Abgasskandal: US-Behörden lassen VW auflaufen

Abgasskandal: US-Behörden lassen VW auflaufen
Matthias Müller, ehemaliger VW-Vorstandschef.

VW-Vorstandschef Matthias Müller irritiert mit Aussagen in einem Interview.

Washington – Volkswagen hat im Abgas-Skandal einen schweren Rückschlag erlitten. Die US-Behörden haben die Pläne des Autobauers zur Beseitigung der Manipulationen durchfallen lassen – und das unmittelbar vor dem ersten Spitzentreffen von VW -Chef Matthias Müller mit der Leiterin der mächtigen US-Umweltbehörde EPA, Gina McCarthy, das am Mittwoch in Washington stattfinden soll. Zudem sorgte ein unglückliches Interview Müllers bei der Detroiter Automesse für Irritationen.

Die kalifornische Umweltbehörde CARB lehnte einen ursprünglich im November von VW eingereichten Vorschlag zur Beseitigung von Manipulations-Programmen in Hunderttausenden Dieselfahrzeugen ab. Zwar geht aus der Mitteilung der Behörde hervor, dass VW die Chance habe, bei den Lösungsvorschlägen für die betroffenen knapp 500 000 Wagen mit 2,0-Litermotoren nachzubessern. Doch der Zeitpunkt der Mitteilung ist hochbrisant.

Gespräche stehen unter keinem guten Stern
Denn eigentlich hatten die kalifornischen Aufseher angekündigt, sich bis Donnerstag Zeit zu nehmen, um eine Entscheidung zu den Plänen von VW bekanntzugeben. Dadurch hätte VW-Chef Müller beim Treffen mit EPA-Chefin McCarthy die Chance gehabt, die Regulierer zu besänftigen und zeitlichen Aufschub auszuhandeln. Volkswagen will nun versuchen, die Behörden im zweiten Anlauf mit einem neuen Lösungspaket zu überzeugen, zu dem auch der Rückkauf von mehr als 100 000 Autos zählen könnte.

Doch nach der ersten Abfuhr durch CARB stehen die Gespräche zwischen Müller und McCarthy unter keinem guten Stern. Zumal die EPA, die den Skandal Mitte September ans Licht gebracht hatte, rasch deutlich machte, dass sie mit den Kollegen aus Kalifornien voll auf einer Linie liegt. «Die EPA stimmt mit CARB überein, dass Volkswagen keinen genehmigungsfähigen Rückrufplan vorgelegt hat», teilte das Umweltamt in Washington mit.

Harsche Kritik aus den USA
Der Autobauer soll mit einer illegalen Software, einem «Defeat Device», Abgastests manipuliert haben, um die Grenzwerte beim Ausstoss des gesundheitsschädlichen Stickoxid (NOx) einzuhalten.

«Volkswagen hat die Entscheidung getroffen, bei Abgas-Tests zu schummeln und hat dann versucht, das zu verstecken», betonte CARB-Chefin Mary Nichols. «Sie haben weitergemacht und haben die Lüge noch verschlimmert und als sie erwischt wurden, haben sie versucht, es zu leugnen.» VW steht in den USA wegen Vorwürfen mangelnder Kooperation bei den Ermittlungen im Abgas-Skandal schon länger heftig in der Kritik.

Lösungspaket noch unklar
Volkswagen erklärte zur Entscheidung aus Kalifornien: «Die heutige Mitteilung bezieht sich auf die anfänglichen Rückrufpläne Volkswagens, die CARB im Dezember übermittelt wurden. Seither hatte Volkswagen konstruktive Gespräche mit CARB.»

Insgesamt geht es um etwa 580 000 Diesel-Autos in den USA, da auch grössere Modelle mit 3,0-Litermotoren betroffen sind. Wie das Lösungspaket, das den Aufsehern präsentiert werden soll, genau aussieht, ist noch unklar. Ebenfalls unklar ist, ob die Öffentlichkeit nach dem Treffen informiert wird. Müller will in Washington nach Angaben aus Konzernkreisen ausserdem noch Gespräche mit Kongressabgeordneten führen.

Verunglücktes Interview mit einem US-Radionsender
Der VW-Chef hatte zuvor mit einem verunglückten Radio-Interview irritiert. In dem Gespräch mit dem US-Sender NPR stellte Müller den Abgas-Skandal zunächst lediglich als «technisches Problem» dar und behauptete, VW habe nicht gelogen – anschliessend wollte der Konzern das Interview noch einmal neu aufzeichnen. In der zweiten Version ruderte Müller dann zurück. VW lege grossen Wert auf die Feststellung, dass der Konzern die Verstösse einräume. «Daran gibt es keinen Zweifel.» (awp/mc/pg)

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