigeren Margen. Derweil flossen der Zurich im Geschäft mit dem US-Partner Farmers Gebühreneinnahmen in Höhe von 1,87 Milliarden Dollar zu. Das ist ein Anstieg von 18 Prozent. Fortschritte hat Farmers etwa im Ausbau des Geschäfts an der US-Ostküste erzielt.
Auf Zielkurs
Bei den im Rahmen des Ende Jahres auslaufenden Dreijahresprogrammes gesetzten Zielen sieht Greco die Gruppe voll auf Kurs. Man sei auf bestem Wege, diese zu übertreffen, sagte er. Ein Grossteil des 1,5 Milliarden schweren Kostenblocks, der eingespart werden soll, wurde bereits umgesetzt. Und die Rendite auf dem Betriebsgewinn liegt mit 15 Prozent klar über der Zielgrösse von 12 Prozent.
Neue Geschäftsziele legt der Versicherer dann am Investorentag im November vor. Wie diese aussehen könnten, wollte Mario Greco noch nicht verraten. Nur so viel gab er preis: «Für die nächsten drei Jahre werden wir unsere Strategie nicht vollständig umkrempeln, sondern vielmehr gezielt weiterentwickeln.» (awp/mc/pg)