Agrarschwäche: Bayer mit Milliardenverlust – Ausblick gesenkt

Agrarschwäche: Bayer mit Milliardenverlust – Ausblick gesenkt
Bayer-Hauptsitz in Leverkusen. (Foto: Bayer)

Leverkusen – Ein weiter träges Agrargeschäft mit schwachen Glyphosat-Verkäufen stimmt Bayer vorsichtiger für das laufende Jahr. Zudem bauten Landwirte vor allem in Südamerika auf deutlich weniger Land Mais an. Wegen der Agrarschwäche musste Bayer einmal mehr Milliarden an Firmenwert abschreiben. Unter dem Strich stand auch daher im dritten Quartal ein Milliardenverlust. Und die Agrarperspektiven bleiben auch mit Blick auf 2025 trüb. Der Bayer-Aktienkurs brach am Dienstagvormittag ein.

Für 2024 peilt der Dax-Konzern laut Mitteilung nun Erlöse von 45,5 bis 47,5 Milliarden Euro sowie einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,0 bis 10,3 Milliarden Euro an. Zuletzt waren noch 10,2 bis 10,8 Milliarden operativer Gewinn in Aussicht gestellt worden, nachdem Bayer im vergangenen Jahr operativ 11,7 Milliarden Euro verdient hatte. Die mittlere Analystenschätzung für 2024 liegt am oberen Ende des neuen Zielbereichs. Auch auf Basis konstanter Wechselkurse wurden die Leverkusener vorsichtiger für 2024.

Im Agrarbereich sei die Marktentwicklung schlechter als erwartet, insbesondere in Lateinamerika, erklärte Bayer-Chef Bill Anderson laut Mitteilung. Zudem bekomme Bayer weiterhin Preisdruck im Pflanzenschutzgeschäft zu spüren, weshalb die Jahresziele der Sparte Crop Science gesenkt worden seien. Und die Perspektiven für 2025 seien verhalten, denn regulatorische Vorschriften und Preisdruck durch Nachahmerprodukte dürften das Pflanzenschutzgeschäft belasten.

Mit Blick auf die Pharmasparte rund um rezeptpflichtige Medikamente soll indes der obere Bereich des im Sommer erhöhten Ausblicks erreicht werden. «Wir sind zufrieden mit der Entwicklung unserer Markteinführungen», sagte Anderson. Die Umsatzzuwächse mit dem Prostatakrebsmedikament Nubeqa und Kerendia zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung von Diabetikern dürften sich 2025 fortsetzen.

Bayer ist auf Erfolge solcher noch recht junger Medikamente angewiesen, um die fortgesetzten Umsatzerosion mit dem Kassenschlager Xarelto zumindest teilweise aufzufangen. So laufen in den verschiedenen Regionen der Welt weiterhin Patente für den Blutgerinnungshemmer aus, der Wettbewerbsdruck durch Generika nimmt zu. Der Xarelto-Umsatz fiel im dritten Quartal im Jahresvergleich denn auch um fast ein Viertel auf gut 800 Millionen Euro und damit deutlich mehr, als Analysten es erwartet hatten. Zum Vergleich: Nubeqa und Kerendia brachten es in Summe auf etwas mehr als 540 Millionen Euro.

Konzernweit sank der Umsatz im abgelaufenen dritten Quartal im Jahresvergleich um 3,6 Prozent auf 9,97 Milliarden Euro. Dabei konnte lediglich die Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente den Erlös zumindest ein klein wenig steigern. Ohne negative Wechselkurseffekte wäre es auch auf Konzernebene ein kleines Plus geworden.

Verlust von knapp 4,2 Milliarden Euro
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach um fast 30 Prozent auf 939 Millionen Euro ein. Unter dem Strich fiel ein Verlust von knapp 4,2 Milliarden Euro an – nach einem Minus von 4,57 Milliarden vor einem Jahr. Das abermalige Minus geht vor allem auf Abschreibungen auf die Agrarsparte zurück.

Angesichts der aktuellen Geschäftsentwicklung und der Unternehmensäusserungen zu 2025 dürften die Gewinnerwartungen des Marktes nun sinken, schrieb Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion.

Anlegern an der Börse stiessen die Resultate und die tristen Agrarperspektiven für 2025 sauer auf. Der ohnehin schon arg gebeutelte Aktienkurs brach am Vormittag um fast 13 Prozent auf 21,32 Euro ein, was den letzten Platz im Dax bedeutete.

Allein 2024 ist der Börsenwert von Bayer damit um schon rund 36 Prozent auf noch knapp 21 Milliarden Euro gefallen. Vor einem ersten negativen Glyphosat-Urteil Sommer 2018 – kurz nach Abschluss der Monsanto-Übernahme, die Andersons Vorgänger Wolfgang Baumann gegen den Widerstand vieler Investoren durchgeboxt hatte – waren es noch fast 92 Milliarden.

Derweil wird Wolfgang Nickl das Finanzressort des Konzerns länger führen als geplant. Der Aufsichtsrat habe seinen Vertrag bis zum 31. Mai 2026 verlängert, teilte Bayer ebenfalls am Dienstag mit. Eigentlich wollte der 55-jährige Manager, der seit Juni 2018 Finanzchef ist, bereits 2025 nach der Hauptversammlung in den Ruhestand eintreten. (awp/mc/ps)

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