Seattle – Amazon hat im vergangenen Quartal dank einer Erholung des Online-Handels und Sparmassnahmen deutlich mehr als erwartet verdient. Der weltgrösste Online-Händler verbuchte einen Gewinn von 6,7 Milliarden Dollar (6,1 Mrd Euro). Das war fast doppelt so viel wie Analysten erwartet hatten. Im Vorjahresquartal hatte Amazon noch zwei Milliarden Dollar verloren. Die Aktie stieg im nachbörslichen Handel um neun Prozent.
Die Corona-Jahre waren für Amazon wie eine Achterbahnfahrt. Zu Beginn der Pandemie wuchs das Geschäft in Zeiten von Lockdowns und geschlossener Einkaufsläden explosiv. Entsprechend brauchte Amazon mehr Leute. Doch dann bestellten die Menschen wieder weniger, Amazon reagierte unter anderem mit Stellenabbau, um die Kosten zu senken. Dazu wurde das Logistik-Netzwerk umgekrempelt.
Das vergangene Quartal zeigt nun, wie sehr Amazon das Kerngeschäft Online-Handel stabilisieren konnte, vor allem im Heimatmarkt. Die Erlöse der Handelsplattform in Nordamerika stiegen um elf Prozent auf 74,4 Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis erreichte 3,2 Milliarden Dollar – nach roten Zahlen von 627 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Das internationale Geschäft konnte den operativen Verlust mit einem Minus von 895 Millionen Dollar nahezu halbieren.
AWS-Gewinn rückläufig
Bei der Cloud-Sparte AWS, einem traditionellen Geldbringer des Konzerns, sank der operative Gewinn um sechs Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. AWS stellt für die Kunden Rechenleistung, Software und Speicherplatz auf dem Netz bereit – alles Dinge, die für Funktionen mit Künstlicher Intelligenz gebraucht werden. Amazon will Kunden überzeugen, dafür seine Cloud-Infrastruktur zu nutzen. Schon jetzt machen KI und maschinelles Lernen einen grossen Teil des AWS-Geschäfts aus. Der Umsatz von AWS stieg im vergangenen Quartal um zwölf Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar.
Im Mittelpunkt des aktuellen Hypes rund um Künstliche Intelligenz steht die sogenannte generative KI. Sie kann wie etwa der populäre Chatbot ChatGPT Texte erstellen – oder aus Beschreibungen Bilder generieren. Dabei braucht die Technologie besonders viel Rechenkapazität. Man wolle AWS zum langfristigen Partner der Kunden bei generativer KI machen, sagte Amazon-Chef Andy Jassy. Zugleich arbeitete «jeder einzelne Geschäftsbereich» von Amazon an eigenen Anwendungen mit generativer KI, betonte er. Jassy deutete an, dass die Technologie auch Amazons Sprachassistentin Alexa verbessern werde.
Amazons Konzernumsatz stieg im Jahresvergleich um elf Prozent auf 134,4 Milliarden Dollar. Das operative Ergebnis sprang von 3,3 auf 7,7 Milliarden Dollar hoch. Amazon übertraf mit den Zahlen die Erwartungen der Analysten. Auch die Prognosen für das laufende dritte Quartal übertrafen die Markterwartungen. Amazon geht von einem Konzernumsatz zwischen 138 und 143 Milliarden Dollar aus. (awp/mc/ps)