Herzogenaurach – Bei Europas grösstem Sportartikelhersteller Adidas soll die Rekordreise weitergehen. Nach Vorlage neuer Bestwerte für das abgelaufene Geschäftsjahr 2016 hob der Konzern seine Ziele bis zum Jahr 2020 gleich mit an. Optimistisch stimmen den Nike-Konkurrenten die Beliebtheit seiner Hausmarke Adidas, die Fortschritte auf dem wichtigen US-Markt und die Möglichkeiten der Digitalisierung. An der Börse kam das gut an. Die Akte des Dax -Konzerns legte vorbörslich um fast 4 Prozent zu.
«2016 war für Adidas ein aussergewöhnliches Jahr», sagte der seit gut einem halben Jahr amtierende Adidas-Chef Kasper Rorsted. Erstmals habe der Konzern in seiner Geschichte einen Gewinn von über einer Milliarde Euro erzielt. Operativ verdiente Adidas 1,5 Milliarden Euro und damit 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 2 Euro je Aktie erhalten nach 1,60 Euro im Vorjahr. Händler sprachen in einer ersten Reaktion von starken Zahlen.
Adidas top – Reebok umgebaut
Während der Gewinn von niedrigeren Beschaffungskosten und höheren Preisen profitierte, kurbelten die Fussball-Europameisterschaft und die Olympischen Spielen den Umsatz an, der um 14 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro zulegte. Währungsbereinigt wuchs der Konzern um 18 Prozent. Besonders gut schlug sich die Stammmarke Adidas, die um ein Fünftel zulegen konnte. Adidas spielt in die Hände, dass nicht nur immer mehr Leute Sport treiben, sondern dass Sportbekleidung und -Schuhe verstärkt im Alltag getragen werden.
Dafür knirscht es etwas bei den anderen Marken. Die Fitness-Tochter Reebok musste Rorsted im vergangenen Jahr erneut umbauen, weil Profitabilität und Umsatzentwicklung dem Adidas-Standard hinterher hinken. Stellen wurden abgebaut, die Hälfte der Outlets und Läden in Nordamerika geschlossen. Auch wurde eine neue Zentrale in Boston gefunden. Dadurch fielen 2016 Umbaukosten in Höhe von 30 Millionen Euro an.
Neben Golf-Marken wird nun auch Eishockey verkauft
Während Reebok den währungsbereinigten Umsatz um knapp sechs Prozent steigern konnte, ging dieser bei der Golfsparte um ein Prozent zurück. Adidas wollte eigentlich einen Teil der Tochter verkaufen, um sich fortan nur noch auf Golfkleidung und Golfschuhe konzentrieren zu können. Doch ein Käufer für die Ausrüstermarken Taylormade, Adams und Ashworth ist bislang nicht in Sicht. Zusätzlich will sich der Konzern nun auch von seinem Eishockeygeschäft trennen, dessen Umsätze 2016 um gut 13 Prozent zurück gingen.
2020-Ziele angehoben
Im laufenden Jahr soll der Gewinn aus fortgeführtem Geschäft auf bis zu 1,225 Milliarden Euro steigen und der Umsatz ohne Währungseffekte um 11 bis 13 Prozent zulegen. Auch für die Jahre danach traut sich Adidas ein Umsatzplus von 10 bis 12 Prozent und einen Gewinnanstieg von 20 bis 22 Prozent zu. Bislang hatte der Konzern bis 2020 mit einem hohen einstelligen Umsatzwachstum und einem Gewinnplus von 15 Prozent pro Jahr kalkuliert.
Eine immer grössere Rolle wird Adidas zufolge der Handel im Internet spielen. Bereits 2016 wurde eine Milliarde Euro online umgesetzt, bis 2020 sollen es vier Milliarden Euro sein. Um die Herstellung zu beschleunigen, will der Konzern zudem immer mehr Produkte von Robotern oder 3-D-Druckern herstellen lassen. Eine Fabrik, in der das passiert, gibt es bereits im fränkischen Ansbach, eine weitere wird dieses Jahr in den USA entstehen. Seinen Anstrengungen auf dem wichtigen US-Markt will Adidas ebenfalls verstärken und dort überproportional investieren. Noch vor wenigen Jahren war der Konzern hier hinter den wesentlich kleineren US-Konkurrenten Under Armour zurückgefallen und hatte weit hinter Branchenprimus Nike gelegen. Inzwischen hat Adidas aber wieder aufgeholt. (awp/mc/upd/ps)