Santa Monica – Die Firma hinter erfolgreichen Computerspiel-Reihen wie «Call of Duty» oder «World of Warcraft» bestimmt künftig wieder selbst über ihr Schicksal. Nach mehr als fünf Jahren unter dem Dach des französischen Medienkonzerns Vivendi kauft sich der weltgrösste Spieleentwickler Activision Blizzard für rund 8,2 Milliarden Dollar frei.
Activision Blizzard werde gestärkt aus der Trennung hervorgehen, sagte Firmenchef Bobby Kotick. Die amerikanische Activision war 2008 mit der Videospiele-Sparte Blizzard von Vivendi zusammengegangen. Die fusionierte Activision Blizzard blieb zwar an der US-Börse notiert, wurde aber von Vivendi als Mehrheitsaktionär kontrolliert.
Investorengruppe wird neuer Hauptaktionär
Nun kauft Activision Blizzard eigene Aktien für 5,83 Milliarden Dollar zurück. Um das Geschäft zu finanzieren, nimmt das Unternehmen einen Kredit auf. Eine Investorengruppe um Firmenchef Kotick kauft weitere Aktien für 2,34 Milliarden Dollar. Am Ende fällt der Anteil, den Vivendi an der Spielefirma hält, von 61 auf 12 Prozent. Neuer Hauptaktionär wird die Investorengruppe um Kotick mit 24,9 Prozent. Die Transaktion soll bis Ende September über die Bühne gehen.
Ein Milliarden-Business
Activision macht sein Geschäft mit Spielen für PCs und Konsolen von Sony, Microsoft und Nintendo. Im vergangenen Jahr erzielte der Anbieter aus Santa Monica in Kalifornien einen Umsatz von knapp 4,9 Milliarden Dollar und verdiente unter dem Strich mehr als 1,1 Milliarden Dollar. Das Unternehmen ist damit die Nummer eins der Branche vor Konkurrent Electronic Arts.
Hohe Entwicklungskosten – Erfolge schlecht planbar
Das Geschäft mit Computerspielen gilt als ertragreich, aber auch riskant. Die Entwicklung von Spielen ist ähnlich wie bei Kinofilmen teuer, die Erfolge sind schlecht planbar. Activision Blizzard landete einige Hits: Alleine das Kampfspiel «Call of Duty: Black Ops II» brachte am ersten Verkaufstag im November vergangenen Jahres mehr als 500 Millionen Dollar ein. Das war neuer Rekord. Schon der Vorgänger «Call of Duty: Modern Warfare 3» hatte mit 400 Millionen Dollar einen Bestwert erreicht.
Die Zahlen zeigen das wirtschaftliche Gewicht der Branche. Alle Spiele der «Call of Duty»-Reihe zusammengenommen hätten inzwischen mehr Geld eingebracht als die Kinoerlöse der «Star Wars»-Filme und der «Harry Potter»-Reihe, betonte Firmenchef Kotick damals. Zugleich steht die Branche unter Druck durch günstige oder kostenlose Online-Spiele und Games für Smartphones und Tablets.
Vivendi prüft Aufspaltung des Unternehmens
Vivendi seinerseits prüft nach dem milliardenschweren Beteiligungsverkauf seine Aufspaltung. «Eine Möglichkeit unter anderen ist, dass wir SFR aus dem Unternehmen ausgliedern», sagte Finanzvorstand Philippe Capron. SFR ist die Mobilfunktochter von Vivendi. Die Franzosen kämpfen hier bereits seit geraumer Zeit mit massivem Preisdruck. An der Börse wurde die Aussage mit einem Kursgewinn von mehr als zwei Prozent für die Vivendi-Aktie quittiert. (awp/mc/pg)