Kirk S. Laney, scheidender AMS-CEO. (Foto: AMS)
Unterpremstätten – Der Chiphersteller AMS weist für das zweite Quartal 2015 deutlich verbesserte Kennzahlen aus. Zum angeblich verlorenen Apple-Auftrag äussert sich das Unternehmen nur indirekt und bestätigt gleichzeitig das mittelfristige Umsatzziel. Im nächsten Frühjahr erhält das Unternehmen ausserdem mit Alexander Everke einen neuen CEO.
Die neusten Quartalszahlen von AMS beweisen erneut, wie sehr die Nachfrage nach den Sensoren des Unternehmens angezogen hat. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 59% auf 169,5 Mio EUR. Und auch gegenüber dem Vorquartal nahm er um 11% zu, wie das an der Schweizer Börse kotierte österreichische Unternehmen am Montagabend mitteilte.
So kann das Unternehmen einmal mehr von einem Rekord-Quartal sprechen. Über das gesamte erste Halbjahr stiegen die Verkäufe ebenfalls rasant an, um 68% auf 322,9 Mio EUR. Auf Basis konstanter Wechselkurse hätte das Plus 44% betragen.
Die starke Performance im Bereich «Consumer&Communication», der mittlerweile 71% des Umsatzes ausmacht, erklärt das Unternehmen vor allem mit den Produktlinien Lichtsensoren, Gestensensoren und NFC. Unter anderem liefert AMS Chips an die Smartphonehersteller Samsung und Apple.
Daneben hätten auch die Bereiche Industrie, Medizintechnik und Automotive «attraktive Ergebnisse» erzielt, betont das Unternehmen. Der Umsatz-Anteil von 29% liegt allerdings deutlich unter den vom Management mittelfristig angepeilten 50%.
Lizenzvereinbarung mit strategischem Partner
Keine konkreten Neuigkeiten gab es zum mutmasslich verlorenen Apple-Auftrag. Vor anderthalb Monaten hatten Gerüchte die Runde gemacht, AMS habe Apple als Kunden für Nachfolgeaufträge im Bereich NFC verloren. Aktuell liefern die Steirer einen sogenannten NFC-Verstärker für das iPhone, dank dem das Bezahlen via Smartphone besser funktioniert. Das Gerücht liess die AMS-Aktien im Juni regelrecht abstürzen, seither tendieren sie seitwärts.
Gemäss der Medienmitteilung zum Quartalsabschluss konnte AMS vor kurzem jedoch eine Lizenzvereinbarung für die NFC-Verstärker-Technologie «mit einem strategischen Partner» abschliessen, ohne einen konkreten Namen zu nennen. Einzelne Analysten hatten im Juni gemutmasst, das holländische Unternehmen NXP habe die AMS-Technologie in sein Produkt integriert – und der Auftrag sei somit im Grunde genommen gar nicht verloren gegangen.
Wie auch immer: AMS sieht unverändert «grosses Marktinteresse» für seine NFC-Technologie. Sie werde «merklich» zum erwarteten Umsatz- und Ergebniswachstum der kommenden Jahre beitragen.
Gewinn markant höher
Die Bruttogewinnmarge verharrte im zweiten Quartal mit 56% auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (57%). Dies führte zu einem 84% höheren EBIT von 48,5 Mio EUR (bereinigt um akquisitionsbedingtem Aufwand); die entsprechende Marge kam bei 29% zu liegen. Unter dem Strich verdoppelte sich der Reingewinn beinahe auf 41,8 Mio EUR (VJ 22,2 Mio).
Mit den Quartalszahlen hat AMS die Markterwartungen leicht übertroffen. Der AWP-Konsens für den Umsatz lag bei 168,6 Mio, für den (bereinigten) EBIT bei 44,8 Mio und für den Reingewinn bei 41,7 Mio EUR.
Neuer CEO im März 2016
Nebst den Zwischenergebnissen kündigte das Unternehmen einen CEO-Wechsel an. Der Neue heisst Alexander Everke und soll im März 2016 auf dem CEO-Sessel Platz nehmen. Er werde aber schon im kommenden Oktober ins Unternehmen eintreten und Verantwortung für die Unternehmensstrategie sowie Sales und Marketing übernehmen.
Everke war zuletzt für NXP tätig – also dem Unternehmen, das rund um die Apple-Gerüchte auch auftauchte. Bei NXP habe er verschiedene Managementpositionen inne gehabt. Insgesamt sei der neue CEO seit 24 Jahren im Halbleitergeschäft tätig.
Der bisherige CEO Kirk Laney wird im kommenden Frühjahr die neue Position des Chief Strategist Sensor Solutions übernehmen und für mindestens 18 Monate für die Definition von Sensorlösungen verantwortlich sein, wie es weiter hiess.
Weniger Umsatz im dritten Quartal
Für das dritte Quartal 2015 erwartet AMS laut der Mitteilung einen Umsatz unter jenem des zweiten: Es werde nur noch von 150 bis 155 Mio EUR ausgegangen, hiess es dazu. Das wären rund 10% weniger als zwischen April und Juni. Die Bruttogewinnmarge solle allerdings auf «vergleichbarem» Niveau gehalten werden, während die operative Marge «die Umsatzentwicklung sowie den Aufbau weiterer Ressourcen für Forschung&Entwicklung widerspiegeln» solle.
Mit Blick auf 2016 und die Folgejahre gibt sich das Management jedoch zuversichtlich. Am Ziel, 2019 einen Umsatz von 1 Mrd EUR mit organischem Wachstum zu erzielen, hält das Unternehmen fest.
Neue Fabrik in New York
Dazu soll auch eine neue Produktionsstätte in den USA beitragen. So habe AMS mit dem Staat New York eine Vereinbarung getroffen. Gemäss dieser werde der US-Gliedstaat eine Wafer-Produktion gemäss der Spezifikation von AMS errichten. AMS werde die voll betriebsfertige Fabrik dann für einen Zeitraum von 20 Jahren mieten und müsse nur die operativen Kosten tragen – jedoch keine Abschreibungen vornehmen. Daher seien sehr wettbewerbsfähige Kosten pro Wafer möglich. Die Produktion soll 2017 starten.
Überdies hat das Unternehmen im zweiten Quartal einen Teilbereich von NXP erworben, also der Firma, die rund um die Apple-Gerüchte auftauchte und die bis vor kurzem den neuen CEO beschäftige. Laut den Angaben handelt es sich um sogenannte CMOS-Sensoren. Dies seien Umweltsensoren für relative Feuchtigkeit, Temperatur und Druck. 40 Mitarbeiter seien überkommen worden. Über den Transaktionswert wurde gemäss den Angaben Stillschweigen vereinbart. (awp/mc/ps)