Absatzkrise stürzt Ericsson in die Verlustzone

Jan Frykhammar

Ericsson-CEO Jan Frykhammar. (Foto: Ericsson)

Stockholm – Die Krise beim schwedischen Netzwerkausrüster Ericsson spitzt sich zu. Nach einem heftigen Umsatzeinbruch rutschte der Anbieter von Servern, Sendestationen sowie Netzwerktechnik für Mobilfunk- und Festnetze in den Monaten Juli bis September in die roten Zahlen. «Der negative Branchentrend aus dem ersten Halbjahr hat sich noch beschleunigt und vor allem im Bereich der Mobilfunk-Datennetze die Umsätze des dritten Quartals belastet», sagte Vorstandschef Jan Frykhammar am Freitag. Auch die Konkurrenz aus China macht Ericsson zu schaffen.

An der Börse setzte sich der Schock aus der Vorwoche fort, als Ericsson die Anleger bereits auf den Umsatzeinbruch vorbereitet hatte. Zum Handelsstart am Freitag verlor die Aktie knapp 4 Prozent an Wert. Schon nach Bekanntgabe der Eckdaten am 12. Oktober war der Kurs um ein Fünftel eingebrochen und hatte den tiefsten Stand seit 2008 erreicht.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sackten die Erlöse des Konzerns um 14 Prozent auf 51,1 Milliarden schwedische Kronen (5,3 Mrd Euro) ab. Damit fiel der Rückgang doppelt so hoch aus wie im zweiten Jahresviertel. Unter dem Strich stand ein Verlust von 233 Millionen Kronen – nach einem Gewinn von 3,1 Milliarden Kronen ein Jahr zuvor. Für Ericsson ist es der erste Quartalsverlust seit fast vier Jahren. Analysten hatten einen nur halb so hohen Fehlbetrag erwartet.

In allen Weltregionen ausser Südostasien und Ozeanien musste das Unternehmen Umsatzrückgänge verkraften. In Lateinamerika, dem Nahen Osten sowie grossen Teilen Afrikas brach die Nachfrage im Sommer um bis zu 25 Prozent ein. In Nordamerika, wo Ericsson das meiste Geschäft macht, betrug der Rückgang acht Prozent; in Europa gingen die Erlöse um rund ein Fünftel zurück.

Frykhammars Vorgänger im Juli gefeuert
Ericcson hatte im Juli seinen bisherigen Chef Hans Vestberg gefeuert. Der vorläufige Nachfolger Frykhammar – zuvor Finanzchef – hat schon klargestellt, dass er nicht auf Dauer an der Unternehmensspitze bleiben will. Die Grossaktionäre Industrivarden AB und Investor AB halten bereits nach einem neuen Unternehmenschef Ausschau, der die notwendigen strategischen Ideen mitbringt.

Frykhammar kündigte kurzfristige Massnahmen zur Kostensenkung an, da das bereits eingeleitete Sparprogramm nicht schnell genug greift. Bisher heisst das Ziel, die jährlichen Kosten bis 2017 um 9 Milliarden Kronen zu drücken. Experten halten es nun für möglich, dass der Netzwerkausrüster seine Dividende kürzt, um angesichts anhaltend düsterer Aussichten nicht in noch stärkere finanzielle Probleme zu geraten.

Die Schweden haben darunter zu leiden, dass in vielen Regionen die Aufrüstung der Mobilfunknetze auf den schnellen Datenfunk LTE bereits weitgehend abgeschlossen ist. In Schwellenländern wie Brasilien, Russland und dem Nahen Osten bremst überdies die schlechte Wirtschaftslage die Investitionsausgaben von Telekomfirmen. Zudem sorgen chinesische Wettbewerber wie ZTE und Huawei Ericsson mit niedrigen Preisen für harte Konkurrenz. (awp/mc/ps)

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