Columbia – Wer bis anhin gedacht hatte, die Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner in den USA würden zu einer klaren Sache für Mitt Romney, den ehemaligen Gouverneur von Massachusetts, der sieht sich getäuscht. Nach der dritten Vorwahlstation in South Carolina beginnt alles wieder vorne, denn der Sieg ging hochüberlegen an den 68-jährigen Newt Gingrich, den ehemaligen Sprecher des Repräsentantenhauses.
«Ausgerechnet!» ist man versucht zu sagen. Newt Gingrich, einst die treibende Kraft hinter dem Impeachment-Verfahren gegen Präsident Clinton, dann selber einer ausserehelichen Affäre überführt. Ausgerechnet Gingrich, der vor 15 Jahren wegen unzähliger Ethikverstösse zu einer Busse von 300’000 Dollar verdonnert und zum – vorübergehenden – Rückzug aus der Politik gezwungen wurde. Ausgerechnet Gingrich, der seine Anhänger am rechten Rand seiner Partei weiss, sie mit unterschwelligem Rassismus bedient und alles verbal platt macht, was anders denkt als er.
Unglaubliche Wende
Ausgerechnet Gingrich also, der politisch längst tot gesagte Polit-Terrier, hat in South Carolina in nur einer Woche die Wende geschafft. Noch Anfang Woche schien Romneys Sieg ungefährdet. Zwei TV-Debatten später war der deutliche Vorsprung weg und am Wahltag selbst lag «Newt» mit 40,4 Prozent der Stimmen fast unglaubliche 12,5 Prozent vor Romney. Rick Santorum, dem der Sieg in Iowa nachträglich zugefallen war, schaffte 17 Prozent.
Der Kandidat der Konservativen
Experten sehen Romney zwar auch nach dem für ihn ernüchternden Wahltag in South Carolina favorisiert, mit Gingrich ist ihm aber ein gewichtiger Gegner erwachsen. Als nun wohl letzte und grösste Hoffnung der Erzkonservativen in der Partei hat Gingrich gute Chancen, Romney in den nächsten Monaten herauszufordern. Bereits richten sich alle Augen nach Florida, wo die Vorwahlen am 31. Januar abgehalten werden.
Eher mit Gelassenheit dürfte man das überraschende Resultat im Weissen Haus zur Kenntnis genommen haben. Dort dürfte man Romney als Obama-Herausforderer mehr fürchten als Gingrich, der für Experten als schlicht und einfach «nicht wählbar» gilt. (mc/pg)