München – Der österreichische Sensor-Spezialist AMS muss sich zunächst mit einer Beteiligung von knapp 60 Prozent an Osram begnügen. Das Unternehmen aus dem steirischen Premstätten konnte in der zweiwöchigen Nachfrist kaum noch zusätzliche Aktionäre des Münchner Lichttechnik-Konzerns zum Verkauf ihrer Aktien bewegen.
Nach einem monatelangen Tauziehen hatte AMS Anfang Dezember mit 59,3 Prozent die Mindestannahmequote von 55 Prozent erreicht. Am Ende stehen nun 59,9 Prozent zu Buche, wie die Österreicher am Donnerstag mitteilten. Als nächstes sollen die AMS-Aktionäre am 24. Januar eine Kapitalerhöhung um 1,65 Milliarden Euro genehmigen, mit der die Übernahme von Osram zum grossen Teil finanziert werden soll.
Normalerweise nutzen passive Investoren wie Indexfonds die Nachfrist, um ihre Papiere anzudienen. Doch ist unsicher, ob Osram angesichts der niedrigen Annahmequote den Nebenwerteindex MDax überhaupt verlassen muss. Wenn nicht, müssten auch die Fonds investiert bleiben. Zudem lag die Osram-Aktie während der gesamten «Zaunkönigfrist» teils deutlich über den von AMS gebotenen 41 Euro, so dass es für die Anleger lukrativer war, am Markt zu verkaufen. Am Donnerstag lagen Osram bei 44,10 Euro.
Genehmigungen ausstehend
Bis AMS die Übernahme tatsächlich unter Dach und Fach hat, dürfte es laut Branchenkreisen bis Mai dauern. So lange könnten die Genehmigungen der Kartellbehörden weltweit auf sich warten lassen. AMS rechnet mit einem Abschluss der Transaktion im Lauf des zweiten Quartals.
Auf der Hauptversammlung von Osram am 18. Februar können die Österreicher jedenfalls nur mit den knapp 20 Prozent abstimmen, die sie direkt aufgekauft hatten. Im zweiten Halbjahr könnten nach früheren Angaben dann die Vorbereitungen für eine Verschmelzung von AMS und Osram beginnen. So lange behält das Traditionsunternehmen eine gewisse Eigenständigkeit.
Doch bei diesem Zeitplan könnten AMS-Chef Alexander Everke Hedgefonds einen Strich durch die Rechnung machen. Denn Everke braucht mittelfristig eine Dreiviertelmehrheit auf der Osram-Hauptversammlung, um Zugriff auf die Finanzmittel des Münchner Traditionskonzerns zu erhalten. Sie sollen AMS helfen, die Kredite für die bis zu 4,6 Milliarden Euro teure Übernahme zu tilgen.
Das wollen die aggressiven Investoren ausnutzen: Sie haben zumindest einen Teil ihrer Osram-Aktien behalten, um im Nachgang eine höhere Abfindung herauszuholen. Vorerst muss AMS aber weniger Schulden machen: 60 Prozent an Osram kosten 2,4 Milliarden Euro. Bis zu 1,65 Milliarden davon sollen durch die Kapitalerhöhung hereinkommen, die von den Banken HSBC und UBS garantiert ist. (awp/mc/pg)