Premstätten AT – Das Management des Halbleiterherstellers AMS Osram steht einen Tag nach dem Scheitern eines Schlüsselprojekts noch immer unter Schock. Wie gross der Schaden genau ist, bleibt unklar. An der Schweizer Börse wurde das österreichische Unternehmen hart abgestraft.
«Wir waren über den Absprung des Kunden sehr überrascht», sagte AMS Osram-Chef Aldo Kamper am Donnerstag in einer Telefonkonferenz nach Bekanntgabe der Hiobsbotschaft am Vorabend. Wer der Grosskunde ist, teilte das Unternehmen wie für die Branche üblich nicht mit. Laut Marktbeobachtern scheint es aber ein offenes Geheimnis zu sein, dass es sich dabei um Apple handelt.
Gemeinsam mit dem Kunden trieb AMS Osram die Forschung zu nur pixelgrossen LEDs voran, die etwa für Smartwatch-Displays hätten verwendet werden können. Dafür baute der österreichische Konzern eigens eine Fabrik in Malaysia. Die Investitionsausgaben für das Projekt bezifferte CEO Kamper auf rund 1,3 Milliarden Euro.
Gründe im Dunkeln
Bis 2026 hätte die Technologie zum Einsatz kommen sollen. Er sei von der Absage auf dem falschen Fuss erwischt worden, betonte der Konzernchef. «Aus unserer Sicht gab es keine Probleme im Zeitplan», fügte Finanzchef Rainer Irle an. Er könne aber nicht sagen, wie das aus Sicht des Kunden ausgesehen habe.
Ein Analyst der Finanzgruppe Oddo BHF spekulierte indes, dass es nur wenige Gründe gebe, warum der Kunde (Apple), abgesprungen sein könnte. Apple habe die Nutzung der Technologie entweder als zu teuer erachtet oder nicht als vorrangig für den Zeithorizont bis 2026. Oder der US-Techgigant habe einen anderen Lieferanten gewählt, wobei auch möglich sei, dass Apple gleich selbst die Technologie weiterentwickeln wolle.
Wachstumstreiber weg – riesiger Abschreiber
Klar ist aber, dass für AMS Osram ein wichtiger Wachstumstreiber weggefallen ist, der so schnell nicht ersetzt werden kann. CEO Kamper betonte aber auch, dass sich an den mittelfristigen Wachstumsaussichten nichts Gravierendes geändert habe. «Unsere anderen Geschäftsteile sind gesund», sagte er.
Konkret hat das Unternehmen den mittelfristigen Wachstumsausblick denn auch nur relativ gering auf 6 bis 8 Prozent gesenkt (zuvor 6-10%). Für das laufende Jahr geht Unternehmen von einem Negativeinfluss auf den Betriebsgewinn (adj. EBIT) von 30 bis 50 Millionen Euro aus.
Welche Teile der Fabrik in Malaysia und der Produktionsausrüstung nun allenfalls noch verkauft werden können und welche abgeschrieben werden müssen, bleibt derweil noch unklar. Auch inwiefern die bereits erzielten Forschungsresultate noch kapitalisiert werden könnten, indem sie etwa in anderen Geschäftsbereichen zum Einsatz kämen, konnte das Management nicht sagen.
Einer ersten Schätzung zufolge beziffert das Unternehmen die Abschreibungen allerdings auf 600 bis 900 Millionen Euro. Das wäre etwa die Hälfte bis Dreiviertel der Investitionssumme von 1,3 Milliarden.
Finanzielle sieht sich AMS Osram aber weiterhin solide aufgestellt, auch um künftige Projekt zu finanzieren, wie CFO Irle betonte. Ein anderes Projekt dieser Grössenordnung im Bereich der Micro-LED-Technologie erachtet das Management aber zumindest auf kurze Frist nicht als wahrscheinlich. Zumindest gebe es nichts konkretes, so Irle. Man habe sich bisher auch einzig auf das nun geplatzte Projekt konzentriert. Allgemein bestehe aber durchaus Interesse an der Technologie.
Kurssturz an der Börse
Auch Analysten sahen in der Mirco-LED-Technologie zwar nicht den Haupttreiber für den mittelfristigen Umsatz, aber doch einen wichtigen Wachstumsmotor, wie es etwa bei der britischen Bank Barclays heisst. Diverse Analysten haben die Aktie denn auch herabgestuft. Er könne seine bisherige Kaufempfehlung nicht mehr aufrechterhalten, schrieb etwa der zuständige Analyst der Bank Vontobel.
Der Aktienkurs rasselte denn auch in den Keller. Im Tief verloren die Titel am (heutigen) Donnerstag gut 45 Prozent. Um 14.12 Uhr notieren sie noch immer um fast 39 Prozent im Minus bei 1,35 Franken. (awp/mc/ps)