Zyperns Banken offen – Presse lobt Bürger

Zypern

Warteschlange vor einer Bank in Nikosia nach deren Wiedereröffnung.

Nikosia – Im pleitebedrohten Zypern haben am Freitag die Banken erstmals wieder zur regulären Zeit geöffnet. Einen Ansturm auf die Geldinstitute gab es wie am Vortag nicht. Seit Mitte März war Bargeld wegen der schweren Finanzkrise nur noch an Geldautomaten zu erhalten gewesen. Andere Bankgeschäfte ruhten. Die zyprische Presse lobte die Zurückhaltung der Bürger: «Erste optimistische Nachricht», titelte die grösste zyprische Zeitung «Fileleftheros».

«Alles läuft normal», sagte Dimiris Antoniou, Chef der Zweigstelle der Bank of Cyprus am zentralen Elefterias Platz von Nikosia, der Nachrichtenagentur dpa. Antoniou schätzt, dass in Zypern am ersten Tag der Wiederöffnung der Banken etwa 300 Millionen Euro abgehoben worden sein könnten. «Den Umständen entsprechend und wenn man bedenkt, dass die Banken seit fast zwei Wochen zu hatten, ist das nicht schlecht», sagte Antoniou.

Seit Donnerstag gelten harte Regeln im Kapitalverkehr um einen Abfluss von Geld zu verhindern. So dürfen pro Person und Konto maximal 300 Euro an einem Tag abgehoben werden. Reisende ins Ausland dürfen pro Reise höchstens 1’000 Euro in Scheinen mitnehmen. Die Massnahmen werden nach Schätzungen von Analysten zu einer tiefen Rezession führen. Damit stünden den Zyprern schwierige Zeiten in den kommenden Jahren bevor, hiess es.

Anastasiades: Zypern will die Eurozone nicht verlassen
Zypern hat nicht die Absicht, die Eurozone zu verlassen. Dies erklärte am Freitag der zyprische Staatspräsident Nikos Anastasiades. Er und seine Regierung werden «auf keinen Fall Experimente mit der Zukunft des Landes machen», sagte Anastasiades in Nikosia. Damit reagierte Anastasiades auf verschiedene Gerüchte aber auch Erklärungen einiger Politiker, die Regierung habe vergangene Woche mit dem Gedanken gespielt, aus der Eurozone auszutreten. Anastasiades erklärte weiter, die Gefahr eines Bankrotts sei gebannt. Die Situation sei nun «unter Kontrolle», sie habe aber «die Merkmale einer Tragödie».

Zypern will am 4. April sein Sparprogramm präsentieren
Zypern will der Arbeitsgruppe der Eurogruppe bis zum 4. April ein umfassendes und mit den Geldgebern vereinbartes Sparprogramm (Memorandum) präsentieren. Dies teilte der zyprische Arbeitsminister, Charis Georgiades, am Freitag im Fernsehen mit. Nur so könne der Prozess der Billigung durch die Parlamente der Eurozone in Gang gesetzt werden. Zypern soll mit zehn Milliarden Euro unter die Arme gegriffen werden.

Zurzeit laufen die Verhandlungen mit der sogenannten Troika aus Experten der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Zyperns Hauptstadt Nikosia auf Hochtouren. Zypern hat bereits ein Sanierungsprogramm für seinen überdimensionalen Bankensektor eingeführt. Zudem muss die Inselrepublik den Staat verschlanken, zahlreiche Privatisierungen durchführen und Renten und Pensionen sowie Löhne der Staatsbediensteten kürzen. (awp/mc/ps)

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