Zürich – Immer mehr Schweizer sorgen privat für die Zeit als Rentner vor. Nur wenige aber versichern ihr Einkommen, obwohl bei langer Krankheit grosse Lücken drohen.
Die Schweiz gilt als Land mit hoher sozialer Sicherheit, in der sich die Menschen nicht zu sorgen brauchen. Die schlechten Aussichten in der Vorsorge sorgen jedoch für ein Umdenken. Der Anteil der Schweizer, die nicht mehr voll auf AHV und Pensionskasse vertrauen, nimmt zu. Mittlerweile sorgen 51 Prozent der Bevölkerung in der dritten Säule privat und freiwillig vor, um im Alter keine finanzielle Einbusse zu erleiden.
Immer noch tief ist jedoch der Anteil jener, die für den Fall einer Krankheit vorsorgen. Laut einer neuen und repräsentativen Umfrage von Zurich Schweiz verfügt nur gerade jede vierte Person über eine Versicherung, die ihr Einkommen absichert, wenn sie krank und dadurch invalid wird. Dies ist erstaunlich, denn die Arbeitskraft ist das wertvollste Gut der meisten Menschen. Ein Person, die in der Schweiz den monatlichen Medianlohn von 6189 Franken verdient, erzielt zwischen 25 und 65 Jahren ein Einkommen von rund 3,5 Millionen Franken. Das ist weit mehr als der durchschnittliche Wert von Immobilien oder Autos, welche die meisten Menschen versichern.
Jeder zweite war schon betroffen
Kann eine Person nicht mehr arbeiten, sind die finanziellen Einbussen entsprechend hoch. Aus der IV und der Pensionskassen können viele lediglich eine Rente in der Höhe von 60 Prozent des früheren Einkommens erwarten. Wer den Medianlohn verdient und mit 40 arbeitsunfähig wird, verliert mehr als 800 000 Franken. Wer mit 50 erkrankt, hat plötzlich eine Lücke von 480 000 Franken. Für Familien bedeutet dies eine massive Belastung und kann zu schmerzhaften Einschränkungen führen.
Es ist nicht selten, dass eine Person in der Schweiz wegen Krankheit einen Teil des Einkommens verliert. In der Zurich-Umfrage gaben 40 Prozent an, schon einmal eine Einbusse erlitten zu haben. In den meisten Fällen dauerte die Krankheit einige Monate, bei einem Viertel der Betroffenen indes ein Jahr und länger. Ungeachtet der Länge des Ausfalls, sind viele Menschen schlecht gerüstet für eine längere Krankheit: Jede vierte Person verfügt nicht über genug Ersparnisse, um während eines einzigen Monats den Ausfall des Einkommens auszugleichen.
Schutz für 1 Prozent des Einkommens
Marco Chiapparini verantwortlich für Vorsorgeprodukte und Vorsorgeberatung bei Zurich Schweiz, rät daher: „Wer die Familie nicht dem Risiko aussetzen will, den Gürtel eines Tages viel enger schnallen zu müssen, überprüft am besten seine finanzielle Situation.“ Je nach Arbeitgeber und Branche sieht die Ausgangslage unterschiedlich aus. Entscheidend sind die Leistungen der staatlichen Invalidenversicherung IV und der Pensionskasse.
Von der IV können Erwachsene ohne Kinder eine Rente von höchstens rund 2300 Franken monatlich erwarten. Je nach Umständen kann die Rente aber auch nur rund 1200 Franken betragen. Hinzu kommt die Rente der Pensionskasse, die auf dem Vorsorge-Ausweis aufgelistet ist. Auf dem Vorsorgeausweis sehen Angestellte, welche Rente sie erwarten können, wenn sie erwerbsunfähig werden. Besonders in der Industrie, auf dem Bau und im Gastgewerbe sind die Pensionskassen-Renten für Kranke oft tief. Auch Selbstständige sind über ihre zweite Säule oft schlecht für den Fall einer Krankheit versichert. Empfehlenswert ist daher eine private Zusatzversicherung, wie beispielsweise auch die NZZ rät.
„Die Kosten einer privaten Zusatzversicherung sind oft weniger hoch als vermutet und betragen rund 1 Prozent des Einkommens oder weniger“, erklärt Chiapparini. Die Zusatzversicherung sorgt im Krankheitsfall dafür, dass ein Angestellter beispielsweise 80 Prozent des bisherigen Einkommens erhält und nicht nur 60 Prozent. Ein 40-jähriger Zürcher Zimmermann beispielsweise kann die Einkommenslücke im Krankheitsfall mit einer jährlichen Prämie von rund 1000 Franken schliessen. Für eine ebenfalls 40-jährige Zürcherin aus dem KV-Bereich kostet der Schutz rund 750 Franken. (Zurich Schweiz/mc)