Zurich-CEO Martin Senn. (Foto: Zurich)
Zürich – Die Zurich Insurance Group hat einen unverbindlichen Vorschlag für die Übernahme des englischen Konkurrenten RSA vorgelegt. Darin nennt Zurich das Angebot von 550 Pence pro RSA-Aktie. Ob der Konzern eine solche Kaufofferte tatsächlich unterbreiten wird, ist allerdings noch nicht sicher.
Zuerst werden nun die Bücher der Konkurrentin geprüft. Nur wenn diese zufriedenstellend sind und man sich zudem in weiteren Punkten einigen kann, wird eine Kaufofferte gemacht. Dies teilte die Zurich-Versicherung am Dienstag mit.
RSA mit 8,2 Mrd Franken bewertet
Zurich hält gemäss letzten Angaben bereits rund 15% an RSA. Sollte sie für die übrigen Aktien tatsächlich 550 Pence bieten, entspräche das einer Bewertung der Konkurrentin von gut 5,5 Mrd GBP oder umgerechnet etwa 8,2 Mrd CHF. Dies sagte ein Zurich-Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. «Beim Preis hat man sich gefunden», so der Sprecher weiter. Es gebe ein gemeinsames Verständnis der beiden Unternehmen bezüglich Bewertung.
Derweil liess RSA verlauten, dass der RSA-Verwaltungsrat den Aktionären empfehlen würde, eine Kaufofferte in dieser Höhe anzunehmen. Bedingung dafür wäre aber «eine zufriedenstellende Einigung über die weiteren Konditionen».
Frist verlängert
Über ein Angebot in der nun genannten Höhe war in der britischen Presse bereits Ende Juli spekuliert worden. Damals hatte Zurich noch nicht einmal publik gemacht, dass sie am englischen Versicherer interessiert ist. Da die Spekulationen den Aktienkurs der RSA in die Höhe trieben, sah sie sich jedoch genötigt, das Interesse zu bestätigen und war gemäss britischem Übernahmerecht eigentlich dazu verpflichtet, bis heute Dienstag eine feste Kaufofferte zu unterbreiten oder mitzuteilen, dass keine solche gemacht wird. Dies besagt die sogenannte «Put up or shut up»-Regel.
Damit die beiden Parteien ihre laufenden Gespräche weiterführen können, hat RSA eine Fristverlängerung beim britischen Übernahme-Panel bis zum 22. September um 17.00 Uhr beantragt, welche genehmigt worden ist. Bis dann muss sie entweder eine feste Kaufabsicht bekunden, eine Kaufofferte unterbreiten oder mitteilen, dass sie eine solche nicht vorlegen wird. Wenn nötig und vom Übernahme-Panel erneut genehmigt, könnte die Frist auch ein weiteres Mal verlängert werden.
Vertiefung der Due Diligence
Nun gehe es darum, die Due Diligence zu vertiefen, sagte ein Sprecher der Zurich zu AWP. Bis jetzt habe sich die Prüfung auf die von RSA öffentlich zugänglichen Daten beschränkt. Von nun an stünden mehr Daten und Unterlagen zur Verfügung, um sich ein besseres Bild von RSA und ihrem Geschäft machen zu können. Dabei gebe es etwa in Grossbritannien, Irland oder Kanada gewisse Überlappungen, die ein gewisses Synergiepotenzial offenbaren. Wie hoch das Potenzial ausfallen könnte, werde im Rahmen der Due Diligence erörtert.
Etwas gedämpfte Erholung der Zurich-Aktie
Dass das Interesse an RSA nun konkretisiert wurde, veranlasste die Anleger jedoch nicht zu Enthusiasmus: Zwar verteuerten sich die Aktien der Zurich am Berichtstag um knapp 2,5%. Gleichzeitig erholte sich der Gesamtmarkt gemessen am SMI aber um 3,4% vom zuletzt erlittenen Einbruch. Der Preis der RSA-Aktien stieg derweil in Richtung der von Zurich genannten Preisvorstellungen und die Titel schlossen bei 518 Pence mit einem Plus von rund 4,6%.
Ob der von der Zurich vorgeschlagene Preis angemessen oder möglicherweise doch zu hoch ist, hänge insbesondere davon ab, wie viel Synergiepotenzial ein Zusammengehen der beiden Versicherungsgesellschaften biete, meinen Analysten. Ein weiterer wesentlicher Faktor in der Preisgestaltung sei die Frage, wie die Finanzierung der Übernahme aussehe. (awp/mc/pg)