Herzogenaurach – Der Sportartikelhersteller Adidas bleibt auf der Erfolgsspur. Nach einem besser als erwartet ausgefallenen dritten Quartal erhöhte der Konzern seine Prognosen für das laufende Jahr zum dritten Mal in diesem Jahr. Damit setzen sich die Herzogenauracher von Konkurrenten wie Nike oder Puma ab, die mit Problemen zu kämpfen haben. Dabei profitiert Adidas derzeit von einer hohen Nachfrage nach seinen Retro-Turnschuhen. Die Fussballeuropameisterschaft sowie die Copa America beflügelten zudem zuletzt die Trikotverkäufe.
Adidas rechnet nun für 2024 mit einem Betriebsergebnis von rund 1,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Dienstag nach Börsenschluss in Herzogenaurach mitteilte. Zuletzt hatte Adidas rund eine Milliarde in Aussicht gestellt. Auch für die Erlöse zeigten sich die Franken optimistischer: Der Umsatz soll währungsbereinigt um rund zehn Prozent zulegen. Zuletzt wurde ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich angepeilt. Adidas hatte bereits nach dem ersten und zweiten Quartal den Ausblick angehoben.
Aktie gibt nach
An der Börse konnte die erneut aufgebesserte Prognose der in diesem Jahr bereits stark gelaufenen Adidas-Aktie nicht helfen. Das Papier verlor am Mittwoch zum Auftakt mehr als vier Prozent. Allerdings kommt der Kurs im laufenden Jahr bereits auf ein Plus von 30 Prozent. Anleger setzten daher auf Gewinnmitnahmen.
Bernstein-Analystin Aneesha Sherman notierte, die neuen Ziele befänden sich eher auf der konservativen Seite. Dabei gebe es weniger Spielraum für Fehler. Nach drei über den Erwartungen liegenden Quartalen sei nun vieles eingepreist. Die anhaltenden Verkäufe der Yeezy-Restbestände dürften im vierten Quartal nur noch einen kleineren Auftrieb geben. Sie räumte dabei ein, dass das laufende Jahr stark verlaufe, blickt jedoch bereits auf die weitere Entwicklung. Für sie entscheidend sei, ob Adidas das derzeitige Momentum auch in den kommenden zwei Jahren aufrechterhalten und die mittelfristigen Ziele übertreffen könne.
Die Zahlen des Sportartikelherstellers seien auch so erwartet worden, schrieb des Weiteren Analyst Piral Dadhania von der kanadischen Bank RBC. Er geht davon aus, dass Adidas 2025 Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich beibehalten kann, angesichts eines schwächeren Wettbewerbers Nike, starker Markendynamik und eines auch die Kategorien Performance und Running erfassenden Wachstums. Mit seinen Schätzungen bleibt der Experte für 2024 und 2025 etwas über den durchschnittlichen Markterwartungen.
Das angehobene operative Jahresergebnisziel von Adidas liege nun über der durchschnittlichen Analystenschätzung, resümierte Jefferies-Analyst James Grzinic in einer ersten Reaktion. Er lobte zudem, ebenso wie UBS-Analystin Zuzanna Pusz, die überraschend hohe Bruttomarge von Adidas im dritten Quartal.
Yeezy-Verkäufe verzerren Zahlen immer noch
Im dritten Quartal stieg der Umsatz währungsbereinigt den Angaben zufolge um rund 10 Prozent. In Euro betrug das Wachstum 7 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro. Dabei sind die Zahlen immer noch von den Yeezy-Verkäufen verzerrt. Derzeit verkauft Adidas die Restbestände aus der Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Rapper Kanye West. Ohne diese Verkäufe legte der Umsatz währungsbereinigt um 14 Prozent zu.
Das Betriebsergebnis stieg von 409 auf 598 Millionen Euro. Analysten hatten mit weniger gerechnet. Zum Betriebsergebnis trug ein Gewinn von 50 Millionen Euro aus dem Verkauf von weiteren Teilen des Yeezy-Bestandes bei.
Nach rassistischen und sexistischen Äusserungen des Rappers Kanye West hatte Adidas die Zusammenarbeit Ende 2022 aufgekündigt und 2023 mit dem Restverkauf der zuvor hocherfolgreichen Produkte begonnen. Die Turbulenzen hatten das vergangene Geschäftsjahr neben anderen Faktoren erheblich belastet. Adidas geht davon aus, dass der Verkauf der verbleibenden Yeezy-Bestände im weiteren Verlauf des Jahres im Durchschnitt kostendeckend erfolgen wird. Dies würde zu einem weiteren Umsatz von rund 50 Millionen Euro ohne zusätzlichen Gewinnbeitrag im vierten Quartal führen.
Konzernchef Björn Gulden hatte zur Halbjahresbilanz bereits erklärt, dass sich Dynamik und Konsumentenwahrnehmung der Marke Adidas schneller verbessert hätten als von ihm selbst erwartet.
Lokalrivale Puma verzeichnet dagegen derzeit ein eher durchwachsenes Geschäft, unter anderem wegen einer mauen Nachfrage aus China. Und der grösste Sportartikelhersteller der Welt, Nike, kämpft derzeit mit deutlich schwächeren Umsätzen. Das Unternehmen strich Anfang Oktober seine Prognose und will mit einem Chefwechsel die Probleme in den Griff bekommen. Mitte Oktober kehrt der frühere Top-Manager Elliott Hill aus dem Ruhestand zurück und übernimmt den Spitzenjob. (awp/mc/pg)