Stuttgart – Der Pkw- und Lastwagen-Bauer Daimler hat sich für das neue Jahr wegen höherer Kosten für neue Produkte und Technologien vorsichtigere Ziele gesetzt. 2018 dürfte das operative Ergebnis im Konzern trotz angepeilter leichter Zuwächse bei Absatz und Umsatz lediglich auf Vorjahresniveau liegen, wie der Dax -Konzern am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Für das vergangene Jahr will das Unternehmen den Anlegern aber eine überraschend deutlich erhöhte Dividende von 3,65 Euro je Aktie zahlen – Umsatz und Gewinne waren erneut gestiegen.
Im vergangenen Jahr sorgten trotz Dieseldebatten und Kartellvorwürfen neue Absatz-Bestwerte weiter für Wachstum. Der Umsatz kletterte um 7 Prozent auf 164,3 Milliarden Euro – was allerdings ein geringerer Zuwachs war als zuletzt mit mindestens 10 Prozent angepeilt. Vor Zinsen und Steuern verdiente das Dax-Unternehmen mit 14,7 Milliarden Euro 14 Prozent mehr und damit soviel wie von Analysten erwartet.
Für das Plus beim operativen Ergebnis waren vor allem die starke Erholung bei den Lastwagen sowie der Lauf der Pkw-Sparte massgeblich; auch die Finanzdienstleistungen trugen erneut kräftig zum Anstieg bei. Allerdings waren einige Anleger mit den Abschneiden im vierten Quartal im Detail unzufrieden, auch wenn aufs Jahr gesehen die Erwartungen erfüllt wurden. Analyst Jose Asumendi von der US-Grossbank JPMorgan sah die Margen der Pkw- und Lkw-Sparten zum Jahresschluss nicht ganz so hoch wie erwartet. Die Aktie lag am Vormittag knapp 1 Prozent im Minus.
Marge auf Luxusautos rückläufig
Bei den Luxusautos gingen in den letzten drei Monaten sogar das operative Ergebnis und die Marge zurück. Aufs Jahr gesehen zeigten die Werte aber dank des Schwungs in China und bei den teuren Sportgeländewagen (SUV) weiter nach oben. Den weltweiten Spitzenplatz beim Verkauf von Premiumautos hatte Daimler im vergangenen Jahr ohnehin gegen den Rivalen BMW verteidigt. 2,29 Millionen Autos der Kernmarke Mercedes-Benz wurden verkauft und damit 9,9 Prozent mehr als im Vorjahr. «Wir haben unsere Führung im Premiumsegment weiter ausgebaut», sagte Vorstandschef Dieter Zetsche.
Der grosse Rivale BMW hat allerdings jüngst zur Jagd auf die Stuttgarter geblasen. BMW-Chef Harald Krüger will die Hausmarke der Münchener bis 2020 wieder an der Spitze sehen, wie er dem «Manager-Magazin» sagte. «Auf das Ziel verpflichte ich mein Team, auch wenn das kein Spaziergang wird», so Krüger. BMW hatte 2016 nach vielen Jahren den Spitzenplatz an Mercedes verloren. «Wir haben grossen Respekt vor unseren Wettbewerbern und wissen, dass sie alles tun um wieder an die Spitze zu kommen», sagte Zetsche.
Der wichtigste Geschäftsteil von Daimler dürfte im kommenden Jahr von Kosten für neue Technologien wie Elektroautos und Assistenzsysteme belastet werden, das operative Ergebnis der Sparte wird auf Vorjahresniveau erwartet. Unter der neuen Marke EQ will Daimler bis zum Jahr 2022 in allen Segmenten vom Kompaktwagen bis zum SUV auch Wagen mit elektrischen Antrieben anbieten, das kostet sowohl bei den neuen Modellen als auch im Umbau der Werke Geld. Die Investitionen sollen konzernweit im Mittel dieses und des kommenden Jahres rund 700 Millionen Euro höher liegen als 2017, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben um rund 200 Millionen höher. Der Löwenanteil des Geldes fliesst in die Pkw-Sparte.
Stärker Euro als Bremsklotz
Darüber hinaus wird sich wegen des stärkeren Euro wohl auch der bisherige Rückenwind von Wechselkursen in einen Gegenwind verwandeln. Finanzchef Bodo Uebber rechnet mit einer Belastung von rund 1 Milliarde Euro. Auch die Rohstoffkosten dürften noch einmal mit 200 Millionen Euro negativ zu Buche schlagen. Dennoch hätten einige sich auf Konzernebene und bei der Pkw-Sparte etwas mehr Optimismus für das Ergebnis vorstellen können, sagte ein Händler. Deutlich zulegen soll weiter das Lkw-Geschäft, auch dank des laufenden Sparprogramms.
Unterm Strich blieb im vergangenen Jahr ein noch deutlich gestiegener auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 10,5 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 23 Prozent. Dazu trug auch ein milliardenschwerer positiver Sondereffekt aus der US-Steuerreform bei. US-Präsident Donald Trump hatte mit seiner gross angekündigten Reform die Unternehmenssteuersätze deutlich gesenkt. Das hatte bereits Auswirkungen auf die Positionen in Daimlers Steuerbilanz, auch wenn kein Geld floss.
Für das neue Jahr peilt Daimler bei Umsatz und Absatz eine «leichte» Steigerung an, was einem Plus von bis zu 5 Prozent entspricht – Experten hatten das in der Grössenordnung auch erwartet.
Keine grundlegenden Neuerungen präsentierte die Vorstandsriege zur geplanten Neustrukturierung. Daimler ist auf dem Weg, drei eigenständige Gesellschaften für Pkw und Vans, für Lkws und Busse sowie für Finanzdienstleistungen unter dem Konzerndach zu bilden. Die endgültigen Beschlüsse müssten erst noch gefasst werden, sagte Uebber. Verabschieden könnten die Anteilseigner die Reform weiter frühestens auf der Hauptversammlung im Jahr 2019. (awp/mc/ps)