Dubai – Der Flugzeugbauer Airbus hat auf der Luftfahrtmesse in Dubai die grösste Bestellung seiner Geschichte eingefädelt. Der US-Investor Indigo Partners will bei den Europäern auf einen Schlag 430 Mittelstreckenjets aus der A320neo-Modellfamilie mit einem Listenpreis-Wert von 49,5 Milliarden US-Dollar (42,2 Mrd Euro) kaufen. Die Jets sollen bei Indigo Partners› Billigfluglinien Frontier Airlines (USA), JetSmart (Chile), Volaris (Mexiko) und Wizz Air (Ungarn) zum Einsatz kommen, wie Airbus und Indigo Partners bei der Unterzeichnung des Vorvertrags am Mittwoch in Dubai bekanntgaben.
Bei den bestellten Maschinen handelt es sich um 273 Exemplare in der Standardversion A320neo und 157 Flieger in der längsten Version A321neo. Die Fluglinien aus dem Reich von Indigo Partners hatten bereits zuvor verschiedene Bestellungen über insgesamt 427 Jets der A320-Familie platziert. Die «neos» sind die modernisierte Neuauflage der Mittelstreckenjets. Soll sollen dank neuartiger Triebwerke weniger Treibstoff verbrauchen als ihre Vorgänger.
Grösster Auftrag der Firmengeschichte
Für Airbus ist die nun eingefädelte Bestellung der grösste Auftrag der Firmengeschichte. Auf Platz eins war bisher eine Order des indischen Billigfliegers IndiGo, der trotz des ähnlichen Namens nichts mit Indigo Partners aus den USA zu tun hat. Die Inder hatten 2015 insgesamt 250 Flugzeuge zu einem Listenpreis von 27 Milliarden Dollar bestellt.
Auch Boeing mit Riesenauftrag
Mit dem historischen Auftrag zieht Airbus bei der Dubai Air Show weit an seinem US-amerikanischen Erzrivalen Boeing vorbei. Der nach wie vor weltgrösste Flugzeugbauer meldete am Mittwoch einen Grossauftrag des arabischen Billigfliegers Flydubai über 175 Mittelstreckenjets der 737-MAX-Reihe. Dieser kommt auf einen Listenpreis-Wert von rund 21 Milliarden Dollar. Insgesamt hat Boeing in Dubai damit Aufträge und Vorverträge über knapp 250 Verkehrsflugzeuge eingesammelt. Airbus kommt auf über 450 Bestellungen.
Allerdings lag Boeing bei den Bestellungen seit Jahresbeginn bereits weit vor den Europäern. Zudem hat die arabische Fluglinie den Hersteller aus Europa am Sonntag mit einem Grossauftrag für Boeing über 40 «Dreamliner»-Langstreckenjets brüskiert. Eigentlich war von den Arabern ein Grossauftrag über 36 Exemplare des weltgrössten Passagierjets A380 erwartet worden. Der Flieger ist wegen einer jahrelangen Auftragsflaute ein Sorgenkind des Airbus-Konzerns. Stattdessen unterschrieb Emirates vor der internationalen Presse einen Vorvertrag mit Boeing – während sich die bereits erschienenen Airbus-Manager aus dem Saal verzogen. Oft findet die Vertragsunterzeichnung erst vor versammelter Presse statt.
Krönung für John Leahy
Auch wegen der A380-Probleme ist der Deal mit Indigo Partners für Airbus-Manager John Leahy eine Art Krönung. Der 67-Jährige, der kurz vor dem Ruhestand steht, hat in zwei Jahrzehnten als Airbus-Verkaufschef Flugzeugverkäufe im Volumen von mehr als einer Billion US-Dollar an Land gezogen. Er hat einen grossen Anteil daran, dass sich der europäische Hersteller zum praktisch einzigen Rivalen des immer noch weltgrössten Flugzeugbauers Boeing entwickelt hat.
Sollte Indigo Partners den Vorvertrag über 430 Mittelstreckenjets noch vor Jahresende in eine verbindliche Bestellung umwandeln, würde dies Airbus auch deutlichen Rückenwind verschaffen. So hatte der Konzern von Januar bis Ende Oktober lediglich Bestellungen über knapp 290 Flugzeuge eingesammelt. Zugleich will der Konzern in diesem Jahr rund 720 Verkehrsjets ausliefern. Nach der Auftragsflut der vergangenen Jahre hatte der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Fabrice Brégier, eigentlich nicht damit gerechnet, dass die Zahl der Bestellungen 2017 erneut die Auslieferungen übertrifft.
Mit dem Rekordauftrag in den Büchern könnte der Auftragsbestand in diesem Jahr nun doch nicht schrumpfen – sondern über die Marke von 7000 Verkehrsflugzeugen steigen. (awp/mc/pg)