Das Erdbeben in Japan kostet das Land 210 Mrd Dollar.
Zürich- Das Jahr 2011 ist für die Versicherungsbranche nach 2005 das zweitteuerste Schadenjahr in der Geschichte. Die Kosten für die Versicherer dürften sich in etwa auf 116 Mrd belaufen, schreibt der Rückversicherer Swiss Re in der am Mittwoch veröffentlichten «sigma»-Studie zur Katastrophenbilanz 2011. Die Katastrophen forderten insgesamt etwa 35’000 Menschenleben und die entstandenen wirtschaftlichen Schäden betragen schätzungsweise 371 Mrd USD.
Ende Dezember hatte Swiss Re die Kosten aus Natur- und Man-made-Katastrophen für die Branche noch auf rund 108 Mrd USD geschätzt gegenüber einem Vorjahreswert von 48 Mrd. Die wirtschaftlichen Schäden beliefen sich im Jahr 2010 auf 226 Mrd und die Opferzahl erreichte nur schon in Haiti einen Wert 220’000.
Zerstörung in Asien
Die Swiss-Re-Experten zählten im vergangenn Jahr 325 Katastrophenereignisse, wovon 175 Natur- und 150 Man-made-Katastrophen waren. Am meisten Menschenleben forderte das schwere Erdbeben, dass im März den Nordosten Japans heimsuchte. In Japan starben über 19’000 Menschen. Der Tropensturm Washi auf den Philippinen sowie die Überschwemmungen in Brasilien und Thailand forderten ebenfalls mehr als 3’000 Menschenleben.
Erdbeben in Japan: 210 Mrd Dollar
Das Erdbeben in Japan allein kostete das Land mindestens 210 Mrd USD. Für die ganze Region Asien ergibt sich eine Schadenlast von 260 Mrd oder 2,09% des dort erwirtschafteten BIP. Einen mit 1,80% hohen Anteil am BIP machten die Katastrophenschäden von 27,8 Mrd auch in Ozeanien aus. In Nordamerika betrugen die ökonomischen Belastungen 63,5 Mrd (0,38% am BIP), in Europa 8,7 Mrd (0,04%) oder in Lateinamerika/Karibik 5,6 Mrd (0,10%).
Die versicherten Kosten für Naturkatastrophen erreichten weltweit rund 110 Mrd, die restlichen 6 Mrd sind Man-mad-Katastrophen zuzuschreiben. Zu den schadenreichsten Man-mad-Katastrophen zählten Unfälle auf Bohrinseln, weiteren Öl- und Gasanlagen sowie in einem Kraftwerk auf Zypern.
Viele Schäden nicht versichert
Die grosse Differenz zwischen dem wirtschaftlichen Gesamtschaden und den versicherten Schäden zeige, dass viele Menschen und Regierungen durch katastrophale Ereignisse in Finanznot geraten könnten, weil der Versicherungsschutz fehlt.
Hohe Belastungena aus Erdbeben
Die vordersten Plätze auf der Schadensrangliste belegen wie schon im Vorjahr die Erdbeben. Am grössten waren die Versicherungsschäden mit 35 Mrd USD in Japan, gefolgt von dem Erdbeben in Neuseeland mit einer Schadensumme von über 12 Mrd. Allerdings kosteten auch die Überschwemmungen in Thailand die Branche 12 Mrd, was für Hochwasserschäden ein Rekord ist.
Thailand: Millionen Gebäude überflutet
In Thailand wurden mehr als vier Millionen Wohnungen, Unternehmen und Industrieanlagen überflutet. Dies habe massive Beschädigungen und Störungen in Alltagsabläufen und den Produktionsprozessen zur Folge gehabt, schreiben die Swiss-Re-Experten. Thailand ist ein wichtiges Bindeglied in den globalen Lieferketten der Fertigungsindustrie und einer der grössten Hersteller von Festplatten.
Tornados verwüsten Alabama und Missouri
Nordamerika war von Tornados stark betroffen, die im April vor allem im Bundesstaat Alabama einen versicherten Schaden von 7,3 Mrd USD und im Mai insbesondere in Missouri von 7,1 Mrd auslösten. Weiter traf mit Irene erstmals seit 2008 wieder ein Hurrikan auf Land, die Folge waren Schäden von 5,3 Mrd. Die USA wurden zudem von fünf weiteren Windkatastrophen heimgesucht, welche versicherte Kosten von über 1 Mrd USD nach sich gezogen haben.
Europa kommt vergleichsweise glimpflich davon
Europa blieb von Grossereignissen verschont, die Katastrophenkosten betrugen lediglich 4 Mrd USD. Im Oktober forderte ein Erdbeben der Stärke 7,2 im türkischen Van 644 Todesopfer und verursachte Schäden im Umfang von 1,5 Mrd. Einige Winterstürme suchten verschiedene Länder Nordeuropas oder auch Deutschland, Frankreich und die Schweiz heim. (awp/mc/pg)