Zurich-CEO Martin Senn. (Foto: Zurich)
Zürich – Die Zurich hat im ersten Halbjahr 2015 deutlich an Gewinnkraft verloren. In der wichtigsten Sparte, dem Nichtleben-Geschäft, litt die Versicherungsgruppe unter einem grösseren Schadenvolumen und einem höheren Kostenanteil. In einer Übernahme des britischen Versicherers RSA sieht CEO Martin Senn derweil für die Aktionäre «erhebliche Vorteile».
Die Zurich kommt im Geschäftsjahr 2015 nicht auf Touren. Der operative BOP (Business Operating Profit) brach im ersten Halbjahr um 15% auf 2,24 Mrd USD ein während der Reingewinn um 3% auf 2,06 Mrd zurückging, wie die Gruppe am Donnerstag mitteilte. Die Eigenkapitalrendite auf dem BOP nach Steuern lag mit 11,6% unterhalb der Zielbandbreite von 12-14% und auf den Kapitalanlagen wurde eine nicht-annualisierte Rendite von 2,0% (VJ 2,1%) erzielt.
Zunahme an Grossschäden
Auf operativer Stufe hat die Zurich nicht nur die Finanzgemeinde enttäuscht, sondern auch die eigenen Erwartungen verfehlt, wie Senn an einer Telefonkonferenz zugab. Ungenügend entwickelte sich die Schadenversicherung (General Insurance) mit einem BOP-Rückgang um beinahe einen Drittel auf 1,17 Mrd USD.
Insbesondere in Grossbritannien und im US-Geschäft mit Grossfirmen (Global Corporate) hätten Grossschäden belastet und ein höherer Kostensatz drückte zusätzlich auf das Ergebnis. So verschlechterte sich die Combined Ratio um 2,6 Prozentpunkte auf 98,3% und im zweiten Quartal um 4,4 Punkte auf 100,0%. Allein Global Corporate wies eine schwachen Q2-Wert von 106,5% aus.
Wie bereits am Investorentag im Mai dargelegt will Senn mit einer Reihe von Massnahmen die Profitabilität verbessern. Über die ganze Gruppe hinweg sollen bis Ende 2016 rund 300 Mio USD an Kosten eingespart werden, knapp zwei Drittel davon in General Insurance. Sparmassnahmen seien etwa in Südafrika oder Brasilien bereits angelaufen, hiess es.
Wachstum im Lebengeschäft
Das Geschäftsvolumen in General Insurance ging im Halbjahr nicht überraschend um 7% (+3% in LW) zurück, während bei Global Life die Einnahmen um 4% (+22%) wuchsen. Der BOP im kleineren Lebengeschäft legte um 6% (+21%) auf 673 Mio USD zu. Einträglich sei insbesondere das Wachstum im Bankvertrieb gewesen aber auch Einmaleffekte hätten sich positiv ausgewirkt, so die Zurich.
Bei Farmers fiel der BOP um 5% auf 719 Mio USD. Dabei stand ein verbessertes Ergebnis bei Farmers Re den rückläufigen Erträgen und etwas höheren Kosten der Farmers Managements Services gegenüber.
Betreffend Finanzziele sieht Senn die Zurich weiterhin auf Kurs: «Wir erwarten, dass die Mittelzuflüsse für das Gesamtjahr bei über 3,5 Mrd USD liegen werden.» Für den Zeitraum 2014-2016 dürfte der Betrag somit über 10 Mrd liegen (bisheriges Ziel: 9 Mrd).
Warten auf Offerte
Bei der Zurich wird in den kommenden Wochen das Thema RSA-Übernahme die Diskussionen dominieren und es dürfte auch weiterhin über den Preis spekuliert werden. Nachdem in der «Financial Times» vor über einer Woche zunächst ein Kaufpreis von 550 Pence je RSA-Aktie in den Raum gestellt worden ist, hat der «Telegraph» am (gestrigen) Mittwoch von einer Offerte in der Höhe von 525 Pence berichtet.
Martin Senn sieht derweil in einer RSA-Übernahme «erhebliche Vorteile» für seine Aktionäre. RSA passe strategisch gut zu Zurich, sagte er ohne ins Detail zu gehen. Nun soll der Evaluationsprozess fortgesetzt werden. RSA-Chef Stephen Hester wollte an einer Telefonkonferenz zu den RSA-Halbjahreszahlen die Absichten der Zurich nicht weiter kommentieren.
Gemäss britischem Recht hat die Zurich bis zum 25. August Zeit, um entweder den RSA-Aktionären ein Angebot zu unterbreiten oder sich aus dem Bieterverfahren zurückzuziehen. Findet Senn bis Ende 2016 für das überschüssige Kapital von rund 3 Mrd USD keinen valablen Verwendungszweck, soll Kapital an die Aktionäre zurückgeführt werden.
Aktien unter Druck
Die Anleger zeigten sich derweil vom schwachen Zahlenset der Zurich enttäuscht. Die Aktie verliert bis Handelsschluss in einem schwächeren Gesamtmarkt mehr 4.6 %. (awp/mc/upd/pg)