Zürich – Die Zurich Insurance Group hat im ersten Halbjahr 2017 unter dem Strich weniger verdient. Grund dafür waren regulatorische Anpassungen, die bereits im ersten Quartal vorgenommen werden mussten. Ohne diesen Effekt hätte die Zurich das Betriebsergebnis deutlich gesteigert. Mit Blick auf die mittelfristigen Ziele sieht sich die Gruppe auf Kurs.
Der Reingewinn der Zurich nahm um 7% auf 1,50 Mrd USD ab, wie die Gruppe am Donnerstag mitteilte. Das überrascht nicht, denn das Ergebnis wurde von einer regulatorischen Anpassung im britischen Geschäft – der sogenannten Ogden-Rate – mit rund 290 Mio belastet. Die britische Regierung hatte im Februar den Diskontsatz, der zur Berechnung von Personenschäden- und Unfallforderungen herangezogen wird, angepasst.
Der operative BOP (Business Operating Profit) blieb trotz Sonderbelastungen mit 2,17 Mrd in etwa auf Vorjahresniveau. Ohne den Ogden-Effekt wäre er um 14% auf 2,47 Mrd USD angestiegen. Den Gesamtumsatz weist die Zurich mit 31,0 Mrd leicht unter Vorjahr aus.
CEO Mario Greco zeigte sich im Gespräch mit AWP erfreut über die gezeigte Leistung: «Die Ergebnisse des ersten Halbjahres zeigen, dass wir in der Umsetzung unserer Strategie auf gutem Weg sind und liefern, was wir den Investoren versprochen haben.» Die Zurich habe das Underwriting bzw. Zeichnen von Geschäft verbessert und die Kostenbasis gesenkt. Damit schaffe man die Grundlage für nachhaltiges Dividendenwachstum.
Profitabilität verbessert
In der Schaden- und Unfallversicherung (P&C) lag die Combined Ratio ohne den Ogden-Effekt im Halbjahr bei 97,8%, das entspricht verglichen mit 2016 einer Verbesserung um 0,3 Prozentpunkte. Die Verbesserung beruhe in erster Linie auf Tarifanpassungen und Kostenkontrolle. Naturkatastrophen hätten die Rechnung etwas stärker als für die Saison üblich belastet.
Die Prämien- und Gebühreneinnahmen sanken im P&C-Geschäft um 3% auf 18,0 Mrd USD. Ohne die Aufgabe von Tätigkeiten in Südafrika, Marokko, im Nahen Osten und Taiwan wäre man aber leicht gewachsen. In dem von Preisdruck geprägten Marktumfeld agiere man auf der Suche nach Neugeschäft äusserst zurückhaltend, hiess es.
In der Lebensversicherung steigerte die Zurich den BOP trotz weniger Umsatz um 16% auf 650 Mio USD. Getragen wurde der Anstieg von der Integration des Privatkundengeschäfts von Macquarie Life in Australien, dem anhaltenden Wachstum in Japan sowie dem in Lateinamerika mit dem Joint-Venture Zurich Santander getätigten Geschäft.
Mit den Dienstleistungen, welche die Zurich für den US-Partner Farmers bereit hält, nahm der BOP um 3 Mio auf 700 Mio USD zu. Der US-Versicherer steigerte die Profitabilität im Motorfahrzeuggeschäft. Im Non-Core-Geschäft, wozu die zur Abwicklung bestimmten Portfolios zählen, lag der Gewinn bei 83 Mio verglichen mit 26 Mio.
Auf den Kapitalanlagen erwirtschaftete die Zurich weniger Rendite: Die nicht annualisierte Nettorendite fiel von 1,9% auf 1,6% zurück. Das Eigenkapital liegt derweil mit 30,7 Mrd USD gleich hoch wie Ende 2016.
Mit Zielen auf Kurs
Mit Blick auf die mittelfristigen Ziele liege man auf Kurs, so Greco weiter. Ab 2019 soll die Eigenkapitalrendite auf Basis des BOP über der Marke von 12% liegen. Ohne Ogden-Effekt hat die Zurich dies bereits im Halbjahr (12,5%) erreicht. Und in Sachen Kosten senken, wurde bislang gut ein Drittel der Einsparungen von 1,5 Mrd USD umgesetzt. Unter anderem wurde die Organisation auf schlankere Beine gestellt und bei IT sowie im Geschäft mit Lieferanten gespart.
Für die Zukunft sei die Gruppe «bestens» kapitalisiert, hielt der CEO weiter fest. Die geschätzte Quote des Zurich Economic Capital Model (Z-ECM) übertrifft mit 134% das Ziel von 100-120%.
Analysten rechnen damit, dass für das laufende Jahr erneut eine Dividende von hohen 17 CHF je Titel ausgeschüttet werden kann. Sie begrüssten auch die Fortschritte im Rahmen des Strategieplans. An der Börse konnten die Zurich-Papiere davon nicht profitieren: Sie schlossen 0,4% tiefer, damit allerdings am obersten Ende der SMI/SLI-Tabelle. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI gab am Donnerstag 0,9% ab. (awp/mc/upd/ps)