(Foto: Apple)
Cupertino – Apple hat Zweifel an der Stabilität seines neuen grossen iPhone-Modells zurückgewiesen und erstmals einen Blick in sein Testlabor gewährt. Lediglich neun Kunden hätten sich bisher über verbogene Geräte des Modells iPhone 6 Plus beschwert, erklärte der Konzern am Donnerstagabend. Die Gehäuse der Geräte seien aus gehärtetem Aluminium hergestellt und auf alltagstypische Belastungen getestet worden. Sie seien zudem an mehreren Stellen mit Titan und rostfreiem Stahl verstärkt.
In den vergangenen Tagen hatte es im Internet Berichte über iPhones gegeben, die sich in der Hosentasche verformt hätten. Ausserdem sorgte ein Video für Aufsehen, in dem ein iPhone 6 Plus augenscheinlich mit blossen Händen verbogen wurde.
Über 10 Millionen iPhone 6 verkauft
Apple hatte allein am ersten Wochenende über zehn Millionen Geräte der beiden neuen Modelle iPhone 6 und des grösseren iPhone 6 Plus verkauft. Wie viel davon auf welchen Typ entfällt, wurde bisher nicht bekannt.
Seltener Blick ins Testlabor
In einem ungewöhnlichen Schritt für den traditionell geheimniskrämerischen Konzern erlaubte Apple am Donnerstag zudem einigen Journalisten Einblicke in sein Labor in Cupertino, wo die Stabilität der iPhones geprüft wird. Dazu gehörten die Technologieblogs «Recode» und «The Verge». In dem Labor wird unter anderem simuliert, was mit einem iPhone passiert, wenn man sich draufsetzt, wie Apple erläuterte. Dabei werde sowohl weicher als auch harter Untergrund ausprobiert.
Der «Drei-Punkt-Verbiegetest»
Ausserdem gibt es dort einen «Drei-Punkt-Verbiegetest», bei dem auf das iPhone in der Mitte Druck ausgeübt wird, während es auf der Ober- und Unterkante gestützt wird. Dabei sei ein iPhone 6 Plus unter einem Gewicht von 25 Kilogramm nicht dauerhaft verbogen, berichteten die Reporter. Es habe zwar unter dem Druck leicht nachgegeben, sei dann aber in die ursprüngliche Form zurückgekehrt.
Wenn ein Nutzer allerdings sehr viel Kraft an einigen nicht für Alltagsbelastungen typischen Stellen anwende, könne das iPhone verbiegen, erklärte Apples Chef für Geräte-Entwicklung, Dan Riccio. «Am Ende ist es so, dass wenn man genug Kraft aufwendet, um ein iPhone – oder jedes andere Telefon – zu verbiegen, es sich verformen wird», sagte Riccio dem Blog «The Verge». Bei zwei weiteren demonstrierten Tests wurde ein Gewicht von zehn Kilogramm auf kleiner Fläche in die Mitte des iPhone-Rückens gedrückt sowie die Kanten der Apple-Geräte von Maschinen belastet.
15’000 Geräte getestet
Nach Angaben von Apple gingen vor dem Marktstart jeweils rund 15 000 Geräte der Modelle iPhone 6 und iPhone 6 Plus durch verschiedene Tests. Neben Maschinen werden dabei auch Apple-Mitarbeiter als Tester im Alltag eingesetzt. Die neue Generation ist dünner als bisherige iPhones.
iOS 8.0.2 soll Probleme beheben
In der Nacht zum Freitag bekam Apple schliesslich auch die Probleme bei seinem iPhone-Betriebssystems iOS in den Griff. Das Unternehmen stellte die Version iOS 8.0.2 zur Verfügung, die nach ersten Testberichten bisherige Fehler behebt. Die am Mittwoch veröffentlichte Version iOS 8.0.1 hatte einige Fehlfunktionen des neuen Systems iOS 8 korrigieren sollen – sorgte dabei aber selbst für noch grössere neue Probleme. So beklagten sich Nutzer, ihre Telefone hätten sich nicht mehr in Mobilfunk-Netze einwählen können und der Fingerabdruck-Sensor habe nicht mehr funktioniert. Laut Medienberichten waren rund 40 000 iPhone-Nutzer betroffen. Apple entschuldigte sich.
Die Apple-Aktie, die am Vortag inmitten der Spekulationen fast vier Prozent verloren hatte, startete in den US-Handel mit einem leichten Plus. (awp/mc/pg)
The Verge: Inside the building where Apple tortures the iPhone 6