AMS Osram erleidet 2022 grössten Verlust der Firmengeschichte
Unterpremstätten – AMS Osram ist im vergangenen 2022 weiter kräftig im Gegenwind gestanden: Kosten für Restrukturierungen und happige Abschreiber brockten dem Unternehmen den grössten Verlust seiner Geschichte ein. Auch die Aussichten haben sich verdüstert.
Operativ erlitt der Konzern einen Betriebsverlust (EBIT) von 161 Millionen Euro, nachdem der Hersteller von Sensoren und Autolampen im Vorjahr noch einen Gewinn von 197 Millionen Euro eingefahren hatte. Unter dem Strich stand ein Riesenverlust von 444 Millionen Euro nach einem Minus von 32 Millionen im 2021.
Einen fetten Strich durch die Rechnung machte ein grosser Abschreiber von 335 Millionen Euro auf Produktionskapazitäten im Sommerquartal, wie der scheidende Finanzchef Ingo Bank am Dienstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich erklärte. Hinzu kamen Wertminderungen aus Kaufpreisallokationen sowie Integrations-, Ausgliederungs- und Übernahmekosten.
Auf bereinigter Basis ohne diese Kosten wies AMS Osram einen Reingewinn von 124 Millionen Euro aus. Damit hat sich auch das bereinigte Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr (272 Millionen) mehr als halbiert.
Schlussquartal weiter gebremst
Der Umsatz schrumpfte lediglich um 4 Prozent auf 4,82 Milliarden Euro. Grund für den Rückgang seien Verkäufe von Geschäftssparten als Folge der Übernahme von Osram, erklärte Bank. Auf vergleichbarer Basis wäre der Umsatz um 2 Prozent gestiegen.
Im Jahresverlauf 2022 hat sich das Geschäft allerdings immer mehr verlangsamt. Im Schlussquartal sank der Umsatz leicht und der Gewinn stürzte reglrecht ab. Grund dafür waren eine nachlassende Konjunktur, ein schwacher Smartphone-Markt, der lahmende Autosektor sowie die Auswirkungen der Coronapandemie in China.
Trübe Aussichten
Und die Aussichten sehen trübe aus. Für das erste Quartal 2023 sieht AMS Osram eine geschwächte Nachfrage in wichtigen Märkten. So sei die Nachfrage in den Automärkten gebremst, während die Lagerbestandsanpassungen gewisse Anzeichen einer Stabilisierung zeigen würden. Zugleich werde das Consumer- und Industrie-Geschäft des Unternehmens beeinträchtigt durch schwache Volumina bei Smartphones, negative Konjunktureinflüsse und der Coronakrise in China.
Nun werde für das erste Quartal ein Gruppenumsatz von 900 Millionen bis 1 Milliarde Euro und eine bereinigte operative (EBIT) Marge von 4 bis 7 Prozent erwartet. Im Vorjahresquartal hatte AMS Osram noch einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro und eine bereinigte EBIT-Marge von 10,1 Prozent erzielt.
Die Produktions- und Liefervolumina dürften im Startquartal schrumpfen. Ausserdem sei die Entwicklung der Wechselkurse ungünstig und hinzu kommen Umsatzverluste von rund 95 Millionen Euro durch einen Brand bei einem Zulieferer und Verkäufe von Geschäftsbereichen.
«Wir sehen derzeit Merkmale einer Marktkorrektur», erklärte Noch-Konzernchef Alexander Everke, der am 31. März seinen Posten räumt. Auf die Frage, wann der Konzern wieder die Gewinnschwelle erreicht, wollte Finanzchef Bank nicht antworten: «Wir geben keine Prognosen auf IFRS-Basis ab.»
Mittelfristziele nur am unteren Rand erwartet
Zudem stutzte die Firmenspitze die bereits im Herbst gesenkten Mittelfristziele erneut: AMS Osram rechnet nun damit, bis 2024 nur die untere Hälfte der Erwartungsspanne für Umsatz und EBIT-Marge zu erreichen.
Das Unternehmen erwartete damals aufgrund der trüberen konjunkturellen Aussichten und der Inflation einen Umsatz von 4,7 Milliarden Euro mit einer Schwankungsbreite von plus/minus 300 Millionen. Zuvor waren es noch 4,9 Milliarden Euro gewesen. Die EBIT-Marge soll bei 13 Prozent plus/minus 1 Prozentpunkt zu liegen kommen, nachdem das Ziel davor auf «über 15 Prozent» gelautet hatte.
Die Anleger reagierten geschockt: Die AMS Osram-Aktie rasselte bis Handelsschluss 17,3 Prozent in den Keller. (awp/mc/ps)