Tom Enders, CEO Airbus Group. (Bild: Airbus)
London – Gestiegene Flugzeugverkäufe und weniger Ärger beim Militärtransporter A400M haben dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus 2015 einen Gewinnanstieg beschert. Der fortschreitende Abschied vom Rafale-Hersteller Dassault brachte zusätzlichen Schub. Die Aktionäre können mit einer höheren Dividende rechnen. Analysten hatten allerdings bessere Ergebnisse und eine höhere Ausschüttung erwartet. Und für 2016 ist auch keine weitere Steigerung in Sicht: Trotz steigender Auslieferungszahlen dürfte der Gewinn im laufenden Geschäft stagnieren, kündigte Konzernchef Thomas Enders am Mittwoch in London an.
Am Aktienmarkt in Paris wurden die Nachrichten leicht positiv aufgenommen. Kurz nach Handelsöffnung gewann die Airbus-Aktie am Morgen fast ein Prozent an Wert.
10 Cent mehr Dividende
Unter dem Strich verdiente der Boeing-Rivale im abgelaufenen Jahr 2,7 Milliarden Euro und damit 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Den kräftigen Anstieg verdankte die Airbus Group einem niedrigeren Steuersatz, dem Verkauf von Anteilen am französischen Luftfahrtkonzern Dassault sowie der Tatsache, dass die Probleme mit der verspäteten A400M mit 290 Millionen Euro weniger teuer zu Buche schlugen als im Vorjahr. Die Dividende soll um 10 Cent auf 1,30 Euro steigen.
Der Konzernumsatz wuchs, getrieben von der Verkehrsflugzeugsparte, um sechs Prozent auf 64,5 Milliarden Euro. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) legte hingegen nur um zwei Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zu. Im laufenden Jahr soll er erneut etwa diese Höhe erreichen. Dabei will Airbus mehr als 650 Verkehrsjets ausliefern. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit 635 Stück bereits einen Rekord erzielt, blieb dabei aber weiterhin deutlich hinter Boeing zurück.
A380 erreicht Gewinnschwelle
Beim Gewinn kam Airbus im vergangenen Jahr zugute, dass der Bau des weltgrössten Passagierjets A380 erstmals keine roten Zahlen mehr einbrachte. Allerdings fährt der Konzern derzeit die Produktion seines vor gut einem Jahr erstmals ausgelieferten Grossraumjets A350 hoch. Mit neuen Flugzeugmodellen schreiben die Hersteller in den ersten Jahren meist Verluste.
Jetzt will Airbus die zwischenzeitlich gedrosselte Produktion seines über 20 Jahre alten Langstreckentyps A330 ab dem kommenden Jahr wieder von sechs auf sieben Maschinen pro Monat hochfahren. Für Ende 2017 ist die Auslieferung der spritsparenden Neuauflage A330neo geplant. Die A330 galt im Konzern als sicherer Gewinnbringer, die Neuauflage soll dem Flieger eine zweite Jugend bescheren.
Produktion wird ausgeweitet
Vorbild sind dabei die Mittelstreckenjets aus der A320neo-Familie. Die modernisierte Version der seit den 1980er Jahren produzierten A320 hat sich binnen kürzester Zeit zum Verkaufsschlager entwickelt. Airbus hat Bestellungen für rund 4500 Maschinen in den verschieden langen Versionen A319neo, A320neo und A321neo in den Büchern. Das erste Exemplar wurde im Januar an die Lufthansa ausgeliefert.
Wegen der grossen Nachfrage weitet der Hersteller die Produktion bis Mitte 2019 von derzeit über 42 auf dann 60 Maschinen aus. Derzeit kämpft er allerdings noch mit Kühlungs- und Software-Problemen bei den neuen Getriebefan-Triebwerken des US-Herstellers Pratt & Whitney, an denen auch der Münchner Triebwerksbauer MTU mitarbeitet. Diese sollen nach bisherigen Angaben bis April gelöst sein.
Auftragsbestand wächst kräftig
An Aufträgen herrscht bei Airbus insgesamt gesehen kein Mangel. Der Auftragsbestand wuchs im Laufe des abgelaufenen Jahres konzernweit um 17 Prozent auf gut eine Billion Euro. Allerdings schrumpfte das Auftragsbuch des Rüstungsbereichs um neun Prozent. Auch der Riesenflieger A380 verkauft sich eher schleppend. Allerdings hat der Iran kürzlich eine Order über zwölf Exemplare des Flugzeugs angekündigt. (awp/mc/upd/ps)