Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.
Washington – Als Mark Zuckerberg am 4. Februar 2004 die Webseite thefacebook.com startete, schwebte ihm zunächst eine Art digitales Jahrbuch der US-Eliteuniversität Harvard vor. Zehn Jahre später spannt sich das soziale Netzwerk mit seinen 1,2 Milliarden Nutzern über fünf Kontinente.
Trotz immer wieder geäusserter Zweifel am Geschäftsmodell wächst das Unternehmen rasant und verbuchte im vergangenen Jahr einen Milliardengewinn. Der Preis des Erfolgs ist, dass Facebook an Popularität bei jungen Nutzern einzubüssen scheint. Welcher Teenager findet ein Online-Netzwerk cool, auf dem sich auch seine Eltern tummeln?
«Ich denke, es ist sogar nicht mehr nur die Mutter, sondern auch die Grossmutter», kommentiert Lou Kerner, US-Experte für soziale Medien, die alternde Nutzerschaft. Sogar Facebook-Finanzchef David Ebersman räumte vor einigen Monaten ein, dass das soziale Netzwerk einen Rückgang bei «jüngeren Teenagern» verzeichne.
Gemäss dem Marktforschungsunternehmen iStrategyLabs haben seit 2011 rund drei Millionen Teenager Facebook den Rücken gekehrt. Die Konkurrenz von der Firma Socialbakers hält die Berichte über eine Abwanderungswelle dagegen für übertrieben, zumal sich Jugendliche auf gleich mehreren sozialen Netzwerken tummeln.
Wirtschaftlich gesund und ambitioniert
«Wir freuen uns auf unser nächstes Jahrzehnt», erklärte Zuckerberg vergangene Woche bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen. Facebook wolle dabei helfen, auch den «Rest der Welt» miteinander zu vernetzen.
Das wirtschaftliche Fundament für dieses Vorhaben könnte derzeit kaum besser sein: Im Schlussquartal 2013 konnte das Unternehmen nach eigenen Angaben seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 523 Mio. Dollar verachtfachen. Der Umsatz von Oktober bis Dezember betrug demnach 2,6 Mrd. Dollar, ein Plus von 63 Prozent.
Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass sich Kritiker in ihrer Skepsis bestätigt wähnten. Im Mai 2012 legte das soziale Netzwerk den grössten Börsengang der Technologiebranche hin und wurde auf einen Schlag mit 104 Milliarden Dollar bewertet – mehr als der deutsche Elektronikriese Siemens.
Doch technische Pannen beim Börsendebüt und Fehleinschätzungen zur Nachfrage nach der Facebook-Aktie liessen den Kurs in den folgenden Monaten auf weniger als die Hälfte des Ausgabepreises von 38 Dollar abstürzen. Verunsichert fragten sich Investoren, ob der gewaltige Börsenwert für das junge Unternehmen gerechtfertigt sei.
Facebook, das sich zu rund 90 Prozent über Werbung finanziert, fehlte zu diesem Zeitpunkt noch eine überzeugende Strategie für das wachsende Anzeigengeschäft auf Smartphones und Tabletcomputern.
Fokus auf mobilen Markt
Inzwischen hat das Unternehmen seine Hausaufgaben gemacht. Fast 80 Prozent der Nutzer, 945 Millionen Menschen, greifen nach den jüngsten Zahlen mobil auf Facebook zu. Im vergangenen Quartal stammte erstmals mehr als die Hälfte der Werbeeinnahmen von Anzeigen auf Smartphones und Tablets. «2013 war das Jahr, in dem wir unser Geschäft in ein mobiles Geschäft verwandelt haben», sagte Zuckerberg. An der Börse ist Facebook mittlerweile ein Liebling der Anleger: Der Aktienkurs knackte kürzlich die 60-Dollar-Marke.
Mit strategischen Zukäufen versucht Facebook, seine Spitzenposition unter den sozialen Netzwerken zu festigen. Im Frühjahr 2012 übernahm das Unternehmen das bei jungen Nutzern beliebte Foto-Netzwerk Instagram. Auch Snapchat erhielt vergangenes Jahr ein Kaufangebot, lehnte aber ab.
Der Siegeszug von Facebook könnte allerdings bald die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen. Der Internetkonzern Google und der Software-Gigant Microsoft haben bereits die Erfahrung gemacht, dass sich übermächtig erscheinende Technologiefirmen auf eine kartellrechtliche Überprüfung einstellen müssen. (awp/mc/ps)