Washington – Die Coronavirus-Krise macht der US-Wirtschaft schwer zu schaffen: Wegen der Zuspitzung der Pandemie haben in den Vereinigten Staaten in der dritten Woche in Folge Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt.
In der Woche bis zum 4. April wurden 6,6 Millionen solcher Anträge registriert, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die US-Notenbank Fed will der Wirtschaft noch stärker helfen. Sie kündigte am Donnerstag an, über verschiedene Kreditprogramme insgesamt bis zu 2,3 Billionen Dollar (2,1 Billionen Euro) in die Wirtschaft zu pumpen.
16 Millionen Arbeitslose binnen drei Wochen
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hatte in den beiden Vorwochen jeweils neue Höchststände erreicht. Innerhalb von drei Wochen verloren damit USA-weit mehr als 16 Millionen Menschen ihre Jobs.
Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der grössten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuten inzwischen auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Krise hin. Bis vor wenigen Wochen hatte die Zahl der Erstanträge noch regelmässig unter 100 000 pro Woche gelegen.
330 Millionen Amerikaner unterliegen Ausgangsbeschränkungen
Die rasante Ausbreitung des Coronavirus hat das öffentliche Leben in weiten Teilen der USA zum Erliegen gebracht. Die Mehrheit der rund 330 Millionen Amerikaner unterliegt Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen abgesagt. Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Entlassungen sind in den USA in der Regel wesentlich schneller möglich als etwa in Deutschland.
Konjunkturprogramm in der Höhe von 2 Billionen Dollar
Die US-Regierung und der Kongress hatten angesichts der Krise ein gewaltiges Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, um rund zwei Billionen Dollar in die leidende Wirtschaft zu pumpen. Damit wurde auch die bislang sehr begrenzte Arbeitslosenhilfe ausgeweitet. Die Lage am US-Arbeitsmarkt verschlechtert sich dennoch weiter.
Laut Experten schon jetzt zweistellige Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote in den USA ist infolge der Corona-Krise bereits deutlich nach oben gegangen: Sie stieg von 3,5 Prozent im Vormonat auf 4,4 Prozent im März. Aufgrund einer verzögerten Erhebung der Statistik vermitteln diese Daten jedoch noch ein zu rosiges Bild. Die jüngste Zuspitzung am Arbeitsmarkt ist davon nur begrenzt wiedergegeben. Experten gehen inzwischen bereits von einer zweistelligen Arbeitslosenquote aus.
Rezession im Gesamtjahr möglich
Das gesamte Ausmass der wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie ist noch nicht absehbar. Viele Analysten befürchten aber einen dramatischen Einbruch im zweiten Quartal und eine Rezession aufs ganze Jahr betrachtet.
Fed mit umfangreichem Notprogramm
Die US-Notenbank stemmt sich mit ihrem Notprogramm mit aller Macht gegen einen Konjunkturabsturz. «Die Rolle der Fed ist es, soviel Entlastung und Stabilität zu bieten wie wir können», erklärte Notenbankchef Jerome Powell. Mit den Massnahmen sollen unter anderem kleinere und mittlere Unternehmen sowie Kommunen und Städte gestützt werden. Bei Anlegern kamen die Krisenhilfen der Notenbank gut an – die US-Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursgewinnen.
Die Fed hatte bereits mit drastischen Zinssenkungen und etlichen anderen Massnahmen auf die Corona-Pandemie reagiert. Erst am Mittwoch signalisierte die Notenbank eine länger andauernde Nullzinspolitik.
Bis Anfang Februar hatte die US-Konjunktur noch gebrummt, an der Börse wurden Höchststände gemeldet, Experten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. Doch die rasante Ausbreitung des Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten zunichte.
Über 430’000 Infektionen, über 15’000 Todesopfer
Bis Donnerstagmorgen (Ortszeit) gab es in den USA nach Angaben von Forschern der Universität Johns Hopkins mehr als 430 000 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Rund 15 000 Menschen sind demnach landesweit bereits infolge der Pandemie gestorben. (awp/mc/pg)