Japans Handelsbilanzdefizit auf Rekordhoch
Japans Premierminister Shinzo Abe.
Tokio – Japans Handelsbilanz leidet nach dem Abschalten vom Atomkraftwerken weiter unter einer starken Abhängigkeit von Rohstoff- und Energieimporten. Im vergangenen Jahr stieg das Defizit der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt auf ein neues Rekordhoch bei rund 11,5 Billionen Yen (etwa 81,86 Milliarden Euro), wie das Finanzministerium am Montag in Tokio mitteilte. Wie stark das Defizit ansteigt, zeigt der Vergleich zum Vorjahr: Im Jahr 2012 hatte Japan nur Waren im Volumen von 6,9 Billionen Yen mehr importiert als exportiert. Das Defizit stieg damit von 2012 auf 2013 um 65,3 Prozent.
Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich auch Ende des vergangenen Jahres. Für Dezember meldete das Ministerium ein Defizit in der Handelsbilanz von 1,302 Billionen Yen. Volkswirte hatten hingegen mit einer leichten Entspannung der Lage gerechnet und nur ein Defizit von 1,239 Billionen Yen erwartet, nach 1,294 Billionen im Vormonat.
Importe steigen weiter rasant an
Wie bereits im November stiegen die Importe zum Jahresende weiter rasant an und legten laut Ministerium im Jahresvergleich um 24 Prozent zu. Gleichzeitig wuchsen auch die japanischen Exporte kräftig. Hier meldete die Regierung für Dezember allerdings einen deutlich geringeren Zuwachs um 15,3 Prozent zum Vorjahresmonat.
Es ist mittlerweile der achtzehnte Monat in Folge, dass der Wert der Einfuhren den der Exporte überschreitet. Beobachter erwarten, dass sich an dem für die starke Exportnation Japan ungewöhnlichen Bild eines Handelsdefizits lange Zeit nichts ändern wird.
Kehrseite der «Abenomics»
Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Die grosse Abhängigkeit Japans von Energieimporten und der schwache Yen. Japan hatte nach der verheerenden Katastrophe im Atomkraftwerk von Fukushima einen Grossteil der Atommeiler abgeschaltet. Die Industrienation ist seitdem noch abhängiger von fossilen Energieträgern wie Rohöl und Gas, die importiert werden müssen.
Die Entwicklung der Handelsbilanz zeigt nach Einschätzung von Experten aber auch die Kehrseite der Regierungspolitik, die in Anlehnung an Premierminister Shinzo Abe «Abenomics» genannt wird: Diese Politik zielt unter anderem auf eine Schwächung des Yen ab, um den Export des Landes anzuschieben. Zugleich verteuert eine schwache Währung aber auch die Preise für importierte Produkte. (awp/mc/ps)