Allianz Trade stuft im Jahr 2024 48 Länderrisiko-Bewertungen herauf

Jan Möllmann, CEO Allianz Trade in der Schweiz. (Foto: Allianz Trade)

Wallisellen – Allianz Trade hat ihren zweiten Country Risk Atlas veröffentlicht, der sich auf Länderrisiken konzentriert. Der Länderrisikoatlas basiert auf einem unternehmenseigenen Risikobewertungsmodell, das vierteljährlich mit den neuesten wirtschaftlichen Entwicklungen und den proprietären Daten von Allianz Trade aktualisiert wird. Es bietet umfassende Analysen und Einblicke in wirtschaftliche, politische, geschäftliche Rahmenbedingungen und Nachhaltigkeitsfaktoren, die die Trends des Zahlungsausfallrisikos für Unternehmen auf makroökonomischer Ebene beeinflussen.

Die Schweizer Wirtschaft verzeichnete 2023 eine Wachstumsverlangsamung von +0.8% auf, zurückzuführen auf die reale Aufwertung des Schweizer Frankens in der Vergangenheit, die schwache Auslandsnachfrage und den Rückgang der Investitionen. Eine allmähliche Erholung der Auslandsnachfrage, gepaart mit einer niedrigeren Inflation und einer lockeren Geldpolitik, dürfte das Wachstum im Jahr 2025 jedoch auf +1.5 % ankurbeln. Gestützt wird das Wachstum durch ein starkes strukturelles Fundament im privaten Konsum, zu dem ein robuster Arbeitsmarkt und ein dynamischerer Industriesektor gehören. Allerdings überwiegen derzeit die Abwärtsrisiken das Aufwärtspotenzial, da die Unsicherheit in Bezug auf die internationale Wirtschafts- und Handelspolitik sehr hoch ist. Bemerkenswert ist, dass die Insolvenzen in der Schweiz nach wie vor leicht zunehmen und sich auf einem historisch hohen Niveau befinden. Nach einem Anstieg im Jahr 2024 dürften sich die Insolvenzen im Jahr 2025 stabilisieren und dann im Jahr 2026 um -8 % zurückgehen.

Inflation im überschaubaren Rahmen
«Die Inflation geht in der Schweiz weiter zurück, dies selbst angesichts der hohen Dienstleistungskosten, die einen Aufwärtsdruck auf die Kerninflation ausüben. Einerseits wird der disinflationäre Trend durch niedrigere Waren- und Energiepreise unterstützt, die durch die nominale Aufwertung im vergangenen Jahr begünstigt wurden. Andererseits wird dieser Rückgang durch steigende Mieten und eine anhaltend hohe Dienstleistungsinflation gedämpft», erläutert Jan Möllmann, CEO Allianz Trade Switzerland. «Da sich das Lohnwachstum verlangsamt hat, erwarten wir, dass der Druck auf den Dienstleistungssektor im Jahr 2025 nachlassen wird. Für dieses Jahr rechnen wir mit einer Inflationsrate von +0,9 %, gefolgt von +1,1 % im Jahr 2026. Damit dürfte sich die Inflation in der Schweiz in einem überschaubaren Rahmen bewegen und unter dem Ziel der Zentralbank bleiben.»

Strukturelles Defizit beim Bund
Die Bundesregierung rutscht in ein leichtes strukturelles Defizit ab, da sowohl die Ausgaben als auch die Einnahmen hinter den Haushaltserwartungen im Jahr 2023 zurückblieben. Daraus resultierte ein strukturelles Defizit von -0.5 % und eine im internationalen Vergleich sehr niedrige Schuldenquote von +17.8 % des BIP. Kostensenkungsmassnahmen im Jahr 2024 zielten darauf ab, den Bundeshaushalt jährlich um 2 Milliarden Franken zu senken. Steigende Militärausgaben, höhere Renten- und Hinterbliebenen- und Gesundheitskosten, Ausgaben im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt und der Klimaschutz dürften das Defizit jedoch weiter in die Höhe treiben. Trotzdem dürfte die Staatsverschuldung stabil bei knapp +14 % des BIP bleiben, wobei die Gesamtverschuldung des Staates bis 2025 sinken wird.

Sehr günstiges Geschäftsumfeld in der Schweiz
Das Geschäftsumfeld in der Schweiz erweist sich als sehr stark: Das Land schneidet in den Bereichen regulatorische Qualität, Rechtsstaatlichkeit und Kontrolle der Korruption sehr gut ab und verfügt zudem über gut ausgebildete Arbeitskräfte. Die Schweiz könnte jedoch die Anforderungen für die Gründung neuer Unternehmen und das Bewilligungssystem vereinfachen. Die regulatorischen Hürden in den Bereichen Energie, Verkehr und elektronische Kommunikation sind höher als im OECD-Durchschnitt, aber die Handelsbarrieren sind gering.

Das Länderrisiko hat sich deutlich verbessert, aber es drohen Herausforderungen
Im Jahr 2024 hat sich das globale Länderrisiko deutlich verbessert: 48 Volkswirtschaften wurden hochgestuft und nur 5 herabgestuft. Der positive Trend des Jahres 2023 ist nun noch ausgeprägter: Die Hochstufungen haben sich mehr als verdoppelt (+27) und die Herabstufungen bleiben stabil (+1).

«Die Volkswirtschaften, deren Ratings heraufgestuft wurden, repräsentieren rund 17 % des globalen BIP. Die Hochstufungen verteilten sich vor allem auf die Schwellenländer: Lateinamerika war am stärksten betroffen (13), gefolgt von den Schwellenländern Europas (10) und dem asiatisch-pazifischen Raum (9). Die meisten Herabstufungen wurden in der Region Naher Osten, einschliesslich Bahrain, Israel und Kuwait, vorgenommen, was auf die anhaltenden Spannungen in der Lieferkette und Rohölpreise unterhalb der Gewinnschwelle zurückzuführen ist», sagt Luca Moneta, Senior Economist für Schwellenländer bei Allianz Trade.

Das Länderrisiko bleibt jedoch stark von den geopolitischen und finanziellen Spannungen abhängig, die in den kommenden Monaten erwartet werden. Diese könnten durch das weitere Eintreten von Abwärtsrisiken noch verschärft werden.

«Während sich die globalen Wirtschaftsaussichten dank der sich verlangsamenden Inflation, der Erholung der Kreditströme und der verbesserten Liquiditätsbedingungen verbessert haben, herrschen in vielen Ländern mit niedrigem Einkommen nach wie vor ungünstige Geschäftsbedingungen, während Volkswirtschaften mit hohem Einkommen mit anhaltender politischer Unsicherheit konfrontiert sind. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass zwei Drittel der Hochstufungen des Länderrisikos, die wir im letzten Jahr vorgenommen haben, auf kurzfristigen Indikatoren basieren, was darauf hindeutet, dass diese Verbesserungen zyklisch und potenziell reversibel sind. Vor diesem Hintergrund sollten Unternehmen angesichts der geopolitischen Spannungen und des zunehmenden Protektionismus bei ihren Wachstumsstrategien wachsam sein. Die Lieferketten werden wahrscheinlich noch komplexer werden, so dass es umso wichtiger ist, das Länderrisiko zu überwachen», sagt Aylin Somersan Coqui, CEO von Allianz Trade. (pd/mc)

Country Risk Atlas

Exit mobile version