Unterpremstätten – Der Sensorenhersteller AMS hat 2017 den Umsatz beinahe verdoppelt, und im laufenden Jahr soll es in ähnlichem Stil weitergehen. Auch für die Jahre danach sind die Wachstumsaussichten laut dem Management rosig. Gegen Ende 2017 kam zudem die Profitabilität in der Nähe der mittelfristigen Zielhöhe zu liegen. An der Börse herrscht Freude.
Kaum eine Gesellschaft wächst wie AMS. Das an der SIX kotierte österreichische Unternehmen steigerte den Umsatz 2017 um 93% auf 1,06 Mrd EUR. Vor allem gegen Ende Jahr kam Schwung ins Geschäft, wie der Umsatz von 470,3 Mio EUR im Schlussquartal zeigt.
Hinter diesem Wachstum steht ein Produkthochlauf, wie er laut CEO Alexander Everke noch kaum je stattgefunden hat. So wurden in den neuen Fabriken in Singapur im Verlauf des Jahres rund 8’000 Mitarbeiter angestellt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dort insbesondere Komponenten für führende Smartphonehersteller produziert werden. Apple ist dabei mit einem Anteil von gegen 40% der mit Abstand grösste Kunde.
Der «Megatrend» im vergangenen Jahr seien 3D-Lösungen gewesen, wie sie im neusten iPhone verbaut werden. «Nun kommen auch viele andere Hersteller auf uns zu, die etwas Ähnliches wollen», so der CEO. Aber auch andere Produktkategorien, etwa Sensoren zur Farbsteuerung von Bildschirmen oder zur Geräuschunterdrückung in Kopfhörern hätten zum Wachstum beigetragen.
EBIT-Löwenanteil im Q4
Mit dem Wachstum verbesserte AMS die Profitabilität. So wird für das Gesamtjahr ein EBIT (bereinigt) von 168,7 Mio (+74%) und eine Marge von 15,9% ausgewiesen, für das vierte Quartal allein waren es 128,5 Mio EUR rsp. 27,3%.
Der Reingewinn sank derweil um knapp 14% auf 88,7 Mio EUR. Bereinigt um Wertänderungen des Optionenbestandteils der Wandelanleihe hätte jedoch ein deutliches Plus von 24% resultiert, wurde betont.
Gleichwohl sollen die Aktionäre «dank der guten Geschäftsentwicklung» eine höhere Dividende von 0,33 Cent pro Aktie erhalten (VJ 0,30).
Grossaufträge für Zeit ab 2021
Die Wachstumsgeschichte soll ähnlich weitergehen. Für das erste Quartal 2018 stellte das Management einen Umsatz in der Grössenordnung von 440 bis 490 Mio USD (Rechnungslegung ab Q1 in USD!) in Aussicht, wobei eine (bereinigte) EBIT-Marge von 17% bis 20% angepeilt wird. Gleichzeitig erwartet das Management ein «sehr starkes zweites Halbjahr».
Mittelfristig – von 2016 bis 2019 – peilt AMS bekanntlich eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 60% an, womit der Umsatz 2019 bei über 2,7 Mrd USD zu liegen kommen soll. Ab 2019 soll die EBIT-Marge zudem 30% betragen.
Zuversicht verströmte das Management aber vor allem auch für die Zeit danach. Unter anderem wurde über einen Grossauftrag eines «globalen Automotive-Systemlieferanten» für eine Anwendung im Bereich des autonomen Fahrens berichtet. Mit einem Produktionsanlauf sei ab 2021 zu rechnen. Und es sei mit einem Umsatz über die Lebensdauer von mehr als 500 Mio USD zu rechnen.
Um zu wachsen, wirft das Management allerdings auch massiv viel Geld auf. Im letzten Jahr investierte die Gesellschaft 582 Mio EUR, im laufenden Jahr sollen es 600 Mio USD sein. Die Investitionen waren auch ein Grund für die gut dreimal so hohe Nettoverschuldung zum Jahresende (865,8 Mio EUR).
Kleine Akquisition
Als Wachstumsbeschleuniger bezeichnete das Management zudem die gleichentags angekündigte Übernahme des kleinen Westschweizer Unternehmens KeyLemon, das auf 3D-Gesichtserkennung spezialisiert ist. Finanzielle Angaben dazu wurden nicht gemacht.
Die Übernahme soll nicht die letzte gewesen sein. Denn die Erlöse einer neuen Wandelanleihe mit einem Volumen von 600 Mio EUR sollen hauptsächlich für Akquisitionen verwendet werden, wie die AMS-Chefs sagten.
In Zukunft dürfte AMS eine weitere Quelle für Finanzierungen haben. Derzeit wird eine Zweitkotierung an der Hongkonger Börse evaluiert, wobei die Wahrscheinlichkeit «sehr hoch» sei, dass diese Tatsache werde.
An der Börse kamen vor allem die konkretisierten Wachstumsaussichten gut an. AMS legten am Berichtstag in einem äussert schwachen Gesamtmarkt um 13% zu. (awp/mc/ps)