A400M-Absturz trübt glänzende Airbus-Bilanz
Airbus-Militärtransporter A400M. (Foto: Airbus/C. Brinkmann)
Toulouse – Der Absturz des Militärtransporters A400M kommt den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus teuer zu stehen. Im zweiten Quartal drückten erneute Zusatzkosten von 290 Millionen Euro für das Hoffnungsträger-Projekt den operativen Gewinn nach unten, wie die Airbus Group am Freitag in Toulouse mitteilte. Das Kerngeschäft mit Passagier- und Frachtjets warf hingegen deutlich mehr ab als ein Jahr zuvor. Vorstandschef Thomas Enders feilt nun am Ausbau der Flugzeugproduktion: Der neue Grossraumflieger A350 und der modernisierte Mittelstreckenjet A320neo sind bei Fluglinien stark gefragt.
An den Aktienmärkten wurden die Nachrichten mit Begeisterung aufgenommen. Mit einem Plus von mehr als drei Prozent setzte sich die Airbus-Aktie an die Spitze des MDax und des französischen Leitindex CAC-40 . Trotz der Zusatzkosten für die A400M hatte Airbus deutlich besser verdient als von Experten erwartet. Im Gesamtjahr soll der operative Gewinn ohne Einmaleffekte weiterhin leicht steigen. Auch der Gewinn je Aktie und die Dividende sollen zulegen.
Starker Dollar treibt Umsätze an
Im zweiten Quartal trieb der starke US-Dollar den Umsatz des Konzerns auf 16,8 Milliarden Euro – 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn (Ebit) sank jedoch um zwölf Prozent auf 988 Millionen Euro. Bereinigt um Einmaleffekte hätte er um 15 Prozent zugelegt. Unter dem Strich verhalfen günstige Währungseffekte in der Bilanz der Airbus Group zu einem Gewinnzuwachs um fünf Prozent auf 732 Millionen Euro.
Während die Verkehrsflugzeugsparte Airbus ihren operativen Gewinn (Ebit) um knapp ein Viertel auf eine Milliarde Euro steigerte, sackte die Rüstungs- und Raumfahrtsparte Airbus Defence & Space mit 159 Millionen Euro in die Verlustzone. Grund dafür waren das A400M-Unglück, die Verzögerungen bei der Auslieferung und steigende Produktionskosten bei dem Militärflieger. Die Hubschraubersparte Airbus Helicopters steigerte ihren Gewinn hingegen um ein Fünftel.
Fehlerhaft aufgespielte Software als Unglücksursache
Im Mai war eine für die Türkei bestimmte A400M beim Testflug in Spanien abgestürzt, vier Menschen kamen ums Leben. Ursache soll eine fehlerhaft aufgespielte Software für die Triebwerkssteuerung gewesen sein. Nach zeitweiligen Flugverboten darf Airbus die A400M inzwischen wieder ausliefern – laut Enders sollen es in diesem Jahr weiterhin 14 bis 17 Maschinen sein.
Derzeit verhandelt das Unternehmen nach eigenen Angaben mit den Käuferstaaten darüber, welche militärische Zusatzfähigkeiten die A400M ab wann beherrschen muss. Ein neuer Zeitplan sei in Arbeit. Enders betonte, dass bisher kein Staat eine mögliche Abkehr von der A400M angedeutet habe. Wegen früherer Verzögerungen bei dem Flieger hatte der Konzern schon 2014 eine Sonderbelastung von mehr als einer halben Milliarde Euro verbucht.
Auftragsflug bei Verkehrsfliegern
Bei seinen Verkehrsflugzeugen hat Airbus hingegen teilweise Mühe, der Auftragsflut Herr zu werden. Die Produktionskapazitäten für die A320-Mittelstreckenjets und die spritsparende Neuauflage A320neo sind rechnerisch für zehn Jahre ausgebucht. Der Hersteller will die Produktion bis 2017 von derzeit 42 auf 50 Jets pro Monat ausbauen und hat für das Jahr 2018 sogar eine Steigerung auf monatlich 63 Maschinen im Auge.
Allerdings spielen die Zulieferer noch nicht mit. Der französisch-amerikanische Triebwerksbauer CFM sieht sich ausserstande, so schnell so viele der neu entwickelten Triebwerke zu liefern. Airbus› Hoffnung liegt nun auf dem US-Hersteller Pratt & Whitney und dessen Partnern wie der deutschen MTU , die den Alternativantrieb für die A320neo bauen. Bis Ende des Jahres will Enders eine Entscheidung über eine Produktionsausweitung fällen. Bis dahin soll auch die erste A320neo den Weg zur Erstkundin Qatar Airways finden.
Beim Grossraumjet A350, der Ende 2014 erstmals ausgeliefert wurde, läuft die Produktion laut Enders weiter hoch. Unterdessen will Airbus mit dem weltgrössten Passagierjet A380 in diesem Jahr erstmals Geld verdienen. Knapp 30 Maschinen sollen dazu das Werk verlassen. Airbus ringt weiter um neue Bestellungen für den doppelstöckigen Jet, Enders gab sich aber zuversichtlich. Verkaufschef John Leahy habe für dieses Jahr nicht ohne Grund 25 neue Aufträge in Aussicht gestellt, sagte der Konzernchef. (awp/mc/pg)