Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)
Toulouse – Licht und Schatten bei Airbus: Trotz rückläufiger Auslieferungen hat der Luftfahrt- und Rüstungskonzern im Sommer deutlich zugelegt. Der neue Grossraumflieger A350 steht kurz vor der Auslieferung und der doppelstöckige Riesenjet A380 vor der Gewinnschwelle, wie der europäische Boeing-Rivale am Freitag in Toulouse mitteilte. Doch Neuaufträge für den weltgrössten Passagierflieger bleiben rar. Und der Militärtransporter A400M verärgert mit weiteren Verspätungen Käufer wie Deutschland. Hersteller Airbus muss nun zusehen, dass er Mehrkosten und mögliche Abbestellungen im Rahmen hält.
Die Airbus-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Am Vormittag legte das Papier an der Pariser Börse um 3,49 Prozent auf 49,365 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im französischen Index Cac 40. Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank zeigte sich mit den Quartalsergebnissen zufrieden. Weitere Belastungen durch die A400M hatte er allerdings nicht erwartet.
A400M-Produktion harzt
Das Ziel, in diesem Jahr bis zu zehn Exemplare der A400M auszuliefern, werde immer herausfordernder, räumte Airbus-Finanzchef Harald Wilhelm ein. Seit Januar haben erst vier Maschinen den Weg zu ihren Käufern gefunden.
Der erste Flieger für die Bundeswehr lässt nach seinem Erstflug Mitte Oktober weiter auf sich warten. Auch nach der Auslieferung soll die Maschine für längere Flüge und Landungen auf unbefestigten Pisten zunächst nur eingeschränkt geeignet sein. Airbus verhandelt nun mit den Kunden darüber, wie es weitergeht. «Wir wollen höhere Mehrkosten vermeiden», sagte Wilhelm. Klarheit darüber soll der Jahresabschluss bringen.
Besser läuft es mit dem neuen Grossraumjet A350. Nach den Europäern hat auch die US-Behörde FAA die Zulassung für den Flieger erteilt. Nun soll die erste Maschine noch vor Jahresende bei Qatar Airways in den Liniendienst gehen. Ein Jahr später will Airbus die spritsparende Neuauflage des Mittelstreckenjets A320 folgen lassen. Der Flieger mit dem Namen A320neo hat sich längst zum Verkaufsschlager entwickelt: Bislang kamen Bestellungen für mehr als 3200 Maschinen der A320neo-Familie herein.
A380-Herstellung soll ab 2015 profitabel werden
Weitaus schleppender verkauft sich das Flaggschiff A380. 30 Exemplare des Passagierjets will Airbus in diesem Jahr fertigstellen. Die Hoffnung von Verkaufschef John Leahy, die gleiche Zahl an Neubestellungen hereinzuholen, hat sich bislang allerdings nicht erfüllt. Seit Januar gingen 20 Bestellungen ein, ausserdem fiel ein Auftrag der japanischen Fluglinie Skymark über 6 Maschinen weg. Trotzdem soll die Produktion ab 2015 so gut ausgelastet sein, dass Airbus mit der A380 erstmals Geld verdient – acht Jahre nach der Auslieferung des ersten Exemplars.
Im dritten Quartal liefen die Geschäfte immerhin deutlich besser als von Analysten erwartet. Obwohl Airbus weniger Maschinen auslieferte als ein Jahr zuvor, blieb der Umsatz mit 13,3 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und ausserordentlichen Posten legte sogar um 14 Prozent auf 744 Millionen Euro zu. Neben der Verkehrsflugzeugsparte warfen auch Airbus Defence & Space und die Hubschraubersparte mehr Profit ab. Unter dem Strich musste Airbus wegen Neubewertungen infolge des gestiegenen Dollarkurses einen Einbruch um 41 Prozent auf 264 Millionen Euro hinnehmen. Auf die ersten neun Monate gesehen, stieg der Überschuss jedoch um 16 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr sieht Vorstandschef Tom Enders den Konzern auf Kurs. So will Airbus den Umsatz stabil halten und ähnlich viele Verkehrsflugzeuge ausliefern wie im Vorjahr, als 626 neue Maschinen den Weg zu den Kunden fanden. Die Zahl der Neubestellungen lag mit 791 Maschinen schon Ende September deutlich darüber. Der operative Gewinn vor Einmaleffekten soll moderat steigen. (awp/mc/upd/ps)